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Kultur verbindet: Praktikum im Kultur- und Schulverwaltungsamt

Nadja Riegger ist stolz, dass ihre Arbeit geschätzt wurde und dass sie sich durch das Praktikum weiterentwickelt hat. Foto: privat

Nadja Riegger ist stolz, dass ihre Arbeit geschätzt wurde und dass sie sich durch das Praktikum weiterentwickelt hat. Foto: privat

Mal nicht für Behördengänge ins Rathaus gehen. Sommerabende mit Musikern und Autoren in besonderem Ambiente verbringen. Und die Herausforderungen und Möglichkeiten der Kultur in einer Pandemie entdecken. Nadja Riegger hat bei ihrem Praktikum im Kultur- und Schulverwaltungsamt von Koblenz die Stadtverwaltung von einer anderen Seite kennengelernt.

Von allein wäre ich nicht auf die Idee gekommen, mich bei der Stadt zu bewerben. Dazu hat mich eine andere Studentin der Kulturwissenschaft im Rahmen unserer Praktikumstage inspiriert. Dabei berichten “Kuwis” von ihren Praktikumserfahrungen. Ich bin im siebten Semester meines Bachelors am Campus Koblenz und überlege, wie es nach dem Abschluss weitergehen soll. Gerade die Kulturwissenschaft ist breit gefächert, sodass man austesten muss, wo man am besten reinpasst. Mir gefiel schon früher der Gedanke, aktiv Kultur mitzugestalten. Ich dachte mit einem Praktikum bei der Stadt einen Blick hinter die Kulissen zu bekommen. Und ich wollte meine Fähigkeiten in dem Gebiet erproben.

Karriere. Lindsay Henwood/Unsplash Auf der Suche nach dem Traum-Praktikum? In der Serie Praxis erfahren erzählen Studierende von ihren Erfahrungen.

Nach kurzer Recherche auf der Website der Stadt stieß ich auf das Kultur- und Schulverwaltungsamt – die richtige Anlaufstelle für mich. Im Mai nahm ich mit dem Amt Kontakt auf und fragte nach einem Platz für die vorlesungsfreie Zeit des Sommersemesters. Danach musste ich nur noch ein paar Unterlagen einreichen und schon war ich dabei. Vor allem vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie war ich erleichtert, überhaupt einen Platz zu finden. An einer anderen Stelle, für die ich mich interessiert hatte, wurden zu dem Zeitpunkt keine Praktikanten angenommen.

Ein Ort für Kuwis 

Mitte Juli ging es los mit dem Praktikum, das bis Ende August dauerte. Das Kultur- und Schulverwaltungsamt gliedert sich dem Namen entsprechend in die Schul- und Kulturabteilung auf. Ich kam in Letztere, aber es gab auch gegenwärtige und ehemalige Kuwis in der Schulabteilung. Vorab hatte ich ein Telefonat mit dem Abteilungsleiter Thomas Preußer. Dabei hatte ich direkt ein gutes Gefühl bezüglich der Stimmung im Büro und ich wurde nicht enttäuscht. Die Atmosphäre war locker und freundlich. Neben Herrn Preußer arbeitete ich in der Abteilung mit zwei jungen Kuwi-Absolventinnen zusammen. Alle haben mich mit offenen Armen empfangen. Dadurch hatte ich von Anfang an keine Hemmungen, Fragen zu stellen, wenn ich mir bei etwas unsicher war.

Saubere Planung 

Die Kulturabteilung ist an der Organisation verschiedener Veranstaltungen und Projekte in Koblenz beteiligt. In meiner Zeit dort ging es um die Museumsnacht, ein Kunstprojekt sowie literarische und musikalische Veranstaltungen. Natürlich spielte Covid-19 eine große Rolle. Die Museumsnacht musste komplett umgeplant werden. Für andere Anlässe wurden dagegen extra Hygienekonzepte entwickelt, um Kultur im kleinen Rahmen weiterhin anbieten zu können. Meine Aufgaben drehten sich um die Mitorganisation dieser Veranstaltungen. Darunter fiel viel Kommunikation mit Besuchern, Künstlern, Institutionen und Sponsoren. Außerdem habe ich Pressemitteilungen geschrieben, Flyer erstellt, die Website betreut und die Veranstaltungen mit Auf- und Abbau begleitet und fotografisch dokumentiert.

