In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute berichtet Adrian Müller von seinem täglichen Kampf, das frühe Aufstehen zu lernen.
6 Uhr morgens in Koblenz. Durch mein Schlafzimmerfenster erreichen die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht. Ich öffne langsam die Augen. Ein Blick auf die Uhr. Noch so früh? Gerade noch rechtzeitig, bevor ich mich umdrehe und die Augen wieder schließe, meldet sich mein Gehirn: “Hausarbeit schreiben. Seminar an der Uni. Interview-Termin für den Uniblog. Fitnessstudio. Einkaufen. Geburtstagsparty eines Freundes.” Ich sollte wirklich aufstehen…
Inzwischen ist es sowieso zu hell im Zimmer und ich höre die ersten Autos und Leute auf der Straße. Zum Glück – denn schon in der Schulzeit war ich lieber abends und nachts aktiv, was ich natürlich morgens zu spüren bekam. Ich kann mich noch gut an die halbstündigen Busfahrten erinnern, während denen ich noch ein wenig vor mich hindösen konnte, bevor der Unterricht begann. Ich bin generell kein Frühaufsteher und verabscheue zudem den nervigen Klingelton von Weckern. Für den Winter habe ich mir sogar extra einen Lichtwecker gekauft, mit dem das Aufstehen mal besser, mal schlechter funktioniert hat. Ein Hoch auf den Sommer und die Sonne! Ich robbe zur Bettkante, stehe auf und beginne mit meiner Morgenroutine. Morgenroutine? Klingt irgendwie spießig. Ich habe mal in einem Seminar gehört, das Routinen Morgenmuffeln helfen, fokussiert und motiviert in den Tag zu starten. Das musste ich direkt ausprobieren.
Der gute alte Hampelmann
Welche Routinen mache ich also nach dem Aufstehen? Da der Körper über Nacht etwas austrocknet, gibt es nach dem Aufwachen erst einmal ein Glas Wasser. Dass häufig die Hälfte davon auf meinem T-Shirt landet, ist definitiv der Müdigkeit geschuldet. Macht aber nichts, denn ich muss mich ja sowieso umziehen. Dann gehe ich kurz raus auf den Balkon, um etwas frische Luft zu schnappen. Gänsehaut. Warum ist es hier so verdammt kalt morgens? Immerhin merkt mein Körper dadurch , dass er in die Gänge kommen soll. Ein paar einfache Sportübungen wie Kniebeugen, Liegestütze oder der gute alte Hampelmann aus Grundschulzeiten beschleunigen den Prozess.
Als nächstes ist mein Gehirn dran. Am Anfang des Experiments habe ich es mit 10 bis 20 Minuten Meditation probiert, um den Kopf frei zu kriegen. Da ich dabei zu oft wieder eingeschlafen bin, musste ich den Punkt leider aus meiner Routine streichen. Stattdessen lese ich meistens einen Artikel einer Fachzeitschrift, oder, wenn ich viel Zeit habe, ein Kapitel in einem Buch. An schlechten Tagen kommt es allerdings vor, dass ich Abschnitte mehrfach lesen muss, weil ich noch zu müde bin. Für den perfekten Start in den Tag fehlt dann nur noch das Frühstück. Meine Favoriten sind Müsli oder Toast mit Wurst und Käse. Falls das immer noch nicht reicht, besteht noch die Option einer kalten Dusche für den ultimativen Morgenkick.
Das Ende vom Ritual
Aber wozu quäle ich mich eigentlich mit einer so zeitaufwendigen Morgenroutine? Am Anfang habe ich mir die Planung des Rituals sogar noch auf einen Zettel notiert, bis ich eine App gefunden habe, die diesen Zweck erfüllt und mich bei der Einhaltung unterstützt. Insgesamt dauert das Ritual knapp eine Stunde. Erfolgsgarantie? Gibt es nicht. Für viele Menschen funktioniert das sicherlich super und ich habe mich danach auch früh morgens fit gefühlt. Dennoch habe ich nach einigen Testwochen die App wieder gelöscht. Und folge stattdessen meinem natürlichen Rhythmus. Solange ich noch Student bin und mir meine Zeit meistens frei einteilen kann, erledige ich viele wichtige Aufgaben nachts und schlafe danach aus. Schließlich funktionieren Morgenroutinen ja auch zur Mittagszeit bestens…