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Nachhaltigkeit vernetzen

Mehr Nachhaltigkeit in allen Bereichen des universitären Lebens - das hat sich die Initiative Green Office auf die Fahnen geschrieben. Foto: Colourbox

Mehr Nachhaltigkeit in allen Bereichen des universitären Lebens - das hat sich die Initiative Green Office auf die Fahnen geschrieben. Foto: Colourbox

Nachhaltigkeit ist auch an Universitäten zu einem präsenten Thema geworden. Die Initiative Green Office möchte hier größer denken und Anliegen effektiver durchsetzen – und schlägt deshalb als Hochschulgruppe einen neuen Weg ein.

Die Initiative Green Office (iGO) ist eine Hochschulgruppe an der Universität in Landau, die sich für Nachhaltigkeit im Hochschulalltag einsetzt. Sie vernetzt bestehende Interessengruppen und Akteure auf dem Campus, damit Veränderungen effektiver umgesetzt werden können. Lust, die iGO zu unterstützen? Die Gruppe freut sich  Mails von Interessierten.

Nachhaltigkeit ist kein neues Thema. Im Gegenteil, die Universität ist mit ihren zahlreichen Forschungs- und Hochschulgruppen in diesem Bereich bereits sehr gut aufgestellt. Was unterscheidet die Initiative Green Office (iGO) von anderen Gruppen wie z.B. Viva con Aqua oder Scientists for Future, die sich auch für Nachhaltigkeit einsetzen?  Gerade weil es schon eine breite Vielfalt an engagierten Gruppen gibt, wählt die iGO eine andere Herangehensweise, um ihren Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit zu leisten. Sie will die bestehenden Forschungsgruppen und weiteren Akteure einen. Der Gedanke dahinter: Die meisten guten Ideen wurden bereits gedacht – sie müssen nur noch zusammengebracht werden. Die iGO ist also keine Hochschulgruppe im herkömmlichen Sinne. Sie agiert auf einer Zwischenebene und ihr Hauptziel ist eine funktionierende Vernetzung. Das beinhaltet einen hochschulübergreifenden Wissensaustausch zwischen verschiedenen Forschungsgruppen. “Woran arbeitet ihr gerade?” , “Was plant ihr?” und vor allem “Was habt ihr schon versucht?” – Diese Fragen sind zu klären, damit nicht die gleichen Ideen mehrmals erforscht und probiert werden, weil keine Absprachen getroffen werden. Dadurch können Ressourcen eingespart und das Engagement für mehr Nachhaltigkeit nicht nur effektiv, sondern auch effizient gestaltet werden. Außerdem will die iGO auch Veränderungen im Hochschulbetrieb erwirken. Um in größeren Projekte – beispielsweise ein veganes Angebot in der Mensa – Erfolge  zu erzielen, muss die iGO anders an das Problem herangehen, als es bisher geschah: Akteure, die etwas bewegen möchten, sollten lieber gemeinschaftliche arbeiten, anstatt im Alleingang tätig zu werden. Deshalb integriert die Initiative alle Interessensgruppen auf dem Campus: Dozierende, Studierende und Mitarbeitende.

Vorbild Maastricht

Die Landauer Initiative besteht seit Mai 2018. In einer von den Studierenden einberufenen Ideen-Schmiede wurde diskutiert, wie die Nachhaltigkeit an der Hochschule vorangetrieben werden könnte. Daraus entstand der Wunsch nach einer zentralen Vernetzungstelle, die dann in Form der iGO realisiert wurde. Das Konzept für eine Insitution wie das iGO ist nicht neu. Vorbild ist das 2010 entstandene Green Office der Universität Maastricht. Green Offices gibt es auch an anderen Universitäten in Deutschland – zum Beispiel in Konstanz und Berlin. Die verschiedenen Einrichtungen stehen in Kontakt miteinander, um Wissen und Ideen auszutauschen. Dabei geht es zwar in erster Linie um mehr Nachhaltigkeit auf dem Campus, indirekt aber auch um die Wirkung, die eine Universität als Insitution auf die Gesellschaft hat: “Eine Universität muss sich ihrer Leuchtturmfunktion bewusst sein und Veränderung vorleben,” erklärt Ronja, die neben ihrem Mensch-und-Umwelt-Studium für die Finanzierung der iGO zuständig ist. Sie hofft, mit der iGO strukturelle Änderungen anstoßen zu können, die bisher nicht möglich waren.

