Studis & ihre Nebenjobs

Mit Kilt und Dudelsack

Jan Guretzke spielt und unterrichtet schottischen Dudelsack leidenschaftlich gerne. Foto: Esther Bauer

Jan Guretzke spielt und unterrichtet schottischen Dudelsack leidenschaftlich gerne. Foto: Esther Bauer

Andere tragen Schürze und Tablett, Jan Guretzke trägt Kilt und Dudelsack. In diesem Teil der Serie “Studierende und ihre Nebenjobs” spricht der Koblenzer Lehramststudent über seinen Nebenjob als Dudelsack-Lehrer und Musiker.

Wer sind Sie?

Mein Name ist Jan Guretzke, ich bin 25 Jahre alt und studiere den Master of Education auf Gymnasiallehramt für Mathe und Physik.

Was für einen Nebenjob machen Sie?

Ich unterrichte schottischen Dudelsack und bin Musiker in verschiedenen Pipe-Bands. Die Bands geben Konzerte und spielen auf Wettkämpfen, sogenannten Competitions, wofür am meisten Trainingszeit verwendet wird. Wir geben natürlich auch herkömmliche Auftritte. Hauptsächlich spiele ich in einer Band in Belgien. Schüler habe ich zur Zeit nicht sehr viele, da das Erlernen des Dudelsacks viel Zeit und Disziplin erfordert.

Jan Guretzke im Highlanddress mit seinem Musikinstrument, einem schottischen Dudelsack. Foto: Esther Bauer

Jan Guretzke im Highlanddress mit seinem Musikinstrument, einem schottischen Dudelsack. Foto: Esther Bauer

Was sind Ihre Aufgaben?

In den Bands bin ich hauptsächlich für den Sound zuständig, das heißt, ich stimme die Instrumente und optimiere den Klang. Den Musikschülern bringe ich motorische und musiktheoretische Grundkenntnisse bei. Was letztlich den Erfolg ausmacht, ist die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Das bedeutet, dass ich den Schülern nicht nur das Instrument beibringe, ich bringe ihnen vielmehr bei, es sich selbst zu erschließen. Das ist ähnlich wie im Studium. Man muss viel Eigenleistung erbringen.

Die Serie

Das WG-Zimmer, das eigene Auto, der Kinobesuch mit Freunden: Das alles will bezahlt werden. Viele Studierende verdienen sich neben der Unterstützung der Eltern und Bafög etwas dazu oder finanzieren ihr Studium komplett selbst. Uniblog stellt in einer Serie Studierende und ihre Nebenjobs vor. Von alltäglich bis kurios ist fast alles dabei. Bisher erschienene Artikel finden sie hier.

Was bereitet Ihnen am meisten Freude bei dieser Arbeit?

Das Knüpfen von Freundschaften, welche man über die Jahre sammelt. Man lernt so viele unterschiedliche Menschen kennen, die praktisch über den gesamten Globus verteilt sind. Außerdem treffen sich alle Bands ein paar Mal im Jahr auf verschiedenen Competitions wieder, wie den Weltmeisterschaften in Glasgow und den Europameisterschaften in Forres. Die Musik steht für mich hier wirklich an zweiter Stelle. Es ist auch toll zu sehen, wie meine Schüler von Woche zu Woche neue Erfolge erzielen und nach und nach ein Teil dieser Gemeinschaft werden.

Wie kamen Sie an Ihren Nebenjob?

Über meinen Vater. Ich selbst spiele seit meinem 13. Lebensjahr Dudelsack. Dass ich unterrichte, ist eine Sache der Selbsteinschätzung. Ich traue es mir zu, anderen etwas beizubringen.

Was verdienen Sie bei diesem Nebenjob?

Materiell wenig, ideell enorm viel. Die Gagen für die Auftritte sind unterschiedlich. Manchmal verdienen wir in der Fußgängerzone mehr als durch einen regulären Auftritt, der fünf Stunden dauert. Für das Unterrichten nehme ich grundsätzlich nicht viel. In der Regel sind es 20 Euro die Stunde, aber wenn ich mir von einem Schüler viel erhoffe, soll es am Geld nicht scheitern.

Kann man diesen Job weiter empfehlen?

Als Hobby ja, als Beruf nein, aber ich mache es vorrangig zum Ausgleich.

Braucht man bestimmte Voraussetzungen dafür?

Man braucht auf jeden Fall Disziplin. Es kommt darauf an, wo man mit diesem Instrument hin möchte. Man kann in die Profiliga kommen oder gerade das Nötigste lernen. Aber mit dem Nötigsten kann man das Instrument auch nicht unterrichten. Ich finde, man sollte immer eine gesunde Portion Ehrgeiz mitbringen. Ich hatte schon etliche Schüler, die der Auffassung waren: “Ich lerne mal Dudelsack”. Wer unter dieser Prämisse an die Sache heran geht, wäre gut damit beraten, es lieber bleiben zu lassen und die Zeit besser zu investieren.

Wie „studienkompatibel“ ist Ihre Arbeit? Bitte vergeben Sie Sterne von 1 bis 5 (5 Sterne = super kompatibel).

Leider sehr wenig. Wo ich spiele, wird von mir erwartet, dass ich jeden Tag übe und natürlich so oft wie möglich an den Proben teilnehme. Aber Autos fahren auch nicht mit Wasser. Dass das Studium darunter gelitten hat, würde ich so nicht sagen, aber dass die Priorität oft der Musik gehörte, bereue ich bis heute nicht, da ich natürlich nicht weiß, wie viel Zeit ich in Zukunft noch dafür haben werde. Schön ist natürlich, dass es an der Uni Musikräume gibt, in denen man in der freien Zeit zwischen den Vorlesungen üben kann. Alles in allem würde ich 3 Sterne vergeben.

Esther Guretzke