Studium & Lehre
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Was bedeutet es, ein Stipendium zu haben?

Seit Beginn ihres Lehramtsstudiums wird Johanna Präfke durch die Hans-Böckler-Stiftung unterstützt. Foto: Sarah-Maria Scheid

Seit Beginn ihres Lehramtsstudiums wird Johanna Präfke durch die Hans-Böckler-Stiftung unterstützt. Foto: Sarah-Maria Scheid

Studieren mit finanzieller Absicherung – dieser Wunsch hat sich für Johanna Präfke, Lehramtsstudentin für Englisch und katholische Religion, erfüllt. Sie wird durch ein Stipendium der Hans-Böckler-Stiftung gefördert. Wir haben uns von ihr erklären lassen, was das genau bedeutet.

“Die monatliche finanzielle Unterstützung ist sehr hilfreich. Gerade wenn ich irgendwann ausziehe, habe ich so eine Absicherung und brauche nicht die volle Unterstützung meiner Eltern,” berichtet Johanna Präfke. Sie wird seit ihrem ersten Semester von der Hans-Böckler-Stiftung unterstützt. In ihrer Schulzeit engagierte sie sich als Schülervertreterin und war später in der Stadtschülervertretung in Koblenz tätig. Hier war sie auch im Vorstand. “Nach meinem Abitur bin ich zur Vereinten Dienstleistungsgemeinschaft (Ver.di) gegangen, eine Untergewerkschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Dort bin ich in der Geschäftsführung der Jugend und im Landesvorstand aktiv. Über den gewerkschaftlichen Zweig bin ich in die Hans-Böckler-Stiftung gekommen.”

Der Weg zur Stiftung

Über die Gewerkschaft hat Präfke ein Referenzschreiben erhalten, das sie bei der Stiftung einreichen konnte – so kam das Verfahren ins Rollen. ” Nachdem man sich normal beworben hat, wird man an zwei Stipendiaten weitergeleitet, die ein Gutachten anfertigen. In dem Gutachten wird der komplette Lebenslauf nochmal verschriftlicht. Es geht dabei in meinen Augen darum,  die Lebensgeschichte nochmal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und ein besseren Eindruck von der Person zu erlangen,”  fügt sie hinzu. Anschließend wurde sie zu einem Vorstellungsgespräch nach Düsseldorf eingeladen. “Es gibt aber verschiedene Wege um zu einer Stiftung zu kommen: Zum Beispiel durch das Nachholen des Abiturs, aber das trifft auf Studenten nicht zu. Die andere Möglichkeit ist, sich ohne Referenzschreiben für ein gefördertes Studium, ein Stipendium, zu bewerben. Der Einsatz für eine Gewerkschaft ist eine gute Vorrausetzung dafür, eine Förderung zu erhalten.” Neben der Ver.di kämen auch andere Gewerkschaften in Frage, wie die Industriegemeinschaft Metall (IG Metall) und die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IGBAU), erklärt Präfke.

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Die Gewerkschaftsarbeit ist ein wichtiges Hobby für Präfke. Sie engagiert sich hauptsächlich in der Jugend. “Wir gehen gemeinsam auf Demos oder organisieren Infostände bei Veranstaltungen wie dem Fahrradtag. Außerdem gehen wir auch auf Konferenzen.” Als die 21-Jährige zur Stiftung kam, wurden dort gerade viele Gremien neu gewählt. Es sind nicht viele Mitglieder in der Jugendarbeit aktiv, daher bekam sie ziemlich schnell hohe Positionen. “Die Geschäftsführung plant viele Jugendangebote. Wir kümmern uns um das Grundkonzept und die Mitglieder bringen sich auch ein. Die Gewerkschaftsarbeit ist vollkommen ehrenamtlich,” erläutert sie.

Voraussetzungen für eine Bewerbung um ein Stipendium hinsichtlich schulischer Leistungen gibt es keine. Es geht vorwiegend um soziales Engagement. “Da ich mich mein ganzes Leben schon sozial engagiere, hatte ich sicher dadurch gute Chancen, einen Platz zu ergattern,” sagt sie. Ansonsten habe sie aber manchmal das Gefühl, dass die Anzahl freier Plätze ein bisschen semesterabhängig ist. Sie kenne auch ein paar Bekannte, die sich im sozialen Bereich stark engagiert hätten und nicht angenommen wurden. “Ich würde auf keinen Fall behaupten, es wäre unmöglich ein Stipendium zu erhalten. man muss aber auch viel dafür tun und das auch noch während des Studiums.” Sie weist darauf hin, dass noch viele freie Plätze vorhanden seien, die belegt werden könnten.

