Studis & ihre Nebenjobs
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Vom Möhrenfeld zur Kaffeerösterei

Andreas Schmidtke arbeitet neben dem Studium in einer Kaffeerösterei. Er ist unter anderem für spezielle Mischungen verantwortlich. Foto: Philipp Sittinger

Andreas Schmidtke arbeitet neben dem Studium in einer Kaffeerösterei. Er ist unter anderem für spezielle Mischungen verantwortlich. Foto: Philipp Sittinger

Kaffee ist das Lebenselixier vieler Studierenden. Für Andreas Schmidtke hat er aber eine ganz besondere Bedeutung. Durch seine Arbeit bei der “KFE Die Kaffeerösterei” finanziert der 26-jährige Sonderpädagogikstudent sein Studium. Im Interview gibt er spannende Einblicke in seine Arbeit mit dem schwarzen Gold.

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Das WG-Zimmer, das eigene Auto, der Kinobesuch mit Freunden: Das alles will bezahlt werden. Viele Studierende verdienen sich neben der Unterstützung der Eltern und Bafög etwas dazu oder finanzieren ihr Studium komplett selbst. Uniblog stellt in einer Serie Studierende und ihre Nebenjobs vor. Von alltäglich bis kurios ist fast alles dabei. Bisher erschienene Artikel finden sie hier.

Ich bin Andreas Schmidtke, ich bin 26 Jahre alt und studiere Sonderpädagogik im ersten Mastersemester am Campus Landau. Meine Fächer sind Philosophie sowie Wirtschaft und Arbeit.

Nebenbei arbeiten Sie in einer Kaffeerösterei. Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?

Über eine Bekannte habe ich den Mann meiner jetzigen Chefin kennengelernt. Für ihn habe ich in meinem ersten Bachelorsemester auf einem Möhrenfeld gearbeitet. Damals brauchte ich Geld für eine lange Reise nach Neuseeland. Danach hat mich mein Chef gefragt, ob ich nicht auch für die KFE Die Kaffeerösterei in Landau arbeiten möchte, und da ich sowieso auf Jobsuche war, bot sich das an.

Welche konkreten Aufgaben haben Sie bei der KFE?

Meine Arbeit spielt sich hauptsächlich im Lager ab. Ich räume mit dem Gabelstapler die Lieferungen in die Regale. Wenn zum Beispiel der Rohkaffee per LKW geliefert wird, räume ich ihn aus. Die Paletten werden dann so gestapelt, dass der Kaffee aus den Säcken einfach in den sogenannten Rüttler geschüttet werden kann. Das Gerät reinigt die Kaffeebohnen von Staub und Schmutz. Anschließend werden sie über ein Förderband in Silos transportiert. Dort werden die Bohnen aufbewahrt, bis sie zum Rösten portionsweise aus dem Silo herausgelassen werden. Dazu steht eine Waage unter dem Silo, denn für bestimmte Rezepte müssen genaue Mengen verschiedener Sorten abgefüllt werden. Eine weitere Aufgabe ist das Rösten. Das machen wir in der Halle, aber auch im Laden in der Maximilianstraße. Dort steht der alte und kleinere Röster. Inzwischen haben wir einen neuen, sehr großen, mit dem wir in der Lagerhalle im Industriegebiet arbeiten. Die kleine Maschine wird nur noch selten verwendet, quasi als Backup. So können größere Mengen verarbeitet werden. Manchmal bin ich auch für Kaffeemischungen zuständig, wie zum Beispiel den Pfälzer Wachmacher. Viele Mischungen verkaufen wir an Großkunden, beispielsweise an Supermärkte. Dazu mische ich verschiedene Kaffeesorten nach einem bestimmten Rezept und fülle sie in Säcke ab. Wenn der Fahrer ausfällt, kommt es auch vor, dass ich die Großbestellungen ausliefere.

Wie sind die Rahmenbedingungen?

Ich bin als Werksstudent fest bei der KFE angestellt und arbeite 80 Stunden pro Monat, vor allem im Lager im Landauer Industriegebiet. Meine Urlaubstage werden aus der Anzahl der Stunden, die ich gearbeitet habe, errechnet. Somit steht mir ein fixes Kontingent zu.

Was macht Ihnen am meisten Spaß?

Eigentlich finde ich alle Arbeiten angenehm. Am schönsten ist es, wenn ich direkten Kontakt zu netten Kunden habe. Manche Großkunden holen den Kaffee selbst ab. Da führt man auch mal eine interessante Unterhaltung.

Wie gut ist der Job mit dem Studium vereinbar?

Anfangs habe ich noch auf 450 Euro-Basis gearbeitet, das war wirklich entspannt. Die 80 Stunden pro Monat neben dem Studium zu stemmen, ist dagegen schwieriger. Das erfordert Organisation. Aber es ist gut machbar. Vor allem, da meine Chefs flexibel sind. Wer wann arbeitet, wird immer ein bis zwei Wochen im Voraus geplant. Dazu muss ich in einer Liste eintragen, wann ich Zeit habe. Bisher gab es damit keine Probleme.

Wie viele Personen arbeiten dort?

In der Halle arbeiten etwa zehn Leute in unterschiedlichen Schichten. Normalerweise sind die drei Chefs da, eine Person, die Kaffee röstet, und ein Zweier-Team für Lagerarbeiten. Bei uns gilt das Vier-Augen-Prinzip, damit beispielsweise bei Bestellungen weniger Fehler passieren.

Würden Sie den Nebenjob weiterempfehlen?

Auf jeden Fall! Wir sind ein tolles Team, hier arbeiten viele nette Leute. Da die Zeiten relativ flexibel sind, ist der Job auch gut mit dem Studium vereinbar. Und er hat viele Vorteile: Es gibt Urlaubsgeld, Feiertagszuschläge und Weihnachtsgeld. Wenn man mal krank ist, bekommt man trotzdem Gehalt. Außerdem konnte ich meinen Staplerschein machen. Regelmäßige Ausflüge mit den Kollegen machen genauso viel Spaß wie unser kleines Sommerfest, das wir zusammen feiern.

Welche Voraussetzungen braucht man für den Job?

Am wichtigsten ist es, zuverlässig zu arbeiten. Man sollte verlässlich sein und pünktlich erscheinen. Kraft braucht man nicht unbedingt. Sorgsamkeit ist wichtig, wenn es zum Beispiel um das Zusammenstellen von Bestellungen geht. Man sollte gut im Team arbeiten können und kein Problem mit höherer Lautstärke haben. In der Halle kann es schon mal recht laut werden.

Können Sie sich an spannende Situationen erinnern?

Neulich hatten wir einen Kaminbrand, da war ich zufällig da. Der Chef hatte den Brand eigentlich schon mit einem Feuerlöscher gelöscht. Trotzdem kam die Feuerwehr mit drei Fahrzeugen, um nachzuschauen, ob das Feuer wirklich aus ist. Den Rest des Vormittags haben wir damit verbracht, den Feuerwehrmännern Kaffee zu machen. Das war schon lustig. Anschließend habe ich von der KFE noch einen Gutschein für die Waschstraße bekommen, um mein vom Brand verrußtes Auto zu reinigen.

Interview: Rebecca Singer

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