Der siebte Landauer Poetry-Slam war ein voller Erfolg. Die Plätze des Universum Kinocenters waren voll belegt und das Publikum begeistert von den jungen Wortakrobaten.
Schon um 19 Uhr bildete sich eine große Menschentraube vor dem Universum. Ausverkauft waren die 600 Plätze schon vor Tagen. Jeder, der eine Karte hatte, stürmte die kleine Eingangshalle und ließ sich mit dem Strom ins Saalinnere treiben, um sich einen guten Sitzplatz zu ergattern. Erst eine Stunde später begann das wortreiche Spektakel. „Das ist ein Slam, da fängt man nicht pünktlich an“, erklärte Moderator Hans Ludwigsburg zu Beginn und verteilte gleich noch ein paar Handyverbote unter der Androhung, den Anruf persönlich entgegen zu nehmen.
Atemloses Lachen und stilles Nachdenken
In der Vorrunde traten acht Gäste gegeneinander an, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Den Anfang machte das Landauer Eigengewächs Indiana Jonas mit einem bissigen Text über seine angeborene Trägheit, den Wettlauf mit den Konkurrenten, den ersten Kuss mit Florence bzw. mit Florentz – mit „tz“ geschrieben -, um die Kanten ihres Charakters besser heraus zu stellen. Danach begeisterten Peter Parkster, Svenja Gräfen, Philipp Herold und Marvin Suckut. Aus ganz Süddeutschland waren sie angereist, versetzten das Publikum mit ihren Texten abwechselnd in atemloses Lachen und in stilles Nachdenken. Sie berichteten von der Liebe zum Chaos, gekrümmten Lebenswegen, von Pärchenabenden mit Rollentausch und verzweifelter Frauensuche auf unseriösen Internetseiten und enttäuschendem Speed-Dating.
Ins Finale schaffte es zuerst Jule Weber. Mit ihrer Erzählung von sich übergebenden Prinzessinnen, pädagogisch ungebildeten Jogginghosenträgern und unnötigen Notenschlüsseltattoos forderte sie dazu auf, öfter den Mut zu finden, um zu sagen, was man denkt. In der Endrunde dabei war auch Philipp Scharri aus München mit seinem Gangsterrap aus Sicht eines Hippies. Spätestens, als er das Lied „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich“ in seinen Hippie Hop einbaute, war klar, dass der Sozialpädagoge ins Finale gehört. Aaron Schmitt war der Dritte unter den Finalisten. Mit einem Gedicht, das nur von Händen handelte und auch pantomimisch ein guter Auftritt gewesen wäre, schaffte er es, das Publikum zu überzeugen.
Umrandet wurde die Veranstaltung mit Musik von Tino Bomelino. Als „Opferlamm, das außer Konkurrenz steht“, wie Moderator Hans erklärte, läutete er den kreativen Wettkampf ein. Der Stuttgarter Soundkünstler Bormelino begann seinen Auftritt mit einem Rasierapparat, einem Mikro und einer Loop-Maschine. Das trottelige Auftreten, das an den jungen Helge Schneider erinnerte, täuschte allerdings nicht über die Bissigkeit seiner Liedtexte hinweg. Immer knapp unter der Gürtellinie trafen seine Witze. Statt leichter Hintergrundmusik lieferte Tino einen eigenen kabarettistischen Auftritt – zur Freude seines Publikums.
Mit Ernst zum Gewinn
Die Publikumsentscheidungen waren sowohl in der Vorrunde wie im Finale knapp. Der zum Applaus-O-Meter gewordene Hans forderte wiederholt nach Beifall, um die Zuhörertendenzen einfangen zu können. Am heftigsten klatschte das Publikum schließlich für Jule Weber. Mit ihren Texten, die zwar durchaus humoristische Züge beinhalten, aber ernste Themen behandeln, gewann sie schnell die Herzen der Zuhörer. Im Finale überzeugte sie mit einem Text über das Mutter-Sein, den sie eigentlich gar nicht schreiben wollte. Gut, dass sie es doch getan hat.
Rosa Stecher
Was ist ein Poetry Slam?Ein Poetry-Slam ist eine neue Form der Lesung, bei dem Künstler ihre Texte präsentieren. Im Gegensatz zur klassischen Lesung stehen die Teilnehmer im Wettkampf miteinander und interagieren stärker mit dem Publikum, das später den Gewinner bestimmt. Die Auftrittszeit ist in Landau auf sechs Minuten begrenzt und auch hier entscheidet die Lautstärke des Beifalls über das Weiterkommen der Poeten. Seit 2008 finden in Landau Poetry-Slams statt, die von Dr. Anja Ohmer zufällig durch ein Slam-Seminar am Campus Landau initiiert wurden. Seitdem füllt die Veranstaltung regelmäßig die Sitzreihen des größten Kinosaals der Südpfalz. Slam verpasst? Kein Problem! Wer den Poetry-Slam verpasst hat, kann ihn sich bei Arte ansehen. |