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Schuppen im Portemonnaie oder Viergangmenü: Weihnachtstraditionen an der Universität

Und welche Traditionen pflegen Sie? Foto: Tim Reckmann/ pixelio.de

Und welche Traditionen pflegen Sie? Foto: Tim Reckmann/ pixelio.de

Vom Gottesdienst über das Viergangmenü, mit der Familie oder den besten Freunden, ganz besinnlich zu Hause oder in der Kneipe: Weihnachten kann man auf verschiedene Arten feiern. Und welche Weihnachtstradition pflegen Sie? Wir haben bei Uni-Angehörigen nachgefragt.

Die Schuppe im Portemonnaie

Jenifer Podlecki (22, Psychologie) bewahrt eine Schuppe des verspeisten Fischs auf. Foto: Lichtbild Austria/pixelio.de

Jenifer Podlecki (22, Psychologie) bewahrt eine Schuppe des verspeisten Fischs auf. Foto: Lichtbild Austria/pixelio.de

Meine Familie kommt aus Polen, daher verbringen wir Heiligabend traditionell mit polnischen Bräuchen. Wir feiern mit einer befreundeten Familie und vor dem Essen teilen wir gesegnete Oblaten. Jeder bricht sich ein Stück von der Oblate des anderen ab und übermittelt persönliche Glückwünsche. Vor dem Essen wird am Tisch gebetet und für das Essen gedankt. An Weihnachten essen wir kein Fleisch, sondern es gibt verschiedene Fischarten, meist Karpfen. Von dem Karpfen bekommt jedes Familienmitglied eine Schuppe. Die bewahren wir im Portemonnaie auf, damit es im neuen Jahr nie ganz leer ist. Außerdem haben wir zwölf kleine Gerichte auf dem Tisch, die für die zwölf Apostel stehen. Meine Mutter stellt an Heiligabend immer ein Gedeck mehr hin als wir Gäste haben. Das ist ein Symbol dafür, dass wir noch eine bedürftige Person aufnehmen könnten, falls sie unerwartet an unserer Tür klingelt. Vor der Bescherung werden polnische Weihnachtslieder gesungen und nachts gehen wir zusammen in die Christmette.“

Klassische Bescherung

Benjamin Grau (27), Sozial- & Kommunikationswissenschaften. Foto: Privat

Alle Jahre wieder: Bei uns wird an Heiligabend erst im engsten Familienkreis gekocht und gegessen. Damit man in Ruhe essen kann und die Vorfreude nicht ins Unermessliche steigt, gibt es vorher eine klassische Bescherung. Danach ist dann Schluss mit Family-Time und ich treffe mich mit Freunden und Kollegen in einer Kneipe. Der 25. und 26. ist eher entspannt: Familie, Freunde, Essen und noch mehr Essen.

Bescherung im Mittelpunkt

Prof. Dr. Roman Heiligenthal, Präsident der Universität Koblenz-Landau.

An Heiligabend steht bei uns die Bescherung im Mittelpunkt. Das Weihnachtsessen davor ist schlicht: Würstchen mit Kartoffelsalat oder Heringsalat. Traditionell gehen wir am 24. in die Kirche, ebenso am Altjahrstag. Am 1. Weihnachtsfeiertag freuen wir uns auf einen großen Braten, der auch noch für den zweiten Weihnachtsfeiertag reicht. Einen leckeren Nachtisch, gute Weine, und für die Kinder gibt es ausnahmsweise Cola.

Kochmarathon

Marcel Haber bekocht seine Familie an Weihachten mit einem mehrgängigen Menü. Foto: Lisa Leyerer

Weihnachten verbringe ich zusammen mit der gesamten Familie. An Heiligabend sind alle eingeladen, von der Oma bis zu den Tanten und Cousinen. Abends wird dann gemeinsam gegessen. Das Essen ist meistens ein Vier- oder Fünfgangmenü und wird von mir zubereitet. Zwischen den einzelnen Gängen werden je nach Lust und Laune immer wieder einige Geschenke verteilt, bis alle etwas bekommen haben.

Nach dem Essen fährt ein Großteil der Familie nach Speyer, um an der Christmette um 23 Uhr im Speyrer Dom teilzunehmen. Nach der Christmette fahren alle wieder nach Haus. Am 1. Weihnachtsfeiertag sind meine Familie und ich meistens bei meiner Tante zum Essen eingeladen, da dorthin auch die Verwandtschaft  meines Onkels kommt. Am 2. Feiertag ruhen wir uns aus.

Bronx in Oberbayern

Prof. Dr. Henning Pätzold, Institut für Pädagogik. Foto: Privat

Um die Wahrheit zu sagen – ich bin ein “Weihnachtsmuffel”. Aber früher hat einmal ein Weihnachtsbaum eine große Rolle gespielt: Vor mehr als 20 Jahren habe ich beschlossen, den Weihnachtsabend eher unkonventionell mit Freunden im Freien zu verbringen. Wir trafen uns an einem beliebten Feierort und fanden unseren un-bürgerlichen Gegenentwurf zur Wohnstubenweihnacht ziemlich “New Yorkig”, weil wir angesichts der Kälte sogar ein Feuer in einer Blechtonne gemacht hatten. Und als wir gerade unsere kleine Bronx in Oberbayern inszenierten, kam tatsächlich einer der Beteiligten mit einer etwas kümmerlichen und völlig vertrockneten Fichte um die Ecke. Nadeln hatte sie keine mehr, aber – der Himmel weiß woher – mit Lametta war sie geschmückt. Gelacht haben wir, und Baum und Überbringer johlend begrüßt. Und heute frage ich mich, ob unser Gegenentwurf damals auf diese Weise nicht doch noch von alten Winter- und Weihnachtstraditionen unterwandert worden ist.

Truthahn mit Cranberries

Fred Thompson, Institut für Anglistik. Foto: Privat

Im Wohnzimmer ertönt Bing Crosbys White Christmas und in der Ecke steht eine prächtig geschmückte, zwei Meter große Balsam-Tanne (Abies balsamea), deren aromatischer Duft in der Luft liegt. In der Küche wird das Abendessen für eine der wichtigsten Feierlichkeiten des Jahres vorbereitet. Die Freude auf ein herzhaftes Essen mit der ganzen Familie ist groß. Im Mittelpunkt steht auf dem gedeckten Tisch im Esszimmer ein gebackener Truthahn, der im Ofen stundenlang gebraten wurde. Daneben bietet man eine Schüssel mit dunkelroten Preiselbeeren (besser bekannt unter dem Namen Cranberries) und eine Schüssel mit Brot-Füllung (Stuffing) aus hausgemachtem Paniermehl, klein geschnittenen Zwiebeln, frisch geriebener Muskatnuss sowie Salz und Pfeffer an. Für andere köstliche Beilagen, wie Kartoffelpüree und ein kräftiges Jus aus dem Bratenfond des Truthahns, findet man immer Platz auf dem Tisch. Das festliche Dinner wird durch verschiedene Gemüsebeilagen, zum Beispiel in Butter gedünstetem Rosenkohl und Karotten mit Estragon aromatisiert, ergänzt. Sollte man immer noch hungrig sein, hat man die Qual der Wahl: ein traditioneller Apfelkuchen oder Pumpkin Pie mit Schlagsahne.

Das ist ein typisches Weihnachtsessen am 25. Dezember in Kanada. Jetzt fehlt nur noch eins: ein herzlicher Weihnachtsgruß … Merry Christmas!

von Giovanna Marasco-Albry

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