Uni-Menschen

Was macht eigentlich der Hochschulrat?

Das Uni-versum ist riesig. Heute klären wir die Frage: Was sind eigentlich die Aufgaben des Hochschulrats?

Das Uni-versum ist riesig. Heute klären wir die Frage: Was sind eigentlich die Aufgaben des Hochschulrats?

Prof. Dr. Armin B. Cremers ist seit der Konstituierung des Hochschulrates der Universität Koblenz-Landau im Jahr 2004 Mitglied. Der Hochschulrat ist neben dem Senat und dem Kuratorium eines der zentralen Gremien. UniBlog sprach mit Cremers über die Anfangsjahre und große Entscheidungen.

Sie sind seit der Gründung des Hochschulrates vor zehn Jahren mit dabei. Machen Ihnen die Aufgaben noch Spaß?

Bestimmt. Aber wie heißt es so schön: „Was man nicht ernst nimmt, macht bald auch keinen Spaß mehr.“

Was macht ein Hochschulrat eigentlich?

Die Aufgaben des Hochschulrats sind im Hochschulgesetz festgelegt. Er berät und unterstützt die Universität in allen wichtigen Angelegenheiten, wie zum Beispiel bei Fragen der Profilbildung. Und dann sind da noch Vorhaben und Maßnahmen, die, bevor sie umgesetzt werden können, der Zustimmung des Hochschulrats bedürfen. Das gilt zum Beispiel für die Errichtung oder die Aufhebung wissenschaftlicher Einrichtungen. So hat der Hochschulrat im Sommersemester 2014 über die Friedensakademie Rheinland-Pfalz beraten, ein Projekt, dem der Hochschulrat guten Gewissens zustimmen konnte. Auch die Grundordnung und deren Änderungen brauchen das Okay des Hochschulrats. In Sachen Haushalt ist die Zustimmung des Hochschulrats gefragt – nicht im „Tagesgeschäft“, aber wenn es um die grundsätzlichen Regelungen geht, nach denen Stellen und Mittel an der Universität verteilt werden.

Grundsatzdiskussionen werden natürlich auch immer dann geführt, wenn dem Hochschulrat ein neuer Entwicklungsplan für die Universität vorgelegt wird. Im Mai haben wir die „Entwicklungslinien 2020“ und das Programm „Profil3“ beraten. Damit werden wichtige Weichenstellungen für die Zukunft vorgenommen. In welche Richtung diese Weichen gestellt werden, ist ja keineswegs alternativlos. Hier hat der Hochschulrat grundlegende strategische Festlegungen im Interesse der Universität zu hinterfragen und mit zu entwickeln, denn der Wettbewerb zwischen den Hochschulen nimmt zu und die Ressourcen der Universität sind begrenzt.

Von Vorteil ist hier die Zusammensetzung des Hochschulrats. Die Hälfte der zehn Mitglieder gehört nicht der Hochschule an. Deren „Blick von außen“ auf die Universität ist immer sehr hilfreich. Das habe ich auch bei vielen anderen Beratungen immer wieder erlebt. Übrigens ist der Hochschulrat auch bei einer sehr wichtigen Personalentscheidung gefordert, der Wahl des Präsidenten. Der wird zwar vom Senat gewählt, aber die Wahlvorschläge unterbreitet der Hochschulrat. Das heißt, wir prüfen zunächst alle Bewerbungen und entscheiden dann über die Wahlvorschläge.

Der Hochschulrat hat vielfältige Aufgaben. Sehen Sie sich eher als Kontrolleur oder auch als Ideengeber?

Das ist eine Frage, die nicht nur mich, sondern alle Mitglieder des Hochschulrats betrifft. Die, wenn Sie so wollen, heterogene Zusammensetzung des Hochschulrats – meine Kolleginnen und Kollegen kommen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften, Verbänden und aus dem Bereich Medien und Kultur – prädestiniert uns geradezu als Ideengeber, da wir unterschiedliche Perspektiven, berufliche Erfahrungen und Know-how einbringen können. Ich denke, diese kreative Vielfalt war wohl auch so vom Land gewollt, als 2003 Hochschulräte eingeführt wurden. Schließlich hat der Hochschulrat, wie schon erwähnt, eine wichtige Beratungsfunktion.

