Abschlussarbeiten
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Mehr als ein Souvenir

In seiner Abschlussarbeit hat Jakob Janßen die Einflüsse der afrikanischen Kultur auf die europäische Kunst untersucht. Für seine Drucke dienten ihm afrikanische Masken als Inspiration. Fotos: Philipp Sittinger

In seiner Abschlussarbeit hat Jakob Janßen die Einflüsse der afrikanischen Kultur auf die europäische Kunst untersucht. Für seine Drucke dienten ihm afrikanische Masken als Inspiration. Fotos: Philipp Sittinger

Jakob Janßen hat in seiner Masterarbeit die Einflüsse afrikanischer Kultur auf europäische Kunst untersucht. Für seinen Abschluss im Master of Education mit den Fächern Sport und Kunst fertigte er neben der theoretischen Arbeit auch Druckgrafiken an, die er in seiner Abschlussausstellung zeigte. Die Inspirationsquelle: afrikanische Masken.

Worum geht es in Ihrer Masterarbeit?

Es geht um transkulturelles künstlerisches Schaffen von deutschen Künstlern, die den kulturellen Kontakt in ihrer Kunst thematisieren. Gewählt habe ich das Thema, da ich selbst schon mit dieser Thematik gearbeitet habe.

In der schriftlichen Arbeit geht es nicht nur um Ihre Kunst?

Wie organisiert man die letzte Phase des Studiums? In unserer Serie berichten Studierende von ihren Abschlussarbeiten.

Die schriftliche Arbeit umfasst einerseits eine Reflektion über meine eigene Arbeit: Was waren die Einflüsse, welche Techniken verwende ich und was ist die Intention hinter der Arbeit? Das setze ich wiederum in Bezug zu Künstlern, die ähnlich gearbeitet haben. Ich selbst war zwei Mal in Afrika und untersuche deshalb deutsche Künstler, die in Afrika gearbeitet haben. Umgekehrt schaue ich mir Werke afrikanischer Künstler an, die nach Deutschland gekommen sind und analysiere, wie das ihre Kunst beeinflusst hat.

Was haben Sie in Afrika gemacht?

Meine Freundin hat für ihre Dissertation in Kamerun geforscht und ich habe dort drei Monate lang mit ihr gelebt. Währenddessen habe ich meine Bachelorarbeit geschrieben.

Ging es in Ihrer Bachelorarbeit um ein ähnliches Thema?

Nein. Das Thema wurde für mich erst durch die Reise nach Kamerun interessant. Die Eindrücke, die ich dort gewonnen hatte, waren so interessant, dass ich mich dazu entschloss, darüber meine Masterarbeit zu schreiben.

Was hat Sie besonders beeindruckt?

Anfangs die Menschen, die andere Kultur, das andersartige Leben und auch die Umwelt. Im Bezug auf die Kunst hat mich aber vor allem mein zweiter Aufenthalt beeinflusst. Wir waren in Burkina Faso in Westafrika. Dort haben wir nicht nur viel von der Landschaft gesehen, sondern auch verschiedene Masken in Museen. Uns wurde erklärt, was eigentlich die Bedeutung und Funktion dieser Masken sind. Das fand ich sehr faszinierend. Damit habe ich mich in meinem künstlerischen Schaffen auseinandergesetzt.

Haben Sie auch solche Masken angefertigt?

Ich habe Masken als Druckgrafiken dargestellt. Mir hat es aber nicht gereicht,  sie einfach nur darzustellen. Das wäre nur eine billige Kopie gewesen. Ich wollte über meine Drucke vermitteln, was die Bedeutung der Masken ist. Deshalb habe ich mehrere Drucke übereinander gedruckt. Einerseits sollen die gedruckte Symbole die Bedeutung erklären. Andererseits habe ich mit dem Titel, den ich der Druckgrafik gegeben habe, auf den Hintergrund hingewiesen. Ich wollte auch in meiner Kunst reflektieren, wie wir Europäer mit den Masken umgehen und was der historische Hintergrund ist. Die Masken und andere Kulturgüter wurden während der Kolonialzeit geraubt und in Europa gehortet. Damit wurden beispielsweise Gruselkabinettes ausgestattet. Heutzutage werden die Masken als Touristenartikel angesehen, die man sich am Flughafen kaufen kann und zu Hause an die Wand hängt. Ich wollte reflektieren, wie Europäer mit den Masken umgehen und wie damit eigentlich umgegangen werden sollte.

