Kolumne

Summer in the City

Heute schreibt Campus-Reporterin Nina Seel. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

Heute schreibt Campus-Reporterin Nina Seel. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute schwelgt Nina Seel in Erinnerungen an Ferien auf Balkonien und schwärmt davon, wie schön ein Sommer in der Stadt sein kann.

Die Füße qualmen, jedes Kleidungsstück ist zu viel, alles klebt. Es ist Sommer geworden und mit ihm kommen die Gedanken an Tage am Meer und laue Nächte am Hafen einer südeuropäischen Küstenstadt. Nach einem ersten vollen Halbjahr fühle ich mich langsam urlaubsreif. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Diese Weisheit kannten schon meine Großeltern: Die Sommerferien meiner Eltern verbrachten sie damit, zum nächstgelegenen Baggersee zu fahren, Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten und Tierparks in der Umgebung zu unternehmen und den Kindern im Garten ein Häuschen aus Pappkarton zum Spielen zu bauen. So einfach und trotzdem schön konnte Urlaub sein.

Ferien auf Balkonien

Auch ich erinnere mich an Ferien, in denen wir nicht weggefahren sind, sondern den Sommerurlaub zuhause verbrachten. Als Kind fand ich alles spannend, was irgendwie neu war und habe gern Entdecker gespielt. So musste der Urlaub in heimischen Gefilden gar nicht langweilig und öde sein. Schwimmbad-Tage, Radtouren mit Eiscafé-Ziel, Museumsbesuche an Regentagen, Ausflüge zu Barfußpfaden – an Ideen mangelte es nicht. Der gemeinsame Urlaub mit den Eltern machte zwischen Abi und Studienbeginn mal ein paar Jährchen Pause, inzwischen bin ich schon wieder alt genug, um entweder dem Familienurlaub beizuwohnen oder ein paar Tage Sommerferien im elternlichen Garten zu verbringen.

Eis essen im Sommer - das geht nicht nur in Italien, sondern auch in der Heimat. Fotos: Nina Seel

Eis essen im Sommer – das geht nicht nur in Italien, sondern auch in der Heimat. Fotos: Nina Seel

Auf Entdeckungstour

Was ich mir offenbar bewahrt habe, ist das Entdecker-Gen. Ich bin noch immer neugierig auf meine Umgebung, interessiere mich für das, was unmittelbar vor meiner Haustür passiert und möchte ganze viele Eindrücke von dem Ort aufsaugen, an dem ich gerade lebe. Das geht bei warmen Temperaturen und ohne Regenschirm besonders gut, wenn man leichtfüßig durch die Straßen streifen kann. Aktuell entdecke ich München von seiner sommerlichen Seite, denn ein Praktikum hat mich in die bayerische Hauptstadt verschlagen. Also heißt es Füße in den Eisbach hängen im Englischen Garten, Sonne satt am Flaucher und Abkühlung in der Isar, ein kaltes Radler in einem der etlichen Biergärten. Es lohnt sich auch, die Fühler abseits des Marienplatz auszustrecken und jenseits der beliebten Touristen-Ziele bislang unbekannte Orte aufzuspüren.

Der Eisbach in Münchens Englischem Garten lockt Campus-Reporterin Nina Seel zur Zeit sehr.

Der Eisbach in Münchens Englischem Garten lockt Campus-Reporterin Nina Seel zur Zeit sehr.

Sommer in München

Wenn ich mich einfach treiben lasse, schlendere ich zum Beispiel über den Bücherflohmarkt an der Isar, lege eine Eiskaffee-Pause am Milchstandl im Uni-Viertel ein, klettere auf den Olympiaberg, um von oben das Treiben auf dem Sommer-Tollwood, einem stadtbekannten Kultur-Festival zu beobachten, radle den Kanal zum Schloss Nymphenburg entlang und lasse den Abend im Freiluft-Kino am See ausklingen. Ein Cocktail auf der Praterinsel, ein Konzert am Kulturstrand oder ein Picknick bei der Oper für Alle auf dem Platz vor dem Nationaltheater – vor lauter Angebot kann man sich kaum entscheiden. Und so kommt der Sommerurlaub ganz automatisch zu mir in die Stadt, ohne dass ich ins Flugzeug steigen muss. Da es in einer so großen, grünen, belebten und kulturell aktiven Stadt noch unendlich viele zu entdecken gibt, erwartet mich in den nächsten drei Monaten ein besonders ausgedehnter Sommerurlaub bei meinem Summer in the City.