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Schwarz auf Weiß: Praktikum in einer Zeitschriftenredaktion

Bei ihrem Praktikum für das Magazin "Emotion" konnte Maria Preuß nicht nur Redaktionsluft schnuppern, sondern auch aktiv an Artikeln mitarbeiten. Foto: Philipp Sittinger

Bei ihrem Praktikum für das Magazin "Emotion" konnte Maria Preuß nicht nur Redaktionsluft schnuppern, sondern auch aktiv an Artikeln mitarbeiten. Foto: Philipp Sittinger

Print-Medien sind eigentlich vom Aussterben bedroht. Psychologiestudentin Maria Preuß hat trotzdem ein Faible für Zeitschriften. Bei einem redaktionellen Praktikum hat sie nicht nur erlebt, wie das Magazin Emotion entsteht. Sie konnte am Ende sogar ihren Namen in der gedruckten Zeitschrift lesen. Für sie war das Praktikum ein lang gehegter Traum, der wahr wurde.

Als Teenager habe ich Frauenzeitschriften verschlungen. Ich sammelte sie und verglich die verschiedenen Ausgaben miteinander: An welcher Stelle steht das Editorial, wo das Impressum, wo die Interna? Welche Themen werden behandelt, wie sind diese aufgemacht, in welchen Farben sind die Artikel präsentiert? Ich war fasziniert von Optik und Haptik dieses Mediums, das unterhält und informiert. Mein Traum war es schon immer, selbst bei der Entstehung einer Zeitschrift mitzuwirken. 15 Jahre später habe ich mir diesen Traum mit einem Praktikum bei der Zeitschrift Emotion verwirklicht. Ich musste erst einen Bachelor in Psychologie machen, um zu begreifen, dass ich wirklich in die Welt der Medien gehöre. Zum Glück fand ich den Masterstudiengang Medien- und Kommunikationspsychologie am Campus Landau, mit dem ich auf meinem Bachelorabschluss aufbauen konnte und trotzdem in eine neue Richtung einlenkte. Nachdem ich bei verschiedenen Blogs erste journalistische Erfahrungen sammelte, fing ich auch beim Uniblog und der Landauer Tagsezeitung Die Rheinpfalz an. Damit fühlte ich mich gewappnet für ein dreimonatiges Praktikum in einer echten Zeitschritftenredaktion.

Die Serie

Karriere. Lindsay Henwood/UnsplashDie Arbeitswelt kennenlernen und Perspektiven ausleuchten – wer hier schon im Studium aktiv wird, dem fällt der Berufseinstieg oft leichter. Unsere Serie „Karriere“ informiert zu Möglichkeiten, sich auf den Lebensweg nach der Uni vorzubereiten.

Die Frauenzeitschrift Emotion erscheint ein Mal im Monat und wird im Inspiring Network Verlag herausgebracht, der in Hamburg sitzt. Ursprünglich gehörte der Titel zum Großverlag Gruner + Jahr. Als die Zeitschrift eingestellt werden sollte, kaufte die jetzige Herausgeberin den Titel und gründete ihren eigenen Verlag – und brachte die Emotion auf einen neuen Kurs. Jetzt ist sie immer noch eine Frauenzeitschrift, aber mit einem sehr vielfältigen Frauenbild und tiefgründigen, auch kritischen Themen. Eine inhaltliche Ausrichtung, die zu mir passt. Das konnte ich im Bewerbungsgespräch vermitteln, das ich schon ein Jahr zuvor telefonisch mit einer der Redakteurinnen führte. Es war etwas schwierig, einen geeigneten Zeitraum zu finden, sodass ich einen Teil meines Praktikums während des Semesteranfangs machen musste. Da ich aber nur noch einen Kurs zu belegen hatte, konnte ich das glücklicherweise mit meinem Dozenten klären.

Der Start in der Redaktion war – trotz meiner immensen Vorfreude – etwas holprig. Die Chefredakteurin, die für mich zuständig war, war krank. Und ich begann in der Woche vor Redaktionsschluss – da ist das Stresslevel bei allen am höchsten. Also gab es niemanden, der mich überall offiziell vorstellte. Da ich in neuen Arbeitssituationen eher introvertiert bin, war das ein ungünstiger Auftakt. Bis zum Ende des Praktikums wusste ich von einigen Mitarbeiterinnen die Namen nicht, weil ich selbst zu schüchtern war, mich in jeder Abteilung vorzustellen. Insgesamt ist das aber der einzige Wermutstropfen gewesen.

Gleich am ersten Tag wurde ich mit Interviews beauftragt. Zum Verlag gehört unter anderem auch die Zeitschrift Psychologie bringt dich weiter. Für deren Online-Auftritt durfte ich direkt ein Interview mit einer Psychologin zum Thema Auswandern machen. Ab da an ging es eigentlich Schlag auf Schlag und ich hatte gerade im ersten Monat sehr viel zu tun. Üblicherweise kamen die Redakteurinnen auf mich zu und gaben mir ein Thema und den Kontakt. Dann fragte ich einen Interviewtermin an, recherchierte und formulierte Fragen. Diese konnte ich immer mit der Textchefin durchgehen, die eine erfahrene Journalistin und Sprachexpertin ist. Mit den angepassten Fragen führte ich die Interviews, die hauptsächlich am Telefon stattfanden. Wenn das Interview im Frage-Antwort-Format erscheinen sollte, musste ich das aufgenommene Interview anschließend transkribieren. Die Texte wurden immer gekürzt, da der Platz in einer Zeitschrift begrenzt ist. Zum Schluss las die Textchefin das Interview und ich schickte es an die interviewte Person zur Freigabe.

Neben den Interviews und Artikeln hatte ich noch eine andere Aufgabe, die mir sehr viel Spaß gemacht hat: Die Emotion verleiht jedes Jahr einen Award an Frauen, die als Vorbild dienen. Dafür habe ich Nominierte vorgeschlagen, recherchiert und angeschrieben. Am Ende hatten wir fast 50 Frauen zusammen, die alle großartige Dinge in ihrem Leben gemeistert haben – von sozialem Engagement über wissenschaftliche Leistungen zu erfolgreichen Unternehmensgründungen. Diesen Frauen mit dem Award und der Vorstellung im Heft eine Bühne zu bieten, fand ich sehr erfüllend.

Ich habe während des Praktikums sehr viel konstruktives und positives Feedback bekommen. Die Atmosphäre im gesamten Team war wohlwollend und unterstützend. Ich hatte das Gefühl, dort mit meinen Interessen, Fähigkeiten und Eigenschaften genau richtig zu sein. Die Arbeit fiel mir leicht, obwohl ich ursprünglich etwas ganz anderes studiert habe. Für mich ist jetzt klar, dass ich Journalistin werde – und 15 Jahre später meinen Jugendtraum erfülle.

Maria Preuß

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