Kolumne

Die beste Party von allen

Heute schreibt Campus-Reporterin Esther Guretzke. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

Heute schreibt Campus-Reporterin Esther Guretzke. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute erzählt Esther Bauer über ihre ersten Schritte als Studierende am Campus Koblenz. Was sie seitdem gelernt hat? Dass das Studium viele Freiheiten und Chancen bietet, man aber auch gut organisiert sein muss, um auf eigenen Beinen stehen zu können.

Ich habe zwei Beine, auf denen soll ich nun stehen. Dieser Gedanke war einer meiner ersten, als ich vor zwei Jahren per E-Mail benachrichtigt wurde, dass ich mein Studium in Koblenz antreten darf. Jeder hat so eine vage Vorstellung davon, wie das Studentenleben aussieht. Man feiert bis zum Morgengrauen, um direkt in den Hörsaal zu tanzen, und um dort zufällig festzustellen, dass in einem ein kleiner Albert Einstein, Immanuel Kant oder Max Weber steckt. Wir hoffen darauf, Neues zu erfahren, zu erkunden und zu begründen.

Wie sieht denn die Realität aus?

Fakt ist: Wir gehen viel feiern, aber nicht jeden Tag und nicht jede Woche. In erster Linie ist das Studium zum Studieren da. Diese Tatsache wird jedem Studierenden nach den ersten Wochen bewusst. Mein Studiengang scheint mir am Anfang noch ganz verschwommen, doch nach und nach wecken die Seminare und Vorlesungen meine Neugierde, meine Bücherregale beginnen sich unter dem Gewicht der Lexika, Handbücher und Fachzeitschriften zu biegen.

Der Beginn des Studentenlebens war für mich so etwas wie das Eintauchen in eine neue Welt. Ich prickelte vor Aufregung. Eine neue Stadt bietet unglaublich viele Möglichkeiten, sich zu gestalten, zu kreieren und zu entfalten. Viele Dinge erscheinen aber zu Beginn wie unüberwindbare Hindernisse: Wohnungssuche, Stundenplan erstellen, die ersten Treffen mit den Kommilitonen, Jobsuche. Und plötzlich liegen im Briefkasten nicht mehr nur Urlaubsgrußkarten, sondern auch Rechnungen.

Fakt ist: Einmal aus der Schule, ist man kein unmündiger Schüler mehr, sondern plötzlich erwachsen. Man übernimmt für sich selbst Verantwortung. Und auch wenn man bei den ersten Schritten aus dem heimischen Nest noch ein wenig taumelt, klappt es mit der Zeit gut. Man hat ja schon in der Schule gelernt, sich selbst zu organisieren, online nach Informationen zu recherchieren, beim Zahnarzt einen Termin auszumachen. Das ist schon mal ganz gutes Handwerkszeug, um an der Uni das Modulhandbuch zu lesen und sich mit Finanzamt und Krankenkasse in Verbindung setzen zu können, um steuerliche Belange zu regeln. Und auch ich habe irgendwann verstanden, wie eine Steuererklärung zu machen ist. Also nur Mut.

Mein ständiger Begleiter: der Terminkalender

Verstaubte mein Terminkalender früher in der Schreibtischschublade, so wüsste ich heute nicht mehr ohne ihn aus zukommen. Studium, Jobs, Freunde, Hobbies, Events, Anrufe – alles muss organisiert werden. Und wer will schon drei Tage später feststellen, dass man die Abgabefrist für eine Hausarbeit oder die Anmeldung zur Prüfung verschwitzt hat?

Die so oder so turbulente Zeit des Studiums wird die beste eures Lebens. Ich für meinen Teil kann die nach dem Abi viel gehörte Floskel „Sobald die Schule vorbei ist, werdet ihr sie schmerzhaft vermissen!“ nicht bestätigen. An der Uni hat man zum ersten Mal die Möglichkeit, seinen Bildungsweg selbst mitzubestimmen und auszubauen. Das Stehen auf den eigenen Beinen fühlt sich echt gut an – auch jetzt im fünften Semester. Das Studentenleben ist immer noch spannend, aufregend und die beste Party, auf der ich seit langem getanzt habe.