Welche Kooperationsmöglichkeiten bestehen zwischen der Fuzhou University in Chinas Südosten und den Landauer Umweltwissenschaften? Oliver Frör, Professor für Umweltökonomie hat das auf einer Chinareise ausgelotet und gelernt: In Fuzhou ist alles ein bisschen größer als in Landau.
Oliver Frör kennt sich aus in Südost-Asien. Der Professor für Umweltökonomie führt seit vielen Jahren immer wieder Forschungsprojekte dort durch, auch in China. Auf einer Forschungsreise im Frühjahr besuchte er als Vertreter der Umweltwissenschaften Landau die Fuzhou University in der Provinz Fujian, um Kooperationsmöglichkeiten zwischen beiden Einrichtungen auszuloten. Fujian und Rheinland-Pfalz sind seit 1989 Partner-Provinzen. Die in Fujian ansässige Rheinland-Pfalz Akademie pflegt öffentliche und private Kontakte zwischen den beiden Provinzen und hat auch den Kontakt zwischen den Umweltwissenschaften Landau und dem College of Environment and Resources der Fuzhou University hergestellt.
„In der Lehre könnten wir sehr gut und auch schnell zusammenarbeiten“, so das Fazit des Umweltökonomen. Zwischen dem College und seinem Institut gäbe es zahlreiche inhaltliche Überschneidungen, aber auch sich ergänzende Expertise. So verfüge das College in Fujian noch über den Schwerpunkt Umwelttechnik, der an der Entwicklung neuer umweltfreundlicher Materialien arbeite sowie über Know-how im Katastrophenschutz und der Fernerkundung. Denkbar sind laut Frör der Austausch von Dozenten und Auslandssemester für Studierende. „Aufgrund der Sprachbarrieren wird es zunächst nur einen Austausch für chinesische Studierende in unseren englischsprachigen Master geben“, so Frör.
Pilot Öko-Zone Fujian
Spannend ist: Die Provinz Fujian wurde im Frühjahr als Pilot-Zone für Chinas Aufbau einer Öko-Gesellschaft ausgewählt. Das Ziel ist, in den kommenden Jahren Energie-Effizienz und Umweltqualität zu verbessern. Die Fujianer Öko-Zone soll künftig eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von ökologisch ausgerichteter Wirtschaft in China spielen. Deutschland hat in China generell und im Bereich Umweltschutz im Besonderen eine gute Reputation, sagt Frör. „Es gibt in China viele Umweltprobleme, die uns Wissenschaftler in Landau sehr interessieren“. Daher soll es auch eine Zusammenarbeit auf Forschungsebene geben. Um diese zu konkretisieren, will Frör mit einer Delegation aus Kollegen nochmals nach Fuzhou. Als Sprecher auf einer Tagung der Fujian Association for Science and Technology Mitte September ist Frör schon fest als Redner eingeplant. Sollten sich gemeinsame Forschungsthemen ergeben, bleibt die Suche nach Finanzierungsmitteln. „Die chinesischen Universitäten haben es da viel einfacher“, erklärt Frör. Diese verfügen über eigene Töpfe für internationale Forschungsarbeiten. Dazu kommen vielfältige staatliche Förderinstitutionen wie auch Industriekooperationen.
Der Besuch in Fuzhou hat Oliver Frör beeindruckt: „Ich habe sehr offene Menschen getroffen, die durchaus auch kritische Töne angeschlagen haben“. Als ausländischer Wissenschaftler werde man dort auf Händen getragen und bewundert. Mit einem Schmunzeln erzählt Frör von seinem „Einzug“ ins Audimax, einer mit Kinosesseln ausgestatteten Halle, in der er vor Studierenden das Landauer Institut für Umweltwissenschaften präsentierte: Er wurde begleitet von chinesischer Country-Musik. Mit dem weit verbreiteten Vorurteil, in China würden Studierende nur eifrig lernen und nichts kritisch hinterfragen, könne er aufräumen. „Bei allen Vorträgen wurde kritisch nachgefragt“, so Frör. Bildung in China sei zwar frei, doch sei es wegen der harten Selektionsprozesse sehr schwer, einen Studienplatz zu ergattern. Dazu kommt: Junge Chinesen dürfen sich nicht gleichzeitig für mehrere Studiengänge bewerben. „Das ist alles hoch kompetitiv“, so Frör.
Kerstin Theilmann
Die Fuzhou University ist eine von insgesamt elf Universitäten in der gleichnamigen chinesischen zwei-Millionen-Metropole. Alle Universitäten liegen auf einem Riesen-Campus, der eine eigene Universitätsstadt bildet. Die Studierenden leben in so genannten Dormitorys auf dem Campus. Die Universität ist daher auch für das Wohlergehen ihrer Studierenden verantwortlich.
Das College of Environment and Resources wurde im May 2003 gegründet. Es ist das größte Umwelt-College in der Provinz Fujian und beschäftigt 65 Mitarbeiter. Die Forschungsschwerpunkte liegen auf Fernerkundung, Umweltwissenschaften, Adsorptionstechnik und Luftverschmutzungskontrolle, Wasseraufbereitung, Entwicklung umweltfreundlicher Materialien sowie biologischer Sanierung.