Ein voller Stundenplan an der Uni, Nebenjob und ehrenamtliches Engagement – viele Studierende arbeiten nicht nur an ihrer fachlichen Ausbildung, sondern nutzen die Studienzeit, um Praxiserfahrungen zu sammeln und sich für soziale Projekte einzusetzen. Das Deutschlandstipendium unterstützt engagierte Studierende mit einem monatlichen Betrag von 300 Euro. André Schneider ist einer von ihnen.
Sie sind Stipendiat des Deutschlandstipendiums. Wie kam es dazu?
Ein guter Freund aus der Schulzeit hat mich darauf angesprochen, dass er sich an seiner Universität für das Deutschlandstipendium beworben hat. Daraufhin habe ich mich im Internet erkundigt, ob es das Stipendium auch an unserer Universität gibt und mich zum nächstmöglichen Termin beworben.
Für wen eignet sich das Stipendium?
Das Deutschlandstipendium eignet sich besonders für Studierende mit überdurchschnittlichen Studienleistungen, die gleichzeitig außerhalb ihres Studiums besonderes Engagement zeigen. Ich würde als potenzieller Bewerber aber trotzdem keine Angst haben, mich zu bewerben, man muss kein Überflieger in allen Bereichen sein, um das Stipendium zu bekommen.
Wie engagieren Sie sich?
Ich engagiere mich vor allem an der Universität. Ich bin seit April 2015 Mitglied in der Fachschaftsvertretung für Informationsmanagement/Wirtschaftsinformatik und vertrete damit die Interessen der Studierenden gegenüber den Dozenten. Des Weiteren organisieren wir diverse Events für die Studierenden, wie eine Grill- und Weihnachtsfeier und kümmern uns in der Einführungswoche um die Erstsemester. Zusätzlich engagiere ich mich auch noch in der Hochschulpolitik und vertrete die Interessen der Studierenden im Fachbereichsrat meines Fachbereichs Informatik als studentisches Mitglied.
Seit Januar 2016 bin ich Mitglied in der studentischen Unternehmensberatung KoUnity e.V. am Campus und versuche so, neben meinem Studium Praxiserfahrung zu sammeln und mich persönlich weiterzuentwickeln. Außerdem habe ich im Wintersemester 2015/16 zwei Erasmus-Studierende an unserer Universität als Buddy betreut, um ihnen die Ankunft und das folgende Semester bei uns zu erleichtern.
Das Stipendium wird von der jeweiligen Hochschule vergeben. Wie läuft das Bewerbungsverfahren ab?
Die Bewerbung ist unkompliziert, da man nur einmal einen längeren Fragebogen ausfüllen muss. nervenaufreibende Tests oder Interviews finden nicht statt. Außerdem ist das Stipendium unabhängig vom eigenen Einkommen beziehungsweise dem der Eltern, das macht die Bewerbung sehr unbürokratisch. Wenn man sich zum ersten Mal bewirbt und kein Erstsemester ist, braucht man ein Empfehlungsschreiben eines Professors oder Juniorprofessors. Bei einem Antrag auf Weiterförderung ist dieses Empfehlungsschreiben nicht mehr notwendig. Ob man für das Stipendium angenommen ist, erfährt man im Laufe der nächsten Monate auf postalischem Weg.
Was raten Sie zukünftigen Bewerbern?
Ich würde ihnen empfehlen, keine Angst oder Scheu zu haben und es einfach zu probieren. Man muss sicher nicht der Kandidat sein, der alle Module mit 1,0 abschließt, um für das Deutschlandstipendium in Frage zu kommen. Ich denke, dass bei der Auswahl auch das Gesamtbild entscheidet und die Auswahlkommission auch die individuelle Situation berücksichtigt.
Gibt es neben der finanziellen Unterstützung noch andere Angebote des Deutschlandstipendiums?
Ja, es gibt auch eine ideelle Förderung. Ich habe zum Beispiel einen Workshop zum Thema Nachhaltigkeit besucht, der mit der Unterstützung des ISSO-Institut in Koblenz stattfand und an dem alle Stipendiaten aus dem Koblenzer Raum teilgenommen haben. Des Weiteren haben wir gemeinsam die Redaktion der Rhein-Zeitung besucht und eine Führung vom Chefredakteur bekommen. Außerdem habe ich während meiner Stipendiatenzeit eine einwöchige Summer School besucht, die von der TU Darmstadt organisiert wurde. Dort konnte ich mich mit anderen Stipendiaten aus ganz Deutschland austauschen. Und auch das Unternehmen, das mein Stipendium finanziert, hat mich schon einmal zu sich eingeladen.
Gehen Sie trotz Stipendium einem Nebenjob nach?
Ich arbeite seit 2013 als studentische und seit einiger Zeit als wissenschaftliche Hilfskraft bei verschiedenen Professoren an unserem Fachbereich. Außerdem betreue ich als Tutor die Module „Statistik“ und „Empirische Methoden“. Seit April 2015 bin ich zusätzlich bei Prof. Dr. Harald von Korflesch als wissenschaftliche Hilfskraft am Kompetenzzentrum CCRDMT, das dem ZIFET zugeordnet ist, angestellt.
Sie haben zunächst Informatik studiert, sind dann aber zu Wirtschaftsinformatik gewechselt. Wie kam das?
Aufgrund meiner Leistungskurse in der Schule hatte ich zuerst daran gedacht, etwas Mathematisches oder Technisches zu studieren und mich insbesondere aufgrund des hohen mathematischen Bezugs für Informatik entschieden. Im Laufe meiner ersten drei Semester habe ich gemerkt, dass die vertiefenden Fächer in der Informatik nicht meinen Interessen entsprechen und habe mich deshalb für die Wirtschaftsinformatik entschieden, da mich das Studium an der Schnittstelle zwischen BWL und Informatik und seine entsprechenden Vertiefungen, wie zum Beispiel betriebliche Anwendungssysteme, gereizt hat. Der höhere Praxisbezug des Wirtschaftsinformatikstudiums war also mein Hauptbeweggrund.
Sie befinden sich bereits im Master-Studium und das Berufsleben naht. Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Ich werde voraussichtlich mein Master-Studium im März 2017 abschließen. Da ich durch meine mehrjährige Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft bereits einen guten Einblick in die Forschung und das Arbeiten als Wissenschaftler gewinnen konnte, strebe ich nach meinem Studienabschluss eine Promotion im Bereich der Wirtschaftsinformatik an. Das Arbeiten im Team mit anderen engagierten Promovierenden und Studierenden sowie die Verantwortung und Selbstständigkeit, die eine Dissertation fordern und bieten, reizen mich, diese Herausforderung anzugehen.