Uni-Menschen

Unsere Profs: Christine Altstötter-Gleich

Dr. Altstötter-Gleich lehrt am Campus Landau Inhalte der Differentiellen- und Persönlichkeitspsychologie und der Testtheorie. Sie forscht zu Perfektionismus und veröffentlichte einen Ratgeber zu diesem Thema. Foto: Philipp Sittinger

Dr. Altstötter-Gleich lehrt am Campus Landau Inhalte der Differentiellen- und Persönlichkeitspsychologie und der Testtheorie. Sie forscht zu Perfektionismus und veröffentlichte einen Ratgeber zu diesem Thema. Foto: Philipp Sittinger

Auch wenn die Vorlesungen über Persönlichkeitspsychologie oft auf einen Freitag fallen, versucht Professorin Dr. Christine Altstötter-Gleich, ihre Studierenden für Theorien darüber zu begeistern, warum sich Menschen unterscheiden. Und das äußerst erfolgreich: Als Mitarbeiterin der Arbeitseinheit Diagnostik, Differentielle und Persönlichkeitspsychologie, Diagnostik und Evaluation hat sie auch das Mentorium-Programm ins Leben gerufen, das den Psychologie-Erstsemestern den Start in das Studium erleichtern soll.

Die Serie: Sie prägen unsere Erinnerungen an das Studium, inspirieren uns für das Berufsleben und sorgen für so manche Anekdote unter Studierenden: unsere Profs. Im Uniblog stellen sich die Professoren der Universität Koblenz-Landau der Fragen der Campus-Reporter, geben Einblick in ihren Forschungs- und Lehralltag und verraten, wie sie selbst als Student waren.

Sie haben an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule Rheinland-Pfalz studiert. Wann und wie entstand der Wunsch, Psychologie zu studieren?

Ich bin relativ pragmatisch an die Sache rangegangen, indem ich abgewägt habe, was ich will, was ich kann und welcher Beruf zu diesen Anforderungen passt. Außerdem habe ich schon immer gern mit Menschen zu tun gehabt. Beispielsweise war ich Mitglied bei den Pfadfindern und habe Jugendgruppen geleitet. Genau das wollte ich auch beruflich weitermachen, denn Geschichten haben mich schon immer interessiert. Für die Zukunft habe ich auch abgewägt, welcher Beruf mit einer Familienplanung vereinbar ist und da ist die Wahl auf die Klinische Psychologie gefallen.

Wann haben Sie dann gemerkt, dass der Weg in die Wissenschaft genau das Richtige für Sie ist?

In der Schule, die ich in München abgeschlossen habe, hat mir Mathematik immer Spaß gemacht und ich habe an der Uni Statistik-Tutorien geleitet. Dort habe ich gemerkt, dass ich ganz gut darin bin, auch komplexere Sachverhalte zu vermitteln und dass mir das Spaß macht. Später habe ich diverse Hiwi-Jobs angenommen und so Methoden-Forschung hautnah mitgekommen. So kam das eine zum anderen und ich ging in die Wissenschaft.

Wie waren Sie als Studentin?

Ich war sehr fleißig und ambitioniert, da ich sehr gerne diskutiere, besonders in der Differentiellen- und Persönlichkeitspsychologie. Am liebsten mochte ich es, in Lerngruppen Dinge zu hinterfragen. Oft saß ich auch blind-strickend in den Vorlesungen und habe zugehört.

Sie arbeiten in vielen Inhaltsbereichen. Haben Sie davon einen Lieblingsbereich?

Das ist schwierig zu sagen, denn die Inhalte sind sehr unterschiedlich. In der Differentiellen- und Persönlichkeitspsychologie steckt mein Herz. Außerdem habe ich großen Respekt vor den Theoretikern, die versuchen, so komplexe Fragen wie die Entstehung von Verhalten und Erleben anpacken. Auf der anderen Seite steckt in den Methoden mehr Kopf. Es ist interessant und wichtig, die Grenzen von methodischen Verfahren zu vermitteln werden. Methoden können bei falscher Anwendung viel anrichten, daher ist auch dieser Bereich essenziell.

Sie haben das Mentorium-Programm ins Leben gerufen. Wie entstand das Projekt und warum ist es Ihnen wichtig?

Als ein Kollege ins Ausland ging, übernahm ich seine Gruppe von Studierenden, mit denen er gerade anfing, ein Mentorenkonzept zu entwickeln. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie man diese Gruppe sinnvoll unterstützen kann, und zwar nicht nur fachspezifisch, sondern auch im Hinblick darauf, wie man nicht nur erfolgreich sondern auch mit Freude am Standort Landau studiert. Die Annahme, dass Landau kein attraktiver Studienstandort ist, war zu dieser Zeit noch viel stärker vertreten als heute. Die Entstehung des Mentoren-Programms war allgemein ein sehr interaktiver Prozess mit dem Ziel zusammen mit Studierenden, Landau als Studienort attraktiver zu machen. Heute ist das nicht mehr so wichtig, dafür gibt es andere Probleme zu bewältigen. Solche mit KLIPS zum Beispiel oder damit, die rapide gestiegene Zahl von Prüfungen zu bewältigen.

Woran arbeiten oder forschen Sie gerade?

Mein Forschungsgebiet ist der Perfektionismus. Vor kurzer Zeit ist mein Ratgeber zu Perfektionismus veröffentlich wurden. Das Ziel ist, die positiven Auswirkungen des Perfektionismus zu stärken und die negativen Aspekte, wie zum Beispiel ein geringes Selbstwertgefühl, das durch einen zu starken Fokus auf mögliche Fehler oder Schwächen entsteht, gering zu halten. Mir ist es sehr wichtig, auch für Menschen, die nicht studieren, einen Mehrwert mit meiner Forschung zu schaffen. Als nächstes plane ich, die Übungen, die ich für den Ratgeber entwickelt habe, auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen. Aktuell beschäftigt mich auch das DFG-Projekt “Perfektionismus im Leistungskontext: Zur Rolle von Selbstregulationsprozessen”. Frau Prof. Lischetzke und ich forschen zusammen mit einer Doktorandin und einigen Studierenden zum Zusammenhang von Perfektionismus, Leistungsverhalten und Wohlbefinden.

Was unternehmen Sie als Ausgleich zur Denkarbeit an der Uni?

Ich lasse mir unheimlich gerne Geschichten erzählen. Sei es in Hörbüchern oder Büchern – ich bin eine Leseratte. Ansonsten mag ich das Unakademische. Ich bin Vorsitzende des Frauenhauses in Landau, mag es, mit Freunden etwas zu unternehmen oder die Pfalz kulinarisch zu entdecken. Das “pralle Leben” ist als Ausgleich zu meiner Arbeit an der Universität perfekt.

Dr. Christine Altstötter-Gleich studierte Psychologie an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule Rheinland-Pfalz, wo sie später auch promovierte. Sie arbeitete als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar Kommunikationspsychologie/Medienpädagogik in Landau und begann dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich 8: Psychologie. Heute arbeitet sie im Bereich Diagnostik und im Bereich der Differentiellen und Persönlichkeitspsychologie sowie Evaluation und Forschungsmethoden an der Universität Koblenz-Landau am Standort Landau. Auch wenn Frau Altstötter-Gleich Doktorin ist, ist sie doch eine interessante Persönlichkeit, die wir gern im Rahmen dieser Serie porträtieren.

Interview: Maybritt Schrader