Studium & Lehre
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Uni ohne Campus

Für einige Studierende hat das gesamte Unileben bisher online stattgefunden. Wie ergeht es ihnen damit? Foto: Unsplash

Für einige Studierende hat das gesamte Unileben bisher online stattgefunden. Wie ergeht es ihnen damit? Foto: Unsplash

Eine Studentin, die im dritten Semester ist und fast nie an der Uni war? Eigentlich unmöglich, hätte man vor einiger Zeit noch geglaubt. Doch nach mehr als einem Jahr Pandemie ist das so normal wie tägliche Zoom-Meetings. Eine Lehramtsstudentin erzählt vom Onlinesemester.

Unsere Serie Studium & Lehre gibt Antworten und Hilfestellungen rund ums Studium und stellt besondere Projekte vor.

Celina wusste schon lange, dass sie Sonderpädagogik studieren möchte. Dazu wollte sie im heimischen Rheinland-Pfalz bleiben. Deswegen entschied sie sich während ihres Abiturs dafür, sich für das Sommersemester 2020 am Campus Landau einzuschreiben. Wegen der kurz darauf ausbrechenden Pandemie hat sie weder Abitur-Feierlichkeiten noch Orientierungstage erleben können. “Ich hatte schon erwartet, mehr Leute kennenzulernen”, sagt sie. Im ersten Semester schloss sie durch die ausschließlich online stattfindenden Lehrformate wenig Kontakte zu anderen Studierenden. “Mit der Zeit wurde der Austausch etwas besser, aber in den Lehramtsstudiengängen gibt es leider nicht die eine WhatsApp-Gruppe, in der man sich austauschen kann. Da gibt es für jeden Kurs andere Chats”, erklärt sie. Die Gruppen hätten sich dennoch gelohnt, weil so immerhin die Organisation leichter wurde.

Erwartung vs. Realität

Sieben Mal war die Westerwälderin mittlerweile an der Universität, um Klausuren zu schreiben. “Ich war froh, nicht an die Außenstellen zu müssen, das wäre sicher kompliziert gewesen.” Doch mit dem Lageplan habe sie alles gefunden. In der Stadt kennt Celina sich zwar ein wenig aus, aber ihr Zimmer im Studierendenwohnheim nutzt sie nur in der Klausurenphase. Eigentlich hatte sie im ersten Semester bereits ein Zimmer in einer WG. “Nach dem Abitur hätte ich nur noch mit meinen Klamotten dorthin fahren müssen”, erinnert sie sich. Doch sie verbrachte im ersten Semester nur wenig Zeit in Landau. Bei ihren Mitbewohnerinnen war die Lage ähnlich, sodass sie das Zimmer kündigte. Sie ist zwar nicht traurig, jetzt wieder bei ihren Eltern zu wohnen, aber um die Möglichkeit war es doch schade.

Eine von vielen

Umfragen zeigen, dass 20 Prozent der Studierenden wieder zu Hause wohnen oder direkt dort geblieben sind. Den Platz im Wohnheim schätzt die Studentin trotzdem sehr, denn er lohnt sich in der Klausurenphase. “Ich freue mich aber auch darauf, wenn das Wohnheim wieder voll ist und man sich endlich richtig kennenlernen kann”, sagt sie. Auch in Zukunft möchte sie dort wohnen bleiben. Für die Zeit nach der Pandemie kann sie sich gut vorstellen, dass einige Konzepte übernommen werden: “Die Vorlesungen mit vielen Teilnehmenden kann man sicher auch weiterhin online stattfinden lassen.” Insgesamt ist sie dennoch pessimistisch. Obwohl sie auf baldige Präsenzveranstaltungen hofft, kann sich Celina momentan nicht vorstellen, in nächster Zeit die Uni zu betreten.

“Wenn es wieder echte Vorlesungen gibt, kann ich nicht einfach auf Pause drücken und mir das noch einmal anhören”
Celina über ihre Angst vor Präsenzveranstaltungen

Nicht nur Nachteile

Gerade mit den asynchronen Videos, also Veranstaltungen, die nicht live online stattfinden, sondern die aufgenommen wurden und jederzeit abgespielt werden können, hat Celina viel Zeit verbracht. “Wenn es wieder echte Vorlesungen gibt, kann ich nicht einfach auf Pause drücken und mir das noch einmal anhören”, sagt die Studentin. Deswegen hat sie Angst, zunächst durch die Präsenzveranstaltungen überfordert zu sein. Worauf sie sich allerdings richtig freut, ist die Universitätsbibliothek. Denn dort könne sie sich besser konzentrieren. “Das Schwierige am Homeoffice ist für mich, das restliche Leben nicht unter den Tisch fallen zu lassen”, erklärt sie. Doch mittlerweile hat sie dafür Konzepte. Sie erzählt, dass sie oft den Raum wechselt und plant, wann sie wie viel Zeit mit der Uni verbringt. “Ich bin viel disziplinierter geworden, weil ich mir alles selbst einteilen muss”, sagt sie, obwohl sie das schon in der Schule gut gekonnt habe. Sie habe durch die neue Situation aber auch einiges an Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein dazu gewonnen.

Ein bisschen Hoffnung

Celina freut sich darauf, wenn der Uni-Alltag endlich richtig losgehen kann. Der Kontakt zu den Studierenden fehlt, zu Hause fällt ihr die Decke auf den Kopf. Die Onlinesemester seien eine große Herausforderung. Aber Celina bleibt positiv: “Ich finde, man kann schon stolz sein, das geschafft zu haben. Wenn das funktioniert hat, werden wir den Rest auch noch schaffen.”

 Lena Frohn

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