Wer sich für einen Zwei-Fach-Bachelor entscheidet, der schlägt einen individuellen Weg ein und kann seine berufliche Zukunft flexibel gestalten. Damit die Reise durchs Studium nicht in eine Sackgasse führt, bietet das Kompetenzzentrum für Studium und Beruf (KSB) eine Orientierungshilfe auf dem Weg zum Studienabschluss: Das Projekt “Studieren mit Profil” (SmP) veranstaltet Einzelcoachings, Workshops und Portfolioarbeit und unterstützt Studierende so bei persönlicher Zielfindung und langfristiger Berufsorientierung.
Die berufliche Laufbahn von Zwei-Fach-Bacheloranden ist häufig nicht vorprogrammiert, deswegen fördert das curricular verankerte Projekt „Studieren mit Profil“ Selbstreflexion und Persönlichkeitsentwicklung schon während des Studiums. Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Petra Claudius, Ruth Rehfisch und Ines Obenauer bilden an den Standorten Landau und Koblenz das SmP-Team um die KSB-Geschäftsführerin und Projektleiterin Dr. Irene Lamberz. „Das Interessante am Zwei-Fach-Bachelor ist, dass man seinen Neigungen nachgehen kann und grade dadurch eine Nische füllt. Studierende können sehr unterschiedlich gelagerte Interessen verfolgen und am Ende kommt ein ganz besonderes Profil dabei heraus“, berichtet Lamberz.
Die Idee hinter dem Angebot: Aufgrund der breiten Wahlmöglichkeiten brauchen die Zwei-Fach-Bacheloranden eine stärkere Orientierungshilfe – diese Hilfe heißt „Studieren mit Profil“. Dabei werden die Studierenden individuell begleitet. Neben der Reflexion von Entscheidungsprozessen im Studium wird in den Coachings auch die Persönlichkeitsbildung berücksichtigt. Lamberz: „Das Studium ist eine Phase, in der viele Persönlichkeitsentwicklungsprozesse stattfinden. Diese Phase wollten wir nutzen, denn durch Selbstreflexion können gute Studienentscheidungen getroffen werden.“ Das sei sehr vorteilhaft für den Berufseinstieg. „Wenn ich weiß, wer ich bin und was ich kann, kann ich mich natürlich viel besser auf dem Arbeitsmarkt behaupten.“
Breites Angebot an Basisfächern
Im Wintersemester 2012 startete der Zwei-Fach-Bachelor an der Universität Koblenz-Landau. Seitdem können Studierende nach ihren eigenen Wünschen zwei grundständige, gleichberechtigte Studienfächer belegen und spezielle Schwerpunkte setzen. Momentan stehen dafür am Campus Koblenz 13 Basisfächer zur Auswahl, in Landau können sich Studierende aus 16 Fächern für zwei Basisfächer entscheiden. Und die beliebtesten Kombis? Am häufigsten wurde am Campus Koblenz das Fach Psychologie mit Soziologie oder Management/Ökonomie gewählt. Außerdem belegten viele Studierende die Verbindung von Management/Ökonomie und Soziologie. In Landau ist das Fach Betriebspädagogik/Personalentwicklung heiß begehrt und wird häufig um die Basisfächer Wirtschaftswissenschaften, Erziehungswissenschaften oder Anglistik ergänzt.
Der Zwei-Fach-Bachelor macht auch außergewöhnlichere Kombinationen möglich. Ruth Rehfisch, Wissenschaftliche Mitarbeiterin von Studieren mit Profil am Campus Koblenz, berichtet: „Eine von mir betreute Studentin wusste schon sehr genau, dass sie Musiktherapeutin werden möchte. Das Fach gibt es in Deutschland aber kaum. Sie hat sich dann gezielt den Zwei-Fach-Bachelor Musik und Psychologie an unserer Universität ausgesucht, weil auch Praxisanteile vorgesehen sind, die sie gezielt nutzt und auf ihre Wünsche anpasst.“ Ungewöhnliche und kreative Fächerverknüpfungen wie Musik und Management ermöglichen Studierenden beispielsweise einen Berufseinstieg im Bereich Eventmanagement. Wer zum Beispiel Management mit Anglistik verknüpft, kann später Fuß in der Tourismusbranche fassen. Nebenbei fördert das fachübergreifende Studium auch den interdisziplinären Austausch an der Universität.
