Menschen in größeren Städten kennen das Phänomen: Man platziert ungeliebte, aber noch brauchbare Gegenstände vor der Haustür und bereits wenige Minuten später hat das ausrangierte Objekt einen neuen Besitzer gefunden. Am Campus Landau hat sich mit dem Treppenflohmarkt im K-Gebäude ein ähnliches Phänomen etabliert. Uniblog-Reporterin Constanze Schreiner hat den Selbstversuch gewagt und ein ausgesprochen hässliches Deko-Objekt dort deponiert.
Die gläserne Schiebetür des K-Gebäudes öffnet sich. Es geht links vorbei am Aufzug in den ersten Stock, acht Treppen hoch, und schon steht man vor dem kleinsten Dauerflohmarkt am Campus Landau: Bei meinem ersten Besuch liegen dort vor allem Bücher. Mein Favorit ist der Titel „Eine ungehorsame Frau“. Aber auch Kosmetikprodukte wie Nivea-Creme und diverse Handcremes tummeln sich dort. Ich rieche an der Sorte „Weiße Schokolade“ – und dank der stechenden Süße, die mir entgegen schlägt, ist mir klar, warum sein Besitzer oder seine Besitzerin keinen Gefallen daran finden konnte. Eine Woche später ist die Creme tatsächlich weg. Dafür offeriert der Treppenflohmarkt neben einem Brita Wasserfilter eine cognacfarbene Handtasche, einen Schulkalender fürs nächste Schuljahr und ein olivgrünes Baumwollkleid in Größe 44.
Wie alles begann
Begonnen hat der Treppenflohmarkt schon vor über einem Jahr. Psychologieprofessor Wolfgang Schnotz ging nach vielen Jahren an der Uni in Landau in den Ruhestand. Beim Ausmisten seines Büros im ersten Stock des K-Gebäudes fand er etliche Bücher, die er nicht mitnehmen wollte, und legte sie kurzerhand auf den Fenstersims im Treppenhaus. Das war der inoffizielle Startschuss des Treppenflohmarkts. Von Dekoartikeln, Schminutensilien, über Damenunterwäsche und Schuhen bis hin zum Katzenkratzbaum war schon so einiges dabei. Das erstaunlichste aber ist: Alles kommt weg.
Ein Selbstversuch
Mit einem nicht ganz so hübschen Deko-Objekt wage ich den Test. Wie lange wird es dauern, bis sich ein neuer Besitzer für dieses schreckliche Ding findet? Mein Test startet morgens um 10 Uhr. Und tatsächlich: Als ich mich um 12.30 Uhr auf den Weg zur Mensa mache und der Bermuda-Treppe gespannt einen Besuch abstatte, sehe ich: Der Deko-Kitsch ist schon weg. Allerdings liegt es am nächsten Tag wieder dort. Zu früh gefreut? Wieder lasse ich die Zeit für mich arbeiten: 48 Stunden später ist das Stehrümchen erneut verschwunden – und taucht auch nicht mehr auf. Ich hoffe, der neue Besitzer freut sich darüber.
Constanze Schreiner