Akten wälzen und kontrollieren, ob alle Vorgänge ordnungsgemäß vonstatten gehen – so stellt man sich die Arbeit eines Sachbearbeiters im Hochschulprüfungsamt vor. Michelle Grieshaber ist das Gegenteil eines Verwaltungsklischees und hilft gerne den Studierenden, die sich mit ihren Fragen an sie wenden.
Die Tür zu Michelle Grieshabers Büro ist offen. Sie sitzt mit einem strahlenden Lächeln hinter ihrem Schreibtisch. “Ich weiß noch nicht, was mich heute erwartet”, sagt sie. Für die 27-Jährige ist jeder Arbeitstag anders. “Man kommt morgens ins Büro und lässt sich überraschen, was der Tag bringt”, erzählt sie. Die Arbeit im Hochschulprüfungsamt richtet sich nach den verschiedenen Phasen des akademischen Jahres, in denen bestimmte Dinge zu tun sind. Zum Semesterende hat Grieshaber zum Beispiel mit Fragen zum allgemeinen Prüfungsverfahren hinsichtlich der Prüfungsordnung, Abgabe und Weiterleitung von Abschlussarbeiten zu tun.
Außerdem bearbeitet sie Anträge auf Anerkennung von Vorstudienleistungen der Bewerber für das bevorstehende Semester. “Klar wiederholen sich die Aufgaben, aber man macht trotzdem jeden Tag etwas anderes”, sagt sie und zeigt auf die Unterlagen und Akten in ihrem Büro.
Nach ihrer Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten in Bonn arbeitete die damals 19-Jährige beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Berlin. “Doch dann war meine Sehnsucht nach der Heimat so groß, dass ich mich in Koblenz beworben habe”, erinnert sie sich. Als die Universität Koblenz-Landau sie im November 2011 einstellte, zog Grieshaber zurück nach Bad Breisig. Die Familie ist ihr wichtig: “Ich habe drei Geschwister und wir sehen uns oft, verbringen viel Zeit miteinander.”
Mehr als nur Papierkram
Fast sieben Jahre arbeitet Grieshaber schon beim Hochschulprüfungsamt. Seitdem wächst das Angebot der Studiengänge, auch der internationalen. “Seit wir zum Beispiel den Master in Mathematical Modeling of Complex Systems haben, kommen auch viele ausländische Studierende zu uns”, berichtet Grieshaber. Der Kontakt mit den Studierenden macht der jungen Sachbearbeiterin am meisten Spaß. Täglich erreichen Grieshaber Anliegen von Studierenden am Telefon, per E-Mail oder persönlich. Ob Fragen zur Prüfungsordnung, zu Leistungsnachweisen oder die Anmeldung und Abgabe von Abschlussarbeiten: “Man muss ein offenes Ohr haben und gut beraten. Die Studierenden sollen gerne herkommen und sich auf meine Aussagen verlassen können”, erzählt Grieshaber. Zu den Sprechzeiten kommen Studierende zum Beispiel zur Klausureinsicht. “Da kommt man schon mal ins Gespräch”, weiß Grieshaber. “Wenn jemand zum Beispiel denkt, mit dem Drittversuch sei das Studium vorbei, versuche ich, denjenigen aufzubauen und erkläre die Möglichkeiten.” Solche Fälle nimmt Grieshaber manchmal gedanklich mit nach Hause. Die Beratung ist für sie trotzdem das Schönste an ihrem Job: “Man begleitet die Studierenden ein Stück durch ihr Leben.”
Nach der Arbeit geht Grieshaber ab und zu ins Fitnesstudio oder Schwimmen. “Ich bin aber eigentlich nicht so sportlich”, gesteht sie lachend. An der Pinnwand in ihrem Büro hängen neben zahlreichen Urlaubsbildern auch Karten von Fußballspielen. “Eigentlich bin ich Gladbach-Fan, aber man schaut dann trotzdem auch mal andere Mannschaften an.” Ob Borussia Dortmund, Bayern München oder Real Madrid – wenn sie spontan eine Karte bekommt, fährt Grieshaber begeistert ins Stadion.
Lisa Engemann