Die Zustimmungspflicht bei verschiedenen Angelegenheiten der Universität deutet natürlich auch in eine etwas andere Richtung. So können Beschlüsse, die zuvor vom Senat getroffen wurden, nochmals vor der Umsetzung überprüft werden, gewissermaßen einem finalen Check unterzogen werden. Aber, um es deutlich zu sagen, ich sehe mich nicht als Revisor oder Controller. Die Zusammenarbeit zwischen Hochschulrat und Universitätsleitung ist konstruktiv und als Vorsitzender werde ich auch häufig in Vorberatungen mit einbezogen.

Wie viel Zeit investieren Sie in diesen ehrenamtlichen Job?

Darüber habe ich, abgesehen von einem Terminkalender, nicht Buch geführt. Da gibt es die Vor- und Nachbereitung sowie Leitung von Sitzungen mit durchschnittlich drei bis vier Sitzungen pro Jahr, die Teilnahme an Sitzungen der Gruppe der rheinland-pfälzischen Hochschulratsvorsitzenden, je nach Bedarf Gespräche mit der Hochschulleitung, meine gelegentliche Teilnahme an Sitzungen anderer Hochschulgremien, zum Beispiel der Hochschulentwicklungskommission und, wie erwähnt, des Präsidialkollegiums. Besonders gern nehme ich auch an wissenschaftlichen Tagungen oder anderen Veranstaltungen der Universität teil, etwa des Frank-Loeb-Instituts in Landau.

Was war die größte Entscheidung der vergangenen Jahre?

Es ist schwer, eine bestimmte Entscheidung hervorzuheben. Von besonderer Bedeutung für die gesamte Universität waren sicherlich die Beschlüsse zu den Entwicklungsplänen der Universität 2004 und 2014, zur Teilgrundordnung Qualitätssicherung und -entwicklung in Studium und Lehre und zum Mittelverteilungsmodell.

Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an die Zukunft der Universität Koblenz-Landau denken?

Der neue Hochschulrat ist auf fünf Jahre gewählt beziehungsweise berufen worden. Blicken wir also gemeinsam nach vorn: Als mittelgroße Universität ist die Universität Koblenz-Landau in der Hochschullandschaft anerkannt und hat sich weiter erfolgreich im Wettbewerb der Universitäten platziert. Auf der Basis ihrer neu fokussierten Profillinien: Mensch, Bildung, Umwelt ist sie ein Ort national und international renommierter Forschung, verbunden mit einem Lehrprogramm von hoher Qualität.

Sie hat die Standort-Chancen an beiden Campi für eine Verzahnung in die Wissenschafts- und Wirtschaftsregionen des nördlichen Mittelrheins sowie der Südpfalz vorzüglich genutzt und gestaltet die positive Entwicklung beider Landesteile kulturell und wirtschaftlich entscheidend mit. Ihre Attraktivität für in- und ausländische Studierende sowie Wissenschaftler hat die Universität stetig und engagiert gesteigert. In zahlreichen erfolgreichen Start-ups zeigt sich ihre entschieden ausgeprägte Gründerkultur.

Giovanna Marasco

Vita: Armin B. Cremers

 Prof. Dr. Armin CremersArmin B. Cremers wurde 1972 in Mathematik an der Universität Karlsruhe promoviert, wo er sich anschließend für Informatik habilitierte.

Nach Lehrtätigkeiten in Karlsruhe sowie als Assistant Professor an der University of Southern California in Los Angeles wurde er 1976 Ordinarius an der Universität Dortmund.

1990 ging  er  als Direktor an das Institut für Informatik der Universität Bonn, wo er die Forschungsgruppe Künstliche Intelligenz und Robotik begründete und bis zu seiner Emeritierung 2014 leitete.