Unterstützung erhält die iGO durch Prof. Dr. Björn Risch, von der Chemiedidaktik, und Prof. Dr. Gerhard Reese, von der Umweltpsychologie, die 2019 eine Hiwi-Stelle einrichteten. Auch Dr. Michael Zimmer-Müller vom  Zentrum für Pädagogische Forschung (ZEPF) und Dr. Heidrun Ludwig zählen zu den Unterstützern. Inzwischen ist die Anzahl der HiWi-Stellen auf drei gewachsen. Weitere Finanzielle Unterstützung erhält die iGO durch Spenden und auf Anfrage beim StuPa.

Anbieten und nachfragen

Die iGO initiiert verschiedene Arbeitskreise, die sich dann mit der Umsetzung von aktuellen Projekten beschäftigen. Der Arbeitskreis Veganes Angebot in der Mensa hat es sich zum Ziel gesetzt, dass mindestens einmal pro Woche ein veganes Gericht in der Landauer Mensa angeboten wird. Bisher wird jeden Tag ein vegetarisches Menu und eins mit Fleisch angeboten. Eine vegane Alternative bietet bisher nur das Salatbuffet und alle zwei Wochen ein Menü am Sonderstand.  Hier offenbart sich die Notwendigkeit einer Institution, die verschiedene Akteure an der Universität vernetzt und zusammenbringt. Das Angebot in der Mensa wird nämlich vom Studierendenwerk Vorderpfalz zentral verwaltet. Hier als einzelne Gruppe vorstelling zu werden und ein veganes Angebot pro Woche für die Landauer Mensa zu erbitten ist nicht aussichtsreich.

Ein weiterer Arbeitskreis beschäftigt sich mit dem Thema Mobilität. Gerade wird darüber nachgedacht, eine Umfrage mit Menschen, die auf dem Campus studieren oder arbeiten durchzuführen: Wie und auf welchem Weg gelangen sie zur Uni? Gibt es hier Probleme und Verbesserungswünsche? Was ließe sich umsetzen? Ebenfalls soll mit der Universität des Saarlandes zusammengearbeitet werden.  Dort wurde bereits eine Mitfahrgelegenheits-App erstellt, die das Hin- und Herfahren zwischen Landau und dem Saarland erleichtern und ökologischer gestalten soll. Des Weiteren verfolgt der Arbeitskreis das Ziel, den Busfahrplan besser an die Vorlesungszeiten anzupassen.

Pläne für die Zukunft

Für den November 2020 plant die iGO eine Nachhaltigkeitswoche, wie sie schon im vergangenen Jahr stattfand. Neben den Vorträgen und Workshops zum Thema Nachhaltigkeit steht dabei das Beisammensein und der lockere Austausch im Vordergrund. Außerdem plant die Initiative, die Kommunikation zwischen den verschiedenen Gruppen auf dem Campus zu erleichtern. Die Beteiligten wollen eine aufgeschlüsselte Datenbank aller Hochschul- und Forschungsgruppen erstellen, sodass die iGO in Zukunft als Vermittler aktiv werden kann. Studenten, die gerade in den ersten Semestern mit dem enormen Angebot überfordert sind, möchte die iGO eine klare Übersicht präsentieren und Anreize bieten, sich zu engagieren. “Hierarchien sollen klarer werden,” erläutert Ronja, “sodass interessierte Studis wissen, wohin sie sich zu wenden haben, wenn sie etwas anstoßen wollen.”

Die häufig wechselnden Mitglieder stellen das Kernteam der iGO vor eine Herausforderung. Eine hohe Fluktuation ist bei Hochschulgruppen nichts Ungewöhnliches, stellt aber für die übergreifende Funktion der Initiative ein Problem dar. Eine feste Stelle als Anker würde Abhilfe schaffen. Diese Stelle hätte außerdem symbolischen Charakter, weil die iGO so offiziell mit Geldern der Uni gefördert würde. Es wäre ein weiterer Schritt auf dem Weg, die iGO als festen Bestandteil in den Betrieb der Universität zu integrieren.

Thomas Marwitz

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