Für Studentinnen, die ihren Traumberuf noch nicht gefunden haben, gibt es Hilfe: Beim „Küss nicht den Job-Frosch“-Workshop der Universität Koblenz-Landau erhalten die Teilnehmerinnen Aufschluss über ihre persönlichen Kernkompetenzen, Wertvorstellungen und Ziele und verknüpfen diese mit passenden Berufsausrichtungen und Jobperspektiven. Die Koblenzer Masterstudentin Eva-Laura Poth hat am Workshops teilgenommen und berichtet im Interview über ihre Erfahrungen.
Warum hast du dich für die Teilnahme entschieden?
Der Workshop hat zu mir gefunden. Ein Schicksalsschlag im letzten Jahr verlangte es, dass ich mich beruflich umorientiere. Ich arbeitete zu dem Zeitpunk gerne und erfolgreich bei der Ivita gGmbH – einer ambulanten Interventionsstelle für Menschen in seelischen Krisen. Meine Tätigkeit hat mich sehr bereichert, jedoch war sie genau so intensiv und hoch beanspruchend. Als ich völlig unerwartet eine Mail bezüglich des Workshops bekam, habe ich nicht lange gezögert. Ich nenne diesen Moment immer gerne den „Universumswink mit dem Zaunpfahl“. (lacht)
Musstest du schon einmal einen „Job-Frosch“ küssen?
Ja, auf jeden Fall. Situationen, in denen man sich unter Wert verkauft hat oder in Arbeitsumfeldern geblieben ist, die gar nicht mit den eigenen Vorstellungen vereinbar sind, kennen sicherlich viele. Das kann an einer unausgesprochenen und weit verbreiteten Autoritätshörigkeit liegen oder an der Tatsache, dass man sich seiner ganz persönlichen Kompetenzen oft nicht bewusst ist. In meinem Fall traf beides zu.
Im Workshop soll ein persönliches „Karrieremosaik“ erarbeitet werden. Was ist darunter zu verstehen?
Das Karrieremosaik orientiert sich an den Karrieredimensionen von Richard Nelson Bolles. Die Methode gibt Aufschluss über dein persönliches Fähigkeitsprofil. Daraus lassen sich Voraussetzungen ableiten, die in deinem Beruf im besten Fall gegeben sind. Gemeinsam wird erarbeitet, in welchem beruflichen Kontext die bestmögliche Passung bestehen kann. Die Bausteine, die dabei beleuchtet werden, sind Fähigkeiten, Interessen, Arbeitsbedingungen, Werte, Menschen, Ort und Gehalt.
Was war während des Workshops dein persönliches Highlight?
Mir sind vor allem zwei Momente eindrücklich in Erinnerung geblieben. Zum einen ein Interview, bei dem ich meine eigene Vision von mir in fünf Jahren erarbeitet und vorgestellt habe. Zum anderen das Abschlussgespräch, bei dem mir Mut gemacht und Wertschätzung zugesprochen wurde. Die Atmosphäre war durchweg herzlich und einladend.
Wie wurden die Teilnehmerinnen persönlich betreut?
Der Workshop gliedert sich in einen Gruppen- und einen Einzelteil. Ich habe den Austausch innerhalb der Gruppe als enorm gewinnbringend wahrgenommen. Gleichzeