Studis & ihre Nebenjobs

Nebenjob-Serie: Betreuerin für Menschen mit Behinderung

Franziska Hiel unterstützt Erwachsene mit Behinderung, damit diese möglichst selbstständig leben können. An ihrer Arbeit in der Wohngruppe schätzt sie das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Foto: Höffner

Franziska Hiel unterstützt Erwachsene mit Behinderung, damit diese möglichst selbstständig leben können. An ihrer Arbeit in der Wohngruppe schätzt sie das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Foto: Höffner

Die Vorteile einer WG sind groß: Hier lernt man, auf eigenen Beinen zu stehen, sich Aufgaben und Pflichten zu teilen und es ist immer jemand zum Reden da. Auch für Menschen mit Behinderung bedeutet das Leben in einer Wohngruppe ein hohes Maß an Selbstbestimmung, ohne das Gefühl, allein zu sein. Die Psychologiestudentin Franziska Hiel arbeitet als Betreuerin in einer Einrichtung für Erwachsene mit Behinderung. Sie unterstützt die Bewohner in ihrem Alltag und steht ihnen bei Problemen als Ansprechperson zur Seite.

Wer sind Sie?

Mein Name ist Franziska Hiel, ich bin 20 Jahre alt und studiere Psychologie im zweiten Semester in Landau.

Die Serie

Das WG-Zimmer, das eigene Auto, der Kinobesuch mit Freunden: Das alles will bezahlt werden. Viele Studierende verdienen sich neben der Unterstützung der Eltern und Bafög etwas dazu oder finanzieren ihr Studium komplett selbst. Uniblog stellt in einer Serie Studierende und ihre Nebenjobs vor. Von alltäglich bis kurios ist fast alles dabei. Bisher erschienene Artikel finden sie hier.

Was für einen Nebenjob machen Sie?

Ich arbeite als Aushilfe bei Bethesda Landau, einer Einrichtung, die erwachsenen Menschen mit Behinderung Wohn- sowie Unterstützungsmöglichkeiten bietet. Grundsätzlich bin ich jeweils einmal unter der Woche für vier Stunden sowie jedes zweite Wochenende für sechs Stunden dort tätig. Dazu kommt noch die etwa zweistündige Teamsitzung jeden zweiten Montag.

Die Bethesda ist eine kirchlich betriebene Organisation und bietet Platz für insgesamt 178 Menschen. Die Bewohner sind dabei sehr unterschiedlich und lassen sich keineswegs über einen Kamm scheren, weder was das Alter angeht, noch bezüglich ihrer Behinderung. Die drei Häuser, für die ich zusammen mit einer ausgebildeten Fachkraft zuständig bin, beherbergen jeweils drei Personen, die wie in einer Wohngemeinschaft zusammen leben. Dieser Teil der Einrichtung ist für Menschen gedacht, die recht selbstständig leben können und wollen.

Was sind Ihre Aufgaben?

Ich unterstütze die Leute in ihrem Alltag. Wir kochen, erledigen Einkäufe oder unternehmen Ausflüge zusammen. Meine Rolle ist dabei von begleitender Natur und hat nichts mit Pflege zu tun. Dabei sind wir mal in der Gruppe, mal auch nur zu Zweit unterwegs. Das Wichtigste in diesem Beruf ist, als Bezugsperson unterstützend zur Seite zu stehen. Es geht darum, Anregung zu geben und bei Problemen zu helfen beziehungsweise Optionen aufzuzeigen. Kommt es mal zu Unstimmigkeiten unter den Bewohnern, versuche ich zu vermitteln und wieder Einigung herzustellen.

Was bereitet Ihnen am meisten Freude bei dieser Arbeit?

Am besten gefällt mir das Gefühl, etwas Sinnvolles zu machen. Ich mag es einfach, abends nach Hause zu kommen und zufrieden mit dem zu sein, was ich geleistet habe. Außerdem schätze ich den Umgang mit Menschen, diese praktische Arbeit bietet einen guten Ausgleich zum Studium. Dadurch kommt man mal weg vom Schreibtisch und sitzt nicht in seinem Job ebenfalls nur vor dem Computer. Besonders für mich als Psychologiestudentin ist diese Arbeit eine Bereicherung für mein Studium.

Wie kamen Sie an Ihren Nebenjob?

Ganz klassisch über einen Aushang, den ich an der Uni entdeckt habe. Nach einem telefonischen Gespräch wurde ich erst zum Vorstellungsgespräch und anschließend zum Probearbeiten eingeladen. Zudem hatte meine Mitbewohnerin mir von Bethesda Landau erzählt und mir die Organisation als Arbeitgeber empfohlen.

Was verdienen Sie bei diesem Nebenjob?

Ich bekomme knapp 12 Euro in der Stunde, das beläuft sich auf insgesamt etwa 450 Euro im Monat, also den vorgeschrieben Minijob-Höchstsatz.

Kann man diesen Job weiter empfehlen? Braucht man bestimmte Voraussetzungen dafür?

Der Job ist auf jeden Fall weiterzuempfehlen. Nicht nur, weil er wirklich Spaß macht, es nie langweilig wird und man immer wieder Neues über sich und andere Menschen lernt, man fühlt sich auch gut aufgehoben in dem Unternehmen. Man wird fair behandelt, hat sogar einen Anspruch auf Urlaub und es werden Krankheitstage zugestanden. Für den Job ist es von Vorteil, einen Führerschein zu besitzen, um für Ausflüge oder Einkäufe das Auto nutzen zu können. Sehr wichtig sind natürlich auch ein offener Umgang mit den Bewohnern sowie eine gewisse Empathie-Fähigkeit, um angemessen auf die Menschen eingehen zu können. Außerdem sollte man keine Hemmungen mit dem Thema Behinderung haben.

Wie „studienkompatibel“ ist Ihre Arbeit? Bitte vergeben Sie Sterne von 1 bis 5 (5 Sterne = super kompatibel)

Der Job ist ziemlich studienkompatibel, ich vergebe 4 von 5 Sternen. Die Anlage befindet sich am Rande Landaus, direkt hinter der Uni. Die Arbeitszeiten sind studienfreundlich, sowohl bezüglich der Einsatztage als auch der Länge der Schichten. Praktisch ist auch, dass man sich die Tage mit einer anderen Aushilfe eigenständig aufteilen kann. Wenn also mal ein wichtiger Termin ansteht, tauschen wir die Schichten. Ein Nachteil ist, dass die Arbeit auf die Nachmittage beschränkt ist. Tagsüber sind die Bewohner in einer Werkstatt in Herxheim tätig. Außerdem ist auch die wöchentliche Arbeitszeit von acht Stunden manchmal etwas viel neben dem Studium. Da fällt es schwer, Uni, Arbeit und Freizeit unter einen Hut zu bekommen. Insgesamt ist die Arbeit bei der Bethesda aber ein ausgezeichneter Job, der viel Spaß macht und sehr kompatibel mit meinem Studium ist.

Interview: Enya Höffner

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