Felix Herkens liebt Fußball. Als Schiedsrichter ist er nicht nur dabei, sondern mittendrin. Die besondere Herausforderung für den Landauer Studenten: Er pfeift beim Blindenfußball. Dabei sind besonders Präzision und Einfühlungsvermögen gefragt.
Während die Spieler beim Blindenfußball genau hinhören, muss Felix Herkens besonders aufmerksam hinschauen: Als Schiedsrichter muss er beim Blindenfußball nicht nur die Regeln kennen, sondern auch Menschenkenntnis haben. Berührungen, die beim Fußball als Foul gelten, müssen beim Blindenfußball im Gesamtkontext bewertet werden. “Man muss sich in die Lage hineinversetzen”, sagt Herkens. “Wenn ein Spieler einen anderen am Arm packt, dann will er sich vielleicht nur festhalten, um nicht hinzufallen.” Solche Unterschiede zu erkennen, lerne man mit der Erfahrung, berichtet Herkens. Er ist mittlerweile seit fünf Jahren Schiedsrichter bei der Deutschen Blindenfußball Bundesliga (DBFL).
Besondere Regeln für besondere Spieler
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Herkens spielt selbst Fußball und absolvierte 2009 einen Crashkurs. Seitdem war er in verschiedenen Leistungsklassen Schiedsrichter. Bei einem Spiel ist er mit einem Blindenfußball-Schiedsrichter ins Gespräch gekommen. Blindenfußball klang für ihn so spannend, dass er beschloss, einen Lehrgang zu machen. Dort lernte er die Besonderheiten und spezifischen Regeln des Blindenfußballs kennen. Die Spielzeiten sind kürzer, das Spielfeld und die Teams sind kleiner. Auch der Ball ist kleiner und schwerer. In ihm befinden sich Rasseln, damit die Spieler hören, wo sich der Ball befindet. Sobald sich ein Spieler dem Ball nähert, muss dieser “Voy” rufen. Das ist Spanisch und bedeutet: “Ich komme.” Damit die Spieler sich an den Geräuschen orientieren können, muss das Publikum während der Spielzüge leise sein. Obwohl alle Mannschaftsmitglieder auf dem Feld nichts sehen, wissen sie genau, wo sie sich befinden. Einerseits hilft der sehende Guide, der zu jedem Team gehört. Er steht am Spielfeldrand und ruft Anweisungen. Die Spieler haben dazu einen besonders ausgeprägten Orientierungssinn. “Es ist, als hätten sie eine Karte im Kopf”, erklärt Herkens. “Sie wissen, wo sie sich befinden und wie groß das Feld ist. Die Spieler sprinten übers ganze Feld und stoppen punktgenau vor der Bande. Blindenfußball ist mindestens genauso spannend wie Sehendenfußball.” Beeindruckt erzählt Herkens, dass der Blindenfußballer Serdal Celebi im August 2018 das Tor des Monats der Sportschau geschossen hat.
Eine große Fußball-Familie
Um die Fitness zu halten und auch beim Regelwerk auf dem Laufenden zu bleiben, gibt es vor jeder Saison einen Lehrgang und ein Wintertrainingslager, zu dem alle Schiedsrichter zusammenkommen. Herkens kennt jeden persönlich: “Im Blindenfußball sind alle wie in einer großen Familie. Viele erkennen mich schon an meiner Stimme”, stellt Herkens fest. Die besondere Stimmung sei für ihn einer der Hauptgründe, als Schiedsrichter weiter zu machen. Außerdem kommt er viel rum, die Spiele finden in ganz Deutschland statt. Einige sogar auf öffentlichen Plätzen. “Ich war bei einem Spiel in Freiburg Schiedsrichter, das mitten in der Innenstadt stattfand. Da haben um die 1000 Leute zugeschaut. Das war eine ganz besondere Atmosphäre.” Sein Hobby kann Herkens sehr gut mit seinem Studium vereinbaren. In jeder Saison gibt es nur fünf Spieltage, dadurch hält sich der zeitliche Aufwand in Grenzen. Auch nach seinem Studium möchte der Student weiter als Schiedsrichter tätig sein. Er hofft, eines Tages bei den Paralympischen Spielen dabei zu sein.
Maria Preuß