Durch das Hygienekonzept bei der Konzertreihe "Kultur im Innenhof" war nur eine begrenzte Anzahl an Besuchern erlaubt. Foto: Stadt Koblenz

Durch das Hygienekonzept bei der Konzertreihe “Kultur im Innenhof” war nur eine begrenzte Anzahl an Besuchern erlaubt. Foto: Stadt Koblenz

Gemeinsam durch die Krise

Am meisten arbeitete ich an der Konzertreihe Kultur im Innenhof. Während die Hauptverantwortliche Isabella Fettich zwischenzeitlich im Urlaub war, konnte ich einen Großteil der Vorbereitung bereits selbst übernehmen. Diese bezog sich vor allem auf die Anmeldungen der Besucher und die Planung der Sitzverteilung. Zudem habe ich mich über die auftretenden Künstler informiert, um Ankündigungen zu schreiben. Die Veranstaltung fand im Innenhof des Rathausgebäudes II, gegenüber dem Schängelbrunnen, statt. Dort traten von Juli bis September an fünf Terminen Mittwoch abends je drei verschiedene Künstler oder Gruppen aus der Region auf. Darunter waren auch Studierende der Universität, wie die Musikerin Kim Heinen oder die Poetry-Slammerin Kathi Hopf. Die Auftritte waren meist musikalisch, aber auch Literatur und Theater fanden dort ihren Platz. Die Besucher mussten sich wegen der Pandemie vorher anmelden, sodass wir zum einen die Kontaktdaten erfasst hatten und zum anderen einen Überblick über die Besucherzahl behielten.

Gerade in der Krise war es eine schöne Erfahrung, selbst an der Organisation kultureller Veranstaltungen beteiligt zu sein. Es herrschte immer eine solidarische Atmosphäre, weil allen klar war, dass so etwas zu dieser Zeit nicht selbstverständlich war. Nicht nur die Besucher waren froh, etwas Kultur zu erleben. Auch die Künstler betonten, wie schön es sei, wieder live vor Publikum spielen zu können. Die Veranstaltung ist daher stetig gewachsen. Am Anfang musste das Hygienekonzept erst mit wenigen Besuchern erprobt werden. Dann konnten wir von Woche zu Woche mehr Leute zulassen. Und wir haben die ursprünglichen drei Termine um zwei Zusatztermine erweitert. Viele Besucher kamen mehrmals und ließen gerne Spenden für die Künstler da.

Die Mund-Nasen-Bedeckung war auch im Sommer ein ständiger Begleiter. Hier führt Praktikantin Nadja Riegger Besucher an ihren Platz. Foto: Stadt Koblenz

Die Mund-Nasen-Bedeckung war auch im Sommer ein ständiger Begleiter. Hier führt Praktikantin Nadja Riegger Besucher an ihren Platz. Foto: Stadt Koblenz

Raus aus dem Lesesessel

Neben Kultur im Innenhof war ich bei zwei Lesungen dabei, eine beim Forsthaus Kühkopf im Koblenzer Wald und eine auf dem Fort Konstantin. Während das Lesen im Wald wegen Covid-19 entwickelt wurde, findet das Lesen mit Aussicht regelmäßig im Rhythmus von zwei Jahren statt. Diese ersten Konzepte einer sogenannten Frischluftkultur waren 2020 besonders wertvoll, um Hygienevorschriften auf Veranstaltungen umsetzen zu können. Zudem wurden diese Orte ausgewählt, um besondere Stimmungen zu erzeugen und haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Mir gefiel es, an so ungewöhnlichen Veranstaltungskonzepten beteiligt zu sein, die man im Alltag nicht erlebt. Auch hat mir das Praktikum zu interessanten Gesprächen verholfen. Bei der Lesung auf dem Fort Konstantin traf ich die Autorin Grit Landau, die einst für den WDR arbeitete. Da mich diese Richtung auch interessiert, konnte ich von ihr Erfahrungen aus erster Hand bekommen.

An Herausforderungen wachsen

Ich habe mich während des Praktikums besonders darüber gefreut, wie sehr meine Arbeit geschätzt wurde. Ich war mir nicht sicher, was auf mich zukommen würde und ob ich dem gewachsen sein würde. Umso schöner war es für mich, mir selbst bei der Entwicklung zuzusehen. Während ich anfangs zum Beispiel bei Telefonaten noch schüchtern war, habe ich mit der Zeit sogar Spaß daran gefunden. Zudem wurde mir immer mehr Verantwortung übertragen. Das hat mir bestätigt, wo meine Fähigkeiten liegen. Es gab auch Herausforderungen. Wenn bei einer Anmeldung etwas schief gelaufen war, musste ich spontan umdenken. Auch wenn ich nicht die Hauptverantwortliche war, habe ich oft die Gästelisten verwaltet. Aber auch da habe ich mit meinen Kollegen Lösungen gefunden. Das Praktikum hat mich darin bestärkt, dass diese Richtung eine Möglichkeit für mich wäre. Es hat mir Inspirationen für Veranstaltungskonzepte gegeben, die ich irgendwann gerne selbst umsetzen würde.

Nadja Riegger

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