Das Konzept der Nachhaltigkeit kann uns anregen, Neues zu entdecken und mit anderen gemeinsam kreativ zu werden, findet Victoria Schmitz. Die Grundschullehrarmtsstudentin ist seit 2020 Referentin für Ökologie und Nachhaltigkeit im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) am Campus Koblenz. Über die Schwierigkeiten im Einsatz für Klimagerechtigkeit, ihre Motivation und warum nachhaltig leben nicht gleich Verzicht bedeutet, berichtet sie im Interview.
Liegt dir das Thema Nachhaltigkeit schon immer am Herzen?
Ja, auf jeden Fall. Als Kind habe ich aus Tierschutzgründen ungern Fleisch gegessen. In der Mittelstufe habe ich mich zum ersten Mal, vor allem durch den Erdkundeunterricht, mit der Klimakrise auseinandergesetzt. Politisch aktiv wurde ich hier in Koblenz, angeregt durch verschiedene politische Gruppierungen und Freund:innenkreise.
Du bist AStA-Referentin für Ökologie und Nachhaltigkeit. Was machst du genau?
Versorgt & vernetzt kommt man am besten durchs Studium. Wir zeigen euch, wo ihr auf dem Campus Unterstützung findet.
Der AStA ist der allgemeine Studierendenausschuss und mit dem Studierendenparlament Teil der Studentischen Selbstverwaltung. Wir treten für die Interessen der Studierenden ein. Meine Aufgabe ist es, ökologische und nachhaltige Themen aufzubereiten, zum Beispiel in Form von Workshops oder Vorträgen. Das kann verschiedenste Auswirkungen auf universitäre Vorgänge haben. Zum Beispiel wurde die Nachhaltigkeitsstrategie der Universität effektiver gestaltet.
Du engagierst dich außerdem bei der Initiative Green Office. Worum geht es dabei?
Das Koblenzer Green Office ist eine vor allem ehrenamtliche Initiative, bestehend aus Studierenden und Mitarbeitenden, die sich ebenfalls für eine ökologischere Uni einsetzt. Anfang Dezember wollten wir zum Beispiel eine Kleidertauschparty als Alternative zum Black-Friday-Konsum anbieten, die aufgrund der Coronapandemie leider abgesagt werden musste. Sie wird aber bestimmt nachgeholt. Außerdem haben wir uns bei der Gestaltung und Durchführung der Nachhaltigkeitswoche beteiligt.
Wie hast du die Nachhaltigkeitswoche erlebt, die 2021 zum zweiten mal online stattfand?
Dass wir die Woche nicht vor Ort durchführen konnten, ist sicherlich schade. Trotz der aktuellen Umstände ist es uns aber gelungen, ein vielfältiges Programm zusammenzustellen. Unser Thema in Koblenz war „Mobilität und Nachhaltigkeit“. Wir haben die Verkehrswende aus verschiedenen Perspektiven – regional und überregional – beleuchtet. Mein Highlight war die gute Zusammenarbeit mit überregionalen Nachhaltigkeitsgruppen anderer Universitäten. Hinzu kam außerdem noch der sehr interessante Austausch zwischen Teilnehmenden und Referierenden während der Vorträge.
Bekanntermaßen ist niemand perfekt. Gibt es Bereiche, in denen du noch nicht so nachhaltig lebst, wie du es gerne würdest?
Natürlich gibt es immer Luft nach oben. Es ist aber nicht gesund, sich selbst zu sehr unter Druck zu setzen. Die Sache sollte mit Spaß und der Freude an neuen Entdeckungen angegangen werden. Dann läuft es wie von selbst. Vieles kann ohne größere Schwierigkeiten umgesetzt werden, wie das Vermeiden von Flugreisen, weniger bis keine Tierprodukte zu konsumieren und sich immer wieder über Nachhaltigkeitsthemen zu informieren.
Wie kann man „Nachhaltigkeitsmuffel“ überzeugen, einen kleinen Beitrag zu leisten?
Eine Pauschalantwort ist schwer. Leider verschließen viele Menschen die Augen vor den Auswirkungen der Klimakrise. So kommt man auch nicht in Berührung mit dem Thema Nachhaltigkeit. Hier ist es eventuell sinnvoll zu erklären, warum wir nicht weiterleben können wie bisher. Vor allem nicht, wenn wir einen ökologisch-sozialen Wandel wollen.
Viele verbinden ein nachhaltiges Leben mit Verzicht.
Ja, den Vorwurf hört man oft. Ich kann dem nicht zustimmen. Es kann wirklich Spaß machen, einen nachhaltigeren Lifestyle zu verfolgen. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass ich viel dazugelernt und Neues entdeckt habe – seien es superleckere vegane Rezepte, nachhaltige Secondhand-Klamotten oder auf das ein oder andere unnötige Gadget zu verzichten und sich dadurch freier zu fühlen.
Du beschäftigst dich täglich mit Themen rund um Ökologie und Nachhaltigkeit. Ist das nicht manchmal anstrengend und deprimierend?
Nein. Grundsatzdiskussionen können auf Dauer anstrengend sein, sind aber notwendig. Ich finde es schön zu sehen, wie viele einfache Alternative es zu konventionellen Vorgehensweisen in allen Bereichen gibt. Vieles kann selbst gemacht werden, was vor allem gemeinsam mit anderen auch Freude macht.
Was ist dein Top-Nachaltigkeitstipp?
Weniger ist definitiv mehr. Wir leben im absoluten Überfluss und verlieren dadurch schnell den Blick auf das Wesentliche. Sich von einigen Dingen zu trennen, oder erst gar nicht danach zu streben, kann das Leben sehr vereinfachen.
Interview: Elena Panzeter