Jakob Janßen stellt in seinen Bildern afrikanische Masken dar. Foto: Philipp Sittinger

Welche Funktionen hatten die Masken ursprünglich?

Es gibt zwei Sorten: Die einen sind Schutzmasken, die man sich an die Wand hängt. Die schützen einen vor allem, was draußen vor der Tür ist. Die meisten Masken werden aber bei Festen getragen. Dazu gehört auch ein spezielles Kostüm oder Gewand. Die Masken stellen alle einen ganz bestimmten Charakter dar, beispielsweise den von Naturgeistern. Zur Musik wird eine Choreographie getanzt, die eine Geschichte erzählt. Die Masken werden bei Totenfeiern, bei Hochzeiten, beim Erntefesten oder wenn Jungen in das Erwachsenenalter übergehen, getragen. Alle wissen, was die Masken bedeuten und verstehen, warum der Tänzer mit der Maske sich so verhält, wie er sich verhält. Wenn sie aber bei uns zu Hause an der Wand hängt, verliert sie ihre Bedeutung.

Warum haben Sie sich dafür entschieden Ihre Masterarbeit den Masken zu widmen?

Im Fach Kunst kann man entweder eine theoretische, also kunstwissenschaftliche Arbeit oder eine praktische Arbeit schreiben. Bei der Praktischen ist ein Teil davon die Ausführung und der andere Teil eine etwa 60 Seiten lange schriftliche Reflektion und eine Einordnung zu anderen Künstlern. Ich wusste schon immer, dass ich eine praktische Arbeit machen werde. Im Mastermodul 15 habe ich zu Masken schon Drucke angefertigt. Es kamen mir immer mehr Ideen, was ich noch darstellen möchte. Das Thema war für mich persönlich wichtig geworden, weil ich mir mehr und mehr Hintergrundwissen angeeignet habe. Irgendwann wurde mir klar, dass ich schon so viele Drucke angefertigt hatte, dass ich damit auch den praktischen Teil meiner Masterarbeit füllen konnte. Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass mich das Thema persönlich nicht loslässt. Ich möchte meinen Mitmenschen ein positives Bild vermitteln und zum Nachdenken über sich selbst und die eigene Haltung anregen.

Ist es eigentlich sehr schwierig über die eigene Kunst zu reflektieren?

Teilweise. Mir fällt es zum Beispiel schwer, über mich selbst zu reflektieren, wenn ich direkt vor einem Bild stehe, das ich gerade male. Aber bei der theoretischen Masterarbeit stecke ich im Schreibprozess, lese beständig und denk die ganze Zeit über das Thema nach. Da funktioniert die Reflektion sehr gut.

Wie viel Zeit haben Sie für die Arbeit?

Theoretisch hat man beliebig viel Zeit. Ich habe an der Masterausstellung insgesamt zwei Jahre gearbeitet. Da ist auch die Zeit eingeschlossen, in der ich schon für das Modul 5 Druckereien angefertigt habe. Im vergangenen halben Jahr gab es eine intensive Phase, in der ich die Drucke zum Thema Afrika angefertigt habe. Da war ich sechs bis sieben Tage die Woche für mehrere Stunden in der Druckgrafik.

Wie viele Bilder haben Sie insgesamt angefertigt?

Circa 45 Bilder.

Hier nur einige von Jakob Janßens 45 Bildern. Foto: Philipp Sittinger

In der Abschlussausstellung zeigte Jakob Janßens seine Bilder. Fotos: Philipp Sittinger

Wie schwer ist es da eine richtige Auswahl zu treffen?

Ich habe an allen so lange gearbeitet, bis ich zufrieden war und auch der Dozent überzeugt war. Letztendlich ist jedes Bild in die Ausstellung gewandert. Ich hatte keinen Ausschuss.

Wie viele Bilder sollte man anfertigen?

