Raus in die Welt

Schweden: Rauer Winter und herzliche Menschen

In Schweden lernte Elena Hamm das Winterwetter zu genießen und trotz Kälte und Dunkelheit viel Zeit in der Natur zu verbringen. Hier wandert sie durch das Gebirge Sylarna. Fotos: Hamm

In Schweden lernte Elena Hamm das Winterwetter zu genießen und trotz Kälte und Dunkelheit viel Zeit in der Natur zu verbringen. Hier wandert sie durch das Gebirge Sylarna. Fotos: Hamm

Elena Hamm war mit Erasmus Plus ein Semester als Austauschstudentin an der Mittuniversitetet Östersund. Im hohen Norden traf sie auf viel schwedische Hilfsbereitschaft und winterliche Temperaturen. Auch die Art zu studieren war für die 21-jährige Psychologie-Studentin zunächst neu: An ihrer schwedischen Universität gab es kaum Anwesenheitspflicht und umso mehr Eigenverantwortung für die Studierenden. 

Noch schnell die letzte Prüfung geschrieben, danach eine Woche Urlaub mit Freunden und dann ging es Ende August 2015 auch schon los: Ich reiste 2000 Kilometer in den Norden nach Östersund, wo ich die nächsten fünf Monate zu Hause sein sollte und an der Mittuniversitetet studierte. Am Flughafen Östersund, der im Übrigen so groß ist wie der Parkplatz am Campus in Landau, wurden wir von unseren Buddies empfangen, was die Ankunft sehr erleichterte. Unsere Helfer fuhren uns nicht nur bis vor die Haustür unseres Wohnheims, sie unterstützten uns auch vor Ort: Sie besorgten Schlüssel, Matratzen und Decken, übersetzen, schleppten Möbel und Gepäck. Diese Art von Hilfe war für mich neu, ist aber in Schweden selbstverständlich.

An der Mittuniversitetet in Östersund hat Elena Hamm ein Semester lang studiert.

An der Mittuniversitetet in Östersund hat Elena Hamm ein Semester lang studiert.

Und tschüss… !

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Die Ankunftswoche diente dazu, die Uni, die anderen Internationals und die Stadt kennenzulernen. Es war von universitärer Seite alles sehr gut organisiert und die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft um mich herum steckte an. Natürlich gingen auch ein paar Sachen schief. Ich hatte am Anfang kaum Möbel in meinem Zimmer und schlief die erste Woche nur auf einer Matratze, weil mein Bett kaputt war. Auf die ersten Tage der Eingewöhnung folgten zwei offizielle Wochen Introduction Week für alle Erstsemester und Internationals. Das Ganze war ein großer Wettbewerb zwischen den Fachbereichen. Wir spielten Bränboll, eine Mischung aus deutschem Brennball und amerikanischem Baseball, wir veranstalteten eine Olympiade, eine Schnitzeljagd und kochten für den AStA. Die größte Herausforderung war der Bau eines Floßes, das auf dem großen, örtlichen See Storsjön seine Tragfähigkeit in einem Rennen unter Beweis stellen musste. Uni hatte ich bis zum Ende dieser zwei Wochen nur einmal für drei Stunden.

In der Introduction Week wetteifern Erstsemester und Internationals der verschiedenen Fachschaften in verschiedenen lustigen Kategorien gegeneinander. Das Floß wird auf dem See Storsjön in einem Rennen auf seine Tragbarkeit getestet.

In der Introduction Week wetteifern Erstsemester und Internationals der verschiedenen Fachschaften in verschiedenen lustigen Kategorien gegeneinander. Das Floß wird auf dem See Storsjön in einem Rennen auf seine Tragbarkeit getestet.

Auf einen Kaffee mit den Dozenten

An meiner schwedischen Universität war das Miteinander locker und Kommunikation stand klar im Vordergrund. Einmal wurde ein Veranstaltungstermin verlegt, weil die Hälfte des Kurses lieber auf einen Flohmarkt fahren wollte, der nur an diesem Tag stattfand. Die Kursgruppen sind zudem wesentlich kleiner. Mein größter Kurs umfasste 17 Leute, der kleinste bestand aus zwei Personen und einer Studentin, die über Skype zugeschaltet wurde, weil sie in Norwegen wohnt. Alle Dozenten wurden geduzt und konnten bei Problemen jederzeit zum Kaffeetrinken kontaktiert werden. Trotz all der Lockerheit lernte ich viel, weil jede Menge Selbstengagement gefragt war. Man traf sich zwar selten, musste aber immer etwas Schriftliches für das nächste Mal vorbereiten, das dann in der Runde auf Englisch diskutiert wurde. Als Abschlussnote gab es in der Regel keine Klausur, sondern eine schriftliche Ausarbeitung eines Themas der Veranstaltung. Insgesamt war es ein sehr angenehmes und abwechslungsreiches Arbeiten. Ich beschäftigte mich mit Themen, die mir sonst wahrscheinlich nicht begegnet wären. Auch die Freizeit kam nicht zu kurz und ich lernte einen ganz neuen Umgang mit schlechtem Wetter und Kälte kennen. Immerhin schien die Sonne nur zwischen 9.30 Uhr morgens und 15 Uhr nachmittags, sonst war es dunkel.

Eisige Temperaturen und Schneelandschaften im schwedischen Winter.

Eisige Temperaturen und Schneelandschaften im schwedischen Winter.

Beim Biathlon-Weltcup

Ein Highlight für mich war die Eröffnung des Biathlon Weltcup. Überall in der Stadt traf man die Athleten und auch im Stadion durfte man ganz nah ran ans Geschehen. Alles wurde mit einer angenehmen Ruhe und Gelassenheit angegangen.

Im Laufe meines Aufenthalts habe ich schwedische Feiertage wie das Luciafest erlebt, bei dem sich Mädchen und Frauen in weiße Gewänder hüllen und Kerzen auf dem Kopf tragen. Auch in Östersund gab es einen Weihnachtmarkt, den ich ich gern besuchte. Die Studierenden trafen sich meist am Seeufer oder in der Unikneipe.

Elena Hamm mit Kommilitonen auf der „Skiweek“ in Vemdalen, eine Mischung aus Studentenparty und Wintersportereignis.

Elena Hamm mit Kommilitonen auf der „Skiweek“ in Vemdalen, eine Mischung aus Studentenparty und Wintersportereignis.

Der krönende Abschluss meines Auslandssemesters war die Skiweek: 2500 Studierende aus ganz Schweden fahren für vier Tage nach Vemdalen ins Skigebiet, machen Party, fahren Ski und nehmen an Workshops und Wettkämpfen teil. Insgesamt waren es wunderschöne fünf Monate im hohen Norden. Ich habe viele nette Menschen kennengelernt, jede Menge Erfahrungen gesammelt und ganz viel Natur erlebt.

Protokoll: Katharina Greb