Kompass-Workshop und 360°-Coaching
Studieren mit Profil ist ein Vorzeige-Projekt. Nirgendwo sonst in Deutschland können Studierende von curricular verankerten Einzelangeboten profitieren und individuelle Ziele zu erarbeiten. Lamberz: „Von sehr vielen Hochschulen wird SmP als das Nonplusultra betrachtet und wir sind stolz, es anbieten zu können.“ Das exklusive Angebot baut eine Brücke zwischen fachbezogenen Überlegungen und persönlichen Wünschen und Zielsetzungen. Durch die kontinuierliche Betreuung während des Studienverlaufs entsteht ein vertrauensvolles Arbeitsverhältnis zwischen den Studierenden und den Coaches. SmP-Mitarbeiterin Ruth Rehfisch erklärt: „Im ersten und zweiten Semester gibt es ein Profilcoaching, im vierten und fünften Semester wird ein Kompass-Workshop durchgeführt und als Abschluss machen die Studierenden ein 360°-Coaching. Außerdem werden alle Reflexionsleistungen in einem Portfolio dokumentiert, was über das Studium hinaus zur Orientierung dient.“
Ziel des Coaching ist es, Unklarheiten, Schwierigkeiten und Fragen zu lösen und den Blick für eigene Wünsche zu schärfen. Im Kompass-Workshop werden in Kleingruppen Visionen zur Berufs- und Lebensplanung entwickelt. Das 360°-Coaching ist ein abschließender Rundumblick und eine Standortbestimmung. Der Gedanke dahinter: Ich drehe mich einmal um mich selbst und frage mich am Ende des Studiums, wo ich stehe. Alle Bausteine von SmP bauen aufeinander auf und unterstützen Studierende, das für sie passende Kompetenzprofil zu entwickeln. Ruth Rehfisch freut sich: „Es ist besonders interessant, die Entwicklung der Einzelnen mit zu erleben. Vom Profilcoaching bis zum 360°-Coaching haben sich die Studierenden häufig sehr stark weiterentwickelt und stecken sich ganz andere Ziele als zu Beginn des Bachelors.“
Motivation durch gute Entscheidungen
Motivationsfördernd: Während des Coachings werden fachliche Interessen genauso wie persönliche Inhalte besprochen. „Durch diese sinnvolle Ergänzung des Fachstudiums fühlen sich die Studierenden gut aufgehoben, sind auch fachlich motivierter und übernehmen Verantwortung für ihre Entscheidungen“, erklärt Lamberz. Häufig geht es in Coachings um Themen wie Selbstmanagement, Berufsorientierung, Prüfungsvorbereitung oder aber um subjektive Themen wie das Wohlbefinden am neuen Studienort. Coach Ines Obenauer weiß: „Vor allem Motivation ist ein großes Thema. Motivation für Prüfungen zu lernen, Motivation ins Praktikum zu gehen, Motivation am Ball zu bleiben. Manchmal liegen die Ziele sehr weit entfernt.“ Doch gerade wenn die Studierenden selbstreflektiert und bewusst Entscheidungen treffen, steigt der Anreiz, die gesteckten Ziele auch zu erreichen. Insbesondere Arbeitgeber wissen diese Zielstrebigkeit zu schätzen. Die KSB-Geschäftsführerin: „Es wird häufig von Arbeitgeberseite bemängelt, dass die Studierenden mit wenig Selbstbewusstsein und ohne klare Vorstellungen aus dem Studium heraus kommen, sondern einfach durch den Bachelor geschleust werden. Der Zwei-Fach-Bachelor bietet eben die Möglichkeit, dass man sich parallel zum fachlichen Studium ein Stück mit sich selbst auseinandersetzt und am Ende ganz anders dasteht. Das schafft eine neue Art von Zielstrebigkeit und fördert Motivation.“
Katharina Greb