Da gibt es keine feste Zahl. Das wird in Rücksprache mit den Dozenten abgemacht. Die wissen, wie man arbeitet. Wenn man sich wenige Gedanken macht und schnell alles runter rattert, dann sollten es mehr Bilder sein. Wenn man aber für ein Bild 40 Stunden Arbeit braucht, dann reichen auch weniger. Das Modul 15 setzt sich aus drei Teilbereichen zusammen. Bei mir waren das Malerei, Zeichnung und Druckgrafik. In jedem dieser Bereiche sollten es fünf bis acht Arbeiten sein. In der Masterausstellung würden also 15 bis 20 Bilder reichen.

Um die Bedeutung der Masken darzustellen, legte Jakob Janßen mehrere Drucke übereinander. Foto: Philipp Sittinger

Wie haben Sie sich Ihre Betreuer ausgesucht?

Im Fach Kunst gibt es verschiedene Bereiche, wie Fotografie, Keramik oder die Holzwerkstatt. Man sucht sich einen Bereich aus und besucht dazu ein Seminar. Der Dozent, der dieses Seminar leitet, ist dann auch der Prüfer der Masterausstellung. Außerdem prüft auch immer Frau Stolt, weil sie die Kunstpraxis leitet. Bei mir war es auch Rainer Kaufmann, unser akademischer Rat. Er war mein Zweitbetreuer und bei ihm hatte ich das Seminar Zeichnung.

Haben Sie sich regelmäßig mit Ihren Betreuern getroffen?

Da wir uns in den Seminaren gesehen haben, waren wir permanent in Rücksprache. Ich habe ein Mal pro Woche gezeigt, woran ich gerade arbeite. In den Semesterferien haben wir uns eine paar Mal gesehen. Mit Frau Stolt hab ich drei oder vier Mal die Drucke besprochen. Zur Organisation haben wir uns aber öfter gesehen. Es gab viel Unterstützung von ihrer Seite. Zum Beispiel hatte sie mir ein Stück Stoff angeboten und vorgeschlagen, darauf zu drucken.

Wie läuft der Schreibprozess bei Ihnen ab?

Ich habe bis jetzt schon um die 40 Bücher gelesen und acht Seiten geschrieben. Am liebsten arbeite ich tatsächlich zu Hause und setze mich morgens gegen 9 Uhr an den Schreibtisch. Dann kommt es darauf an, wie lange mein Kopf mitmacht. Manchmal arbeite ich bis 18 Uhr, manchmal bis 20 Uhr. Wenn ich nicht zu Hause arbeite, setze ich mich ins Atelier in der Reithalle. Da arbeiten auch meine Kommilitonen, so hat man für die Pausen zwischendurch immer jemanden zum Quatschen.

Was würden Sie anderen raten, die noch auf Themensuche sind?

Das hängt natürlich vom Fach ab. In der Kunst sollte es etwas sein, was einen persönlich fasziniert oder auch abstößt. Hauptsache es beschäftigt einen. Leute, die keine Ideen haben, sollten sich einen guten Dozenten suchen, der einen anleiten und Ideen geben kann.

Wie ist Ihre Erfahrung mit Schreibblockaden?

Damit habe ich keine Probleme. Ich denke immer über mein Thema nach und frage mich beim Lesen ständig, ob die Inhalte irgendwo in meine Gliederung reinpassen. Ich habe einen ziemlich klaren roten Faden. Wenn ich dann schreibe, habe ich vorher schon alles in meinem Kopf zurechtgelegt und kann es direkt aufs Papier bringen.

Das klingt ziemlich entspannt.

Ist es auch. Oft ist es bei den Kunststudierenden so, dass sie kurz vor der Masterausstellung total in Stress geraten. Ich hab aber schon eine Woche davor alles fertig gestellt und hatte dann genug Zeit, die Ausstellung vorzubereiten. Ich hab auch erst im April meine Masterarbeit angemeldet, als ich wusste, ich habe schon so viel vorgearbeitet, dass ich es in der vorgegebenen Zeit schaffe, die Arbeit fertig zu schreiben.

Das Interview führte Maria Preuß

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