Mehr als nur Geld

Generell unterstützt die Hans-Böckler-Stiftung über die Länge der Regelstudienzeit. Präfke ergänzt: „Wenn man sich aber in der Stiftung aktiv beteiligt, zum Beispiel indem man für andere Gutachten schreibt, ist es wahrscheinlich, dass man noch ein Semester länger gefördert wird. Außerdem werden wir aktuell wegen Corona noch ein Semester länger unterstützt, wenn wir dadurch länger brauchen. Wenn man auf Lehramt studiert und sich einbringt, ist kann man im Allgemeinen damit rechnen, bis in den Master gefördert zu werden.” Es gibt keine Begrenzung hinsichtlich einer gewissen Anzahl an Credit Points die erreicht werden müssen, wie beim BAföG.

Die monatliche finanzielle Unterstützung beginnt bei einem Grundbetrag von 300 Euro. Je nach Einkommenslage der Eltern wird mehr ausgezahlt. “Jedes Semester wird der Betrag neu berechnet und sobald sich beim Einkommen der Eltern etwas verändert, muss dies sofort angegeben werden. So bekommt man eventuell weniger oder mehr Geld. Wenn man eine studienbezogene Auslandsreise macht, wird man dabei ebenfalls unterstützt,” erläutert Präfke.

Ansonsten gebe es sehr viele Seminarangebote für die Stipendiaten. “Leider habe ich bisher noch keines außer dem Wilkommensseminar besuchen können. Das Semester ist schon sehr eng getaktet und ich habe ich noch viel Gewerkschaftsarbeit zu leisten. Und irgendwo muss man ja noch leben.” Im nächsten Semester möchte sie aber auf jeden Fall nächstes Semester ein Seminar besuchen. “Durch das Willkommensseminar in Düsseldorf habe ich sehr viele Stipendiaten aus ganz Deutschland kennen gelernt. Es war schön, sich deutschlandweit vernetzen zu können,” schwärmt sie. Innerhalb der Stiftung gibt es je nach Studienzweig verschiedene Fachbereiche. Präfke ist im Bereich für Lehramt. Diese Aufteilung ist wichtig, um zum Beispiel Seminarthemen angepasst wählen und anbieten zu können. Natürlich gibt es auch zum Beispiel für Bauingenieure und andere Studiengänge Seminare.

Die Hürden der Bürokratie

Zwischenzeitlich hatte Präfke Probleme mit ihrer Finanzierung: “Als mein Bruder die Ausbildung abgeschlossen hatte, konnte die Stiftung dies aus den Unterlagen nicht herauslesen. Das hat zu Berechnungsproblemen geführt und ich mich sehr gewundert, weil ich plötzlich anderen Betrag erhalten habe,” erinnert sie sich. Sie musste sogar etwas Geld zurückzahlen. Dennoch waren die Mitarbeiter nett und sind ihr sehr entgegen gekommen. “Im Endeffekt konnte die Stiftung nichts dafür. Die Beträge richten sich immer nach dem BaföG-Betrag. Wenn dieser sich erhöht, weil ein Geschwisterkind eine Ausbildung abgeschlossen hat, kann die Stiftung nichts für.”

Präfke einen persönlichen Ansprechpartner bei der Stiftung, der für das Rechenwesen zuständig ist. Für allgemeine Fragen steht ihr eine weitere Person zur Verfügung. Darüber hinaus hat sie noch einen Vertrauensdozent, zu dem aber nur wenig Kontakt besteht. “Ich schicke ihm einmal im Jahr meinen Semesterbericht zu. Man muss jedes Semester einen Semesterbogen ausfüllen. Darin beschreibt man beispielsweise wie das Semester lief, ob die Module in Regelstudienzeit eingehalten wurden und ob man ein Auslandsemester machen will”, schildert sie. Einmal im Semester müssen die Stipendiaten einen Stipendienermittlungsbogen ausfüllen, und alle finanziellen Daten eintragen. Dieser Beitrag muss geleistet werden, um das Stipendium aufrecht zu erhalten. Ebenfalls muss man sich bei Gutachten aktiv beteiligen.

Zusammenfassend ist zu ergänzen dass ein Stipendium eine große finanzielle Stütze sein kann, einen deutschlandweiten Austausch mit Mitstipendiaten ermöglicht, allerdings nicht immer leicht zu erhalten ist.

Sarah-Maria Scheid

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