Beim ersten Campusbesuch haben viele Erstsemester mit Überforderung zu kämpfen: neue Umgebung, neue Menschen, neue Eindrücke. Damit sich die Unsicherheit nicht durch das gesamte Studium zieht, schafft das Kompetenzzentrum für Studium und Beruf Abhilfe. Bei Better2Gether unterstützen erfahrene Mentor*innen, die sogenannten Uniguides, die neuen Studierenden und stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Die Mentorinnen Sarah Weißenfels und Julia Antonia Finetti sowie die Koordinatorin Madeleine Stein berichten im Interview unter anderem, warum die Hürden des Studiums am besten gemeinsam überwunden werden sollten, und wie die Arbeit als Mentor*in sich auf das eigene Leben auswirkt.
Versorgt & vernetzt kommt man am besten durchs Studium. Wir zeigen euch, wo ihr auf dem Campus Unterstützung findet.
Was ist Better2Gether?
Madeleine Stein: Better2Gether ist ein Mentoringprogramm, also ein Unterstützungsangebot, das sich an unerfahrene Studierende und Studieninteressierte richtet. Ihnen werden erfahrene Mentor*innen zur Seite gestellt, die Ansprechpersonen für alle Fragen rund ums Studium sind. Die Mentor*innen sind Studierende höheren Semesters und kennen die Unsicherheit beim Studienbeginn.
Sarah Weißenfels: Genau. Da wir selbst studieren, können wir viele Probleme und Fragen verstehen, mit denen sich die Studierenden an uns wenden. Wir können uns gut in ihre Situation hineinversetzen, weil sie uns selbst bekannt ist.
Julia Antonia Finetti: Bei Better2Gether können wir unser Wissen und unsere Erfahrungen von Studi zu Studi weitergeben. Bei uns gibt es keine Hierarchie und keine Hemmschwellen. Gerade nach den digitalen Semestern liegt es uns am Herzen, die Studierenden wieder miteinander zu verbinden und Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen.

Erfahrung weitergeben: Beim StudiTalk werden offene Fragen von Erstsemesterstudis in lockerer Atmosphäre beantwortet.
Wie und warum wird man Mentor*in?
Stein: Das Programm war ursprünglich nur für Studierende des Zwei-Fach-Bachelors gedacht, wurde aber auf alle Studiengänge erweitert. Die erste Kontaktaufnahme erfolgt per Mail. Interessierten Studierenden geben wir gerne vorab Informationen zu den Rahmenbedingungen des Programms, sodass sie wissen, worauf sie sich einlassen. Die darauffolgende Bewerbung dürfen sie individuell gestalten. Ob das eine Text-, Video- oder Audiodatei ist, spielt keine Rolle.
Weißenfels: Ich selbst bin durch eine Anzeige auf Instagram und im Uni-Newsletter darauf aufmerksam geworden und habe mich direkt angesprochen gefühlt. Durch meine Arbeit als Mentorin können andere von meiner sozialen Ader profitieren, woran ich wiederum Freude habe.
Finetti: Ich studiere den Zwei-Fach-Bachelor, wo man Punkte für die Tätigkeit als Mentor*in erhält. Das sollte natürlich nicht die einzige Motivation sein, aber Arbeit und Vergnügen lassen sich so leicht verbinden. (lacht)

Dass gebrauchte Kleidung nicht zwangsläufig in der Altkleidertonne landen muss, zeigt die Kleidertausch-Party. Was die einen nicht mehr brauchen, kann andere erfreuen.
Was genau macht man als Mentor*in?
Finetti: Wir beraten und bringen Studierende in Verbindung. Falls es Probleme gibt, suchen wir gemeinsam nach Lösungen. Vor allem vor dem offenen Dialog schrecken Erstis häufig zurück, weil die neuen Eindrücke erschlagend sein können. Außerdem planen wir Veranstaltungen auf dem Campus und in der Stadt, um miteinander in Austausch zu kommen und die Stadt kennenzulernen. Das kann zum Beispiel eine Kleidertauschparty sein, ein Bücherbasar, eine Stadtführung oder ein Schreibcamp.
Alle angehenden Mentor*innen müssen eine Ausbildung durchlaufen. Wie ist sie aufgebaut?
Stein: Die Studierenden kommen aus verschiedenen Studiengängen und bringen unterschiedliche Voraussetzungen und Fähigkeiten mit. In der letzten Runde hatten wir zum Beispiel eine Studentin, die als Veranstaltungskauffrau bereits beruflich qualifiziert war. Die anderen hatten noch keine Berührungspunkte mit Eventplanung. Für die Mentor*innen schaffen wir mit der Ausbildung eine gemeinsame Basis, auf der aufgebaut wird. Es werden Themen wie Gesprächsmanagement oder Beratungskompetenz mit den Mentor*innen behandelt und erlernt. Ein großer Teil der Ausbildung nennt sich Uni erleben, dabei sollen die Mentor*innen die Stadt, den Campus und das Studium allgemein, unabhängig vom eigenen Studiengang, kennenlernen, sodass sie bei Fragen nicht ratlos dastehen.
Was macht die Arbeit bei Better2Gether so bereichernd?

