In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute hat Emily Nolden ziemlich gute Argumente für das Aufstehen im Morgengrauen. Keine kaffeeverbrannte Zunge zum Beispiel.
Vor Kurzem fragte mich meine Mitbewohnerin, warum ich immer vor 6 Uhr aufstehe. Die erste Veranstaltung beginne doch meist erst um 10 Uhr und der Freitag ist sogar frei. Ich antwortete ihr, dass es für mich eine unglaubliche Verbesserung meines Lebensstils sei. Ein “Das glaubst du doch selber nicht” gefolgt von schallendem Gelächter war ihre Reaktion. Wir lachten beide herzhaft über meine Antwort, doch dann versicherte ich, dass es mein Ernst war. Bevor ich nun die Vorteile des frühen Aufstehens beschreibe, muss ich anmerken, dass nicht jeder automatisch als Frühaufsteher geboren ist. Wer mit seiner Rolle als Nachteule gut zurechtkommt, hat keinen Grund, sich morgens aus dem Bett zu quälen – erst recht nicht, wenn er glücklich mit seinem Lebensstil ist.
Wunder statt Kampf
In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag.
Für mich allerdings wurde es zum Allheilmittel, als mein Freund begann, mich um 5.30 Uhr aus dem Bett zu werfen. Nachdem er mir eine heiße Tasse Kaffee brachte und ich mich ausgejammert hatte, ähnelte der Mittwochmorgen eher einem gemütlichen Sonntagvormittag: Wir aßen Pfannkuchen, genossen die ersten Sonnenstrahlen auf der Terrasse, ich machte Yoga. Um 7 Uhr ging ich gemütlich duschen und hatte immer noch reichlich Zeit. An diesem Morgen konnte ich zusammenpassende Socken suchen, mir eine Frisur auf den Kopf drapieren und sogar den neuen Lidschatten ausprobieren. Als ich eine Stunde später in die Universität radelte, war ich zwar etwas überschminkt, aber dafür gut gelaunt. Von der anfänglichen Müdigkeit war keine Spur mehr. Mit jedem neuen Tag entdeckte ich mehr Vorteile am frühen Aufstehen. Mal gingen mein Freund und ich an den Rheinwiesen joggen, mal tranken wir den Morgenkaffee am Deutschen Eck. Steht man vor allen anderen auf, herrscht eine besondere Atmosphäre. Der Alltag ist noch weit weg, man kann tief atmen und die Energie für den Tag einsaugen. Die sonst belebten Straßen der Innenstadt sind menschenleer und kein Auto hupt im Berufsverkehr. Frühe Morgenstunden sind so friedlich, so ruhig. Abgesehen von der piepsenden Müllabfuhr, den gelegentlichen Sirenen der Krankenwagen und den stets meckernden Rentnern. Dennoch hätte ich nicht gedacht, wie wohltuend es ist, um 5.30 Uhr aufzustehen – und das nach einem durchgefeierten Wochenende.
Sonnenaufgang: Die Geburt des Tages
Auch kann es vorkommen, dass man gerade nicht in Stimmung ist, die Natur am Morgen zu begrüßen. Schüttet es draußen in Strömen, beschäftigt einen auch der verdreckte Herd und der müffelnde Wäschekorb. Morgens räume ich viel lieber die Spülmaschine aus, bringe den Müll vor die Tür oder wische den Boden. Lästige Hausarbeiten gehen vor einem anstrengenden Tag wesentlich leichter von der Hand als danach. Die Laune steigt immens, weiß man, dass die Wäsche nach der Arbeit nicht vor der Waschmaschine wartet. Wenn ich nach Hause komme, genieße ich meine Freizeit und habe Spaß. Ein weiterer Vorteil besteht darin, vorbereitet aus dem Haus zu gehen. Es ist genug Zeit, sich seine Tagesaufgaben und Ziele vor Augen zu führen und sich zu sammeln. Auch lassen sich Probleme besser mit klaren Gedanken am Morge, als mit ausgelastetem Kopf am Abend lösen. Menschen, die spät aufstehen, verpassen jeden Tag ein wunderschönes Naturphänomen. Geht die Sonne auf, wechselt das mitternächtliche Blau zunächst in zarte Pastelltöne, bevor schließlich der Himmel in schillernden Farben aufleuchtet. In mir löst das strahlende Licht pure Euphorie aus. Der Sonnenaufgang ist die Geburt des Tages und schenkt Kraft. Schon Platon sah die Sonne als Symbol der Erkenntnis und des Guten. Ich frage mich, was besser sein kann, als mit seinem Freund den Sonnenaufgang zu beobachten und dabei in aller Ruhe einen Kaffee zu trinken? Lebt wohl, verbrannte Zungen, zerknautschte Gesichter und hektisches Zähneputzen.
Emily Nolden
Möchte nach diesem Einblick auch wieder versuchen mich ans frühe Aufstehen zu gewöhnen ! 😉