In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute fragt sich Maria Preuß, welcher der richtige Lebensweg ist.
Eine beliebte Frage in Interviews (vor allem an Stars oder Menschen mit besonderen Berufen) lautet: Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht Sängerin wären, Polarbären erforschten, für Menschenrechte kämpften? Oft ist die Antwort: Es gab nie eine andere Möglichkeit. Ich denke: Für mich könnte es tausend andere Lebenswege geben. Was wäre, wenn ich nicht Psychologie studiert hätte? Vermutlich müsste ich für die Beantwortung dieser Frage viel früher ansetzen. Vor meinem Psychologiestudium habe ich eine Ausbildung zur Visagistin gemacht und ein Jahr lang versucht, mir damit mein Geld zu verdienen. Das hat mäßig gut geklappt und auch nicht richtig zu mir gepasst. Eine Karriere in der Mode- und Beauty-Branche kann ich also als alternative Realität ausschließen.
Doch lieber beim Film arbeiten?
In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag.
An dem Job haben mir aber die Aufträge beim Film gefallen. Die Menschen dort sind kreativ und bodenständig, das Team wächst bei den Dreharbeiten eng zusammen. Es ist eines der schönsten Arbeitsfelder, das ich je kennen lernen durfte. Ich liebe Filme, ich fotografiere gerne. Manchmal frag ich mich: Hätte ich nicht auch Kamerafrau werden können? Ich liebe aber auch Musik und spiele seit zehn Jahren Gitarre. Hätte ich damit früher beginnen sollen? Hätte ich nicht schon vor Jahren Gesangsunterricht nehmen können? Dann wäre ich jetzt eine richtig gute Musikerin, könnte ein Album aufnehmen und auf Tour gehen. Als ich vor sieben Jahren mit dem Psychologie-Bachelor anfing, wollte ich Kinder- und Jugendtherapeutin werden. Ich habe ein Praktikum in einem schulpsychologischen Beratungszentrum gemacht und eines im Kindergarten. Diese kleinen Menschen sind schon ganz starke Persönlichkeiten, trotz ihrer geringen Körpergröße. Sie sind wuselig und manchmal undurchschaubar. Mich hat immer fasziniert, wie viel in einem so kleinen Menschen vorgehen kann. In einem pädagogischen Beruf würde ich bestimmt auch glücklich.
Die einzig wichtige Frage
Um mein Studium zu finanzieren, habe ich eine Zeit lang in der Personalentwicklung eines großen Verlages gearbeitet. Das Ziel war, die bestehende Unternehmenskultur in eine aufgeschlossenen, gleichberechtigten Kultur umzuwandeln, in der Menschen nicht diskriminiert werden. Ich habe Veranstaltungen und Netzwerktreffen organisiert, um zum Beispiel Frauen in technischen Berufen zusammenzubringen. Die Feministin in mir hätte nichts dagegen, weiterhin einen solchen Job zu machen. Letztendlich ist aber mein aktueller Plan, mit dem Schreiben Geld zu verdienen. Nach etlichen Umwegen bin ich dabei gelandet. Als Kind war das einfach ein Hobby, jetzt arbeite ich neben dem Studium bereits als freie Autorin. Ich habe aber so viele andere Dinge ausprobiert und etwas ganz anderes studiert. Ist Schreiben dann wirklich der richtige Weg? Werde ich mich nicht in ein paar Jahren nach einem bodenständigeren und sichereren Beruf sehnen? Werde ich überhaupt jemals erfolgreich meinen Lebensunterhalt verdienen können? Auf diese Fragen habe ich keine Antworten. Und vielleicht sind das auch nicht die entscheidenden Fragen. Vielleicht ist die einzig wichtige Frage: Was wäre, wenn ich einfach immer das tun würde, was mich gerade glücklich macht?
Maria Preuß