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Korbball: Kontaktlos von Pass zu Pass

Julia Buchstäber übt eine Sportart aus, die es nur in Deutschlang gibt und die nur von Frauen und Mädchen ausgeübt wird: Korbball. Fotos: Jan Luca Mies

Julia Buchstäber übt eine Sportart aus, die es nur in Deutschlang gibt und die nur von Frauen und Mädchen ausgeübt wird: Korbball. Fotos: Jan Luca Mies

Ein kontaktloser, aber dynamischer Teamsport, Fingerspitzengefühl und taktische Raffinesse: Die Rede ist von Korbball. Davon habt Ihr noch nichts gehört? Julia Buchstäber, Masterstudentin am Campus Koblenz, spielt in der ersten Bundesliga beim TV Feldkirchen. Sie erzählt von ihrer Faszination für den Sport, der nur von Frauen gespielt wird.

Viele schnelle Schritte. Quietschendes Abbremsen von Turnschuhen auf dem Hallenboden. Laute Rufe: “Ran!” Ein kleiner Ball fliegt zielgenau zwischen Spielerinnen hin und her. Plötzlich segelt er in hohem Bogen auf einen freistehenden Korb zu. Zwei Hände schnellen nach oben – vergeblich. Großer Jubel. Aber nur kurz, denn Korbball lässt den Spielerinnen nicht viel Zeit zum Verschnaufen.

“Ballsport hat mich schon immer fasziniert“, erklärt Julia Buchstäber. Sie studiert am Campus Koblenz den gymnasialen Lehramtsmaster mit den Fächern Deutsch und Ethik. Nur eines ist der Studentin beim Sport wichtiger als der Ball: das Team. Das hat Julia in ihrer Zeit als Tennisspielerin festgestellt. Gemeinsam zu spielen und Taktiken zu entwickeln – das mache einfach mehr Spaß.

 Foto: ColourboxIn unserer Serie Uni-Menschen stellen wir euch interessante Persönlichkeiten vor, die an der Universität Koblenz-Landau studieren und arbeiten.

Eine körperlose Mischung aus Hand- und Basketball

“Körbe werfen” – so erklärt Julia lachend das Ziel des Sports. Die beiden Teams bestehen aus jeweils vier Feldspielerinnen und einer Korbhüterin. Die Spielerinnen versuchen durch Passspiel den Ball in gute Wurfpositionen zu bekommen, um Punkte zu erzielen. Gespielt werden zweimal 20 Minuten. Wie beim Handball gibt es einen halbkreisförmigen Raum vor dem Korb, den nur die Korbhüterin betreten darf. Der Korb steht frei und hat kein Brett. Es ist also Fingerspitzengefühl gefragt, um den Ball gezielt zu versenken. Das Springen in den Korbraum ist natürlich erlaubt – solange man den Ball los wird, bevor man wieder landet. Das Laufen mit dem Ball ist nur begrenzt möglich. Nach dem Fangen darf man drei Schritte machen, einmal prellen und sich anschließend nochmal drei Schritte bewegen. Große Sololäufe gibt es nicht. Gute Pässe und taktisches Freilaufen sind also elementar.

Auch im Training ist die Intensität hoch. Die Korbhüterin der verteidigenden Mannschaft springt hoch, um den Ball abzuwehren.

Taktik und Technik

Eine große Besonderheit des Korbballs ist seine Kontaktlosigkeit. “Fast jeder Körperkontakt und jede Berührung wird abgepfiffen“, erklärt die Lehramtsstudentin.  So hat keine Spielerin einen enormen Vorteil, nur weil sie stärker ist. “Das hat mir auch sehr gut gefallen, weil ich eher klein bin.” Um Bälle als Verteidigerin trotzdem zu gewinnen, ist das Antizipieren der Pässe entscheidend. “Dann kann man dazwischenspringen und den Ball abfangen.“

Taktisch sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Egal ob die Angreiferinnen eng oder weit um den Korbraum oder mit einer Spielerin direkt am Kreis als Anspielstationen attackieren wollen. Neben dem Passspiel ist der Korbwurf wichtig. Dabei haben sich zwei Varianten etabliert: Der Heber wird meistens als Abschluss eines Sprunges in den Korbraum genutzt: Ein Sprungwurf. Der Stoßwurf eignet sich für weitere Distanzen. Er erinnert stark an das Stoßen einer Kugel in der Leichtathletik. Wichtig: Im hohen Bogen werfen, um es der Korbhüterin möglichst schwer zu machen.

Im Hohen Bogen ins Ziel. Julia Buchstäber macht einen Sprungwurf inklusive des abschließenden Hebers. Der Korb hat einen Durchmesser von 55cm.

Eine mitspielende Korbhüterin

Ist der Ball einmal unterwegs in Richtung Korb, kann nur noch die Korbhüterin einen Punkt verhindern. Sie probiert, den Ball aus dem Korb zu schlagen. Sprungkraft und Timing sind gefragt. Um reine Größenvorteile auszugleichen, darf eine Korbhüterin nicht größer als 1,78 Meter sein. Bei eigenem Angriff rückt die Korbhüterin meistens mit nach vorne. So entsteht eine vorteilhafte Überzahl: fünf Angreiferinnen gegen vier Verteidigerinnen. Julias Position ist die rechte Ecke. Das heißt: Sie orientiert sich im Angriff zwischen Grundlinie des Gegners und der rechten Außenbahn. Die anderen Positionen sind halb rechts, halb links und linke Ecke. Eine aufgerückte Korbfrau spielt meistens in der Mitte. Julia erklärt, dass nur durch Positionswechsel und schnelle Pässe gute Verteidigerketten ausgespielt werden können.

Busfahrten nach Bamberg

Organisiert spielen Korbball in Deutschland nur Frauen und Mädchen in je vier Altersstufen. Es gibt zwei Spielklassen: die erste Liga und die Landesligen. Die erste Liga ist in Bundesliga Süd und Bundesliga Nord unterteilt. Die besten Teams beider Spielrunden treffen sich zu einem Endturnier, um den deutschen Meister zu ermitteln. “Die weiteste Fahrt wird knapp 300 Kilometer lang“, erklärt die angehende Lehrerin. “Dafür sind immer mehrere Spiele an einem Tag. Für die Auswärtstouren nehmen wir einen Kleinbus und fahren mit allen Spielerinnen und Trainern gemeinsam.”

Julia hat vor ihrer Zeit als Tennisspielerin beim TV Honnefeld Korbball gespielt. Jetzt ist sie beim TV Feldkirchen und spielt Bundesliga “Hier ist alles etwas ambitionierter, was mir gut gefällt.” In der Landesliga sind die Fahrten nicht so weit. Dort gibt es ein paar Vereine im Raum Koblenz, zum Beispiel in Urbar oder Kettig.

Sowohl auf, als auch neben dem Platz eine tolle Einheit: die Spielerinnen des TV Feldkirchen. Foto: Stefan Adams

Ein Volltreffer: Studium, Arbeit und Sport

Julia ist in den letzten Zügen ihres Lehramtsmasters und freut sich schon auf das Referendariat am Gymnasium. Parallel hat sie über vier Semester das DAZ-Zertifikat erworben. „Ich bin hier in der Ecke geboren und durch die Nähe zu meinem Heimatort, konnte ich während des Studiums weiter Korbball spielen“, erklärt sie ihre Universitätsauswahl. “Außerdem wollte ich nie an eine riesige Uni.“

Neben dem Training und der Universität hat Julia lange als PES-Kraft an einem Gymnasium gearbeitet: “Das hat mir auch unglaublich geholfen, Praxiserfahrungen zu sammeln.“

Neustart nach Corona

Applaus bei jeder guten Aktion und aufbauende Worte: Die gute Stimmung im Training beim TV Feldkirchen fällt auf. Gleichzeitig besteht die nötige Ernsthaftigkeit: “Weiter so” schallt genauso durch die Halle wie Anweisungen à la “Achte auf deine Gegenspielerin!” Julia trainiert zweimal pro Woche mit ihrer Mannschaft. Und nach dem Training? Da versammeln sich erstmal alle im Kreis, um das Spiel zu besprechen – Profis halt.

Allerdings musste der Verein lange auf all das verzichten: Die Pandemie legte den ganzen Spiel- und Trainingsbetrieb lahm. Jetzt freut sich Julia auf ihre erste “richtige Saison” in der Bundesliga. “Wir sind zwar kein Favorit, aber wir werden trotzdem versuchen etwas zu reißen.” Am meisten freut sie sich sowieso darauf, Zeit mit ihren Mitspielern zu verbringen und als Team alles zu geben.

Jan Luca Mies

 

Wer sich jetzt für Korbball interessiert, kann auf YouTube ein paar Eindrücke sammeln.

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