Christoph Manthei liebt es, kleine Pfeile auf eine Scheibe zu werfen. Was viele mit lockeren Kneipenabenden verbinden, ist für die Hochschulgruppe Unikorns Koblenz längst zur Leidenschaft geworden. Christoph hat gemeinsam mit zwei dartsbegeisterten Freund:innen, Nikolaus Speckhardt und Nina Schätz, den AHS-Kurs für Steeldarts am Campus Koblenz ins Leben gerufen. Seit 2018 vertritt das Team die Universität bei sportlichen Wettkämpfen. Nachdem wir Christoph 2019 schon einmal vorgestellt habe, haben wir jetzt im Interview gefragt, wem er den Sport empfehlen würde und wie die Hochschulgruppe durch die Pandemie gekommen ist.
Wie bist du zum Sport gekommen?
Der Campus ist nicht nur zum Studieren da. In Campus Aktiv zeigen wir euch, was ihr hier noch erleben könnt.
Ich war schon immer sportaffin. Mit zunehmenden Verpflichtungen als Student fand ich immer weniger Zeit und Energie, Fußball zu spielen. Stattdessen habe ich mich mit Freund:innen in Bars getroffen, um vom Studienalltag zu entspannen. Dort bin ich das erste Mal mit Darts in Berührung gekommen. Das Spielen hat mir großen Spaß gemacht. Der Sport birgt mehr Potential, als man vermutet. Ein Dart-Sportkurs wurde an der Uni nicht angeboten. Gemeinsam mit zwei Freunden habe ich den Dartsverein Unikorns Koblenz gegründet. Aus anfangs sieben Teilnehmenden wurden allmählich mehr. Viele sahen Darts zunächst als Zusatzsport, als Ergänzung zu den anderen Sportarten, die sie ausüben. Schnell entwickelte es sich aber zur Leidenschaft von uns allen.
Was magst du am Spielen?
Die lockere Stimmung unterscheidet Darts von anderen Sportarten. Außerdem ist die Verletzungsgefahr niedrig. Die Atmosphäre ist nie aufgeheizt oder angespannt. Dartsspieler:innen lachen immer viel. Es ist vielmehr ein Miteinander- als ein Gegeneinanderspielen, völlig ohne Druck. Mit einem kühlen Getränk in der einen und Dartspfeilen in der anderen Hand lässt sich der Stress des Alltags leicht ausblenden. Dartsspielen lässt Endorphine sprühen.

Beim Darts kommt es auf Präzision an. Eine kleine Handbewegung entscheidet über Sieg oder Niederlage.
Kann man Dartsspielen lernen?
Das Schöne an Darts ist, dass es nicht die eine richtige Technik gibt. Jede:r Spieler:in ist anders. Wenn Profis spielen, wundert man sich manchmal darüber, wie sie die Pfeile halten. Man denkt, dass das so unmöglich funktionieren kann. Aber siehe da, es klappt. Dartsspielen kann man einfach lernen. Das beste Beispiel hierfür ist mein Kollege Philipp. Als er vor zwei Jahren mit dem Sport angefangen hat, lagen seine Leistungen im Anfängerbereich. Mit wachsender Leidenschaft hat Philipp immer mehr geübt. Heute wirft er mit drei Pfeilen 75 Punkte, das ist herausragend. Sein Fleiß hat ihn zu dieser enormen Leistungssteigerung verholfen. Auf Talent kommt es nicht an.
Darts ist also für jede:n etwas?
Absolut. Während in anderen Sportarten die Männer einen Stärkevorteil gegenüber den Frauen haben, gibt es im Dartssport keine Unterschiede. Ob du größer, schneller oder stärker bist, interessiert niemanden. Es geht um Präzision und Konzentration. Selbst wenn du im Rollstuhl sitzt, kannst du problemlos mitmachen.
Ist es dir wichtig zu gewinnen oder geht es dir nur um das Spiel?
Im Dartsport kommt es auf Zusammenhalt an. Wenn wir als Gruppe an Turnieren teilnehmen, gewinnen wir gerne zusammen, wir verlieren aber auch gerne zusammen. Die Hauptsache ist, wir haben gemeinsam Spaß. Bei uns fährt niemand alleine auf Turniere. Die Gruppendynamik ist das, was zählt. Gewinnen ist zwar schön, aber unwichtig. Wenn wir bei Wettkämpfen den zweiten Platz erreichen, ist das für uns ein voller Erfolg. Wir lassen uns nicht unterkriegen.
Hat eure Aktivität als Hochschulgruppe unter der Pandemie gelitten?
Überhaupt nicht. Wir konnten den Sportkurs zwar nicht mehr wie gewohnt durchführen, haben aber kreative Alternativen gefunden. Wir haben alles digitalisiert. Ein befreundeter Informatiker hat uns eine Website erstellt. Außerdem habe ich mich mit verschiedenen Streamingseiten auseinandergesetzt und so eine Lösung für uns gefunden. Jede:r hat bei sich zuhause gespielt, wir waren aber per Videokonferenz verbunden. So konnten wir online miteinander spielen, ohne im gleichen Raum sein zu müssen. Später haben wir über Twitch unsere Spiele live gestreamt.
Was entgegnest du denjenigen, die Darts als Sportart nicht ernst nehmen?
Mir ist bewusst, dass Darts kein Hochleistungssport ist. Im Fernsehen wird es als Showsport dargestellt. Im Darts-Sport finden viele Spieler:innen einen Ausgleich zum Alltag. Schach ist auch ein Sport, obwohl man dabei nicht ins Schwitzen gerät! Es kursiert eine Vorstellung von Sportarten in der Gesellschaft, die viel zu eng gefasst ist.
Viele assoziieren Darts mit Kneipen und Bars.
Darts ist wie andere Sportarten eine Unterhaltungsform. Im Fußballstadion trifft man auch Zuschauer:innen mit einem Bier in der Hand an, die mitgrölen. Man findet in vielen Kneipen Dartsscheiben. Daher verknüpfen viele Dartsspielen mit ungezwungenen Kneipenbesuchen. Die Scheiben in Bars sind aber meist elektronisch und aus Plastik, wie man sie auch in Spielotheken findet. Sie blinken und geben Töne von sich. Im professionellen Sport ist das anders. Wir spielen Steeldarts, also mit Metallpfeilen, die spitzer, härter und schwerer sind. Das macht eine großen Unterschied. Man muss zwischen Freizeitunterhaltung und Leistungssport unterscheiden.
Wie geht es in Zukunft mit den Unikorns Koblenz weiter?
Ich habe Unikorns Koblenz 2017 gegründet und war von Beginn an ein leidenschaftliches Mitglied. Ohne Mannschaft hätte ich das Team nicht melden können. Zum Glück waren mindestens immer vier Dartsverrückte bereit zu jedem Spieltag zu fahren. Mit meinem bevorstehenden Studienabschluss werde ich mich aus der Gruppe zurückziehen. Ich werde aber natürlich nie ganz weg sein. (lacht) Die Leitung lege ich in die Hände meiner geschätzten Kollegen Jannis und Philipp. Ich wünsche mir, dass es weiterhin Dartsinteressierte gibt, die hier eine Möglichkeit finden zu spielen. In amerikanischen Colleges wird der Football derart abgefeiert. Warum diese Fankultur nicht im Dartsbereich nach Koblenz bringen?
Interview: Elena Panzeter