Beim Bücherbasar darf so richtig geschmökert werden. Egal ob Roman, Sachbuch oder Biografie: Es ist für jede*n etwas dabei.
Stein: Ich schätze an meiner Arbeit, dass ich mit unterschiedlichen Menschen in Austausch trete. Das bringt eine Vielfalt an kreativen Ideen mit sich, mit denen ich mich gerne auseinandersetze. Außerdem finde ich es beeindruckend, dass die Mentor*innen aus eigener Motivation anderen Studierenden helfen wollen.
Weißenfels: Neben dem Studium praktisch zu arbeiten, wirkt sich förderlich auf die eigene Persönlichkeit aus. Man entwickelt Sozialkompetenz und das ist in jeder Lebenslage, sei es im Studium oder später im Beruf, hilfreich. Wir Mentor*innen sind in unserer Arbeit unabhängig und können vieles selbstständig gestalten. Dass uns so viel Vertrauen entgegengebracht wird, macht mich stolz.
Finetti: Mir gefällt, dass wir gemeinsam ganze Veranstaltungen planen und umsetzen dürfen. Das heißt, dass unsere Teamfähigkeit enorm geschult wird. Das Leben am Campus können wir aktiv mitgestalten. Zu unseren Veranstaltungen bekommen wir durchweg positives Feedback von den Teilnehmer*innen. Nach den digitalen Semestern tut es gut, neue Menschen zu treffen und ihnen den Start an der Universität zu erleichtern.
Wie ist das Verhältnis zwischen den Mentor*innen und den Studierenden?
Finetti: Wir geben nicht den einen Weg vor, wie man zu studieren hat. Das wissen wir selbst nicht. (lacht) Bei uns spielt die Gemeinschaft eine tragende Rolle. Wir probieren uns gemeinsam aus und packen Schwierigkeiten zusammen an.
Weißenfels: Wir begegnen einander auf Augenhöhe und gehen offen miteinander um.
Frau Stein, Sie arbeiten als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt Studieren mit Profil beim Kompetenzzentrum für Studium und Beruf. Inwiefern beeinflusst diese Arbeit Ihre Funktion bei Better2Gether?
Stein: Bei Better2Gether greifen viele Zahnräder ineinander. Das Mentoring ist nur ein Teil meiner Arbeit. Ich bin außerdem im Zwei-Fach-Bachelor im Profilbereich Coaching tätig, betreue zum Beispiel Praktika oder berate Studierende. Better2Gether ist aus diesen Erfahrungen heraus entstanden. Viele Studierende teilen uns in der Beratung den Bedarf nach einer Hilfestellung auf Augenhöhe mit.

Bei der Stadtführung dürfen Erstis die neue Studienstadt auskundschaften. Die erfahrenen Studis freuen sich, die schönsten Hot Spots in Koblenz mit ihren neuen Studienkolleg*innen zu teilen.
Wie soll die Zukunft von Better2Gether aussehen?
Stein: Ich wünsche mir, dass Better2Gether zu einer noch festeren Größe an der Universität wird. Als Ersti ist man häufig überfordert, vor allem wenn man noch nicht so oft am Campus war. Die Angebote lernt man deshalb erst spät oder manchmal gar nicht kennen. Dabei richtet sich Better2Gether vor allem an diejenigen, die Orientierung brauchen.
Finetti: Ich hoffe, dass es auch in den nächsten Semestern, ob digital oder in Präsenz, ein so aktives Campusleben gibt. Es gibt immer Möglichkeiten, miteinander in den Austausch zu treten. Das habe ich sehr zu schätzen gelernt.
Weißenfels: Hoffentlich brauchen wir in Zukunft gar keine digitalen Alternativen mehr. Viele Studis kennen das Präsenzleben gar nicht, wo es doch so viel zu bieten hat. Die Angebote der Universität lassen sich am besten vor Ort entdecken.
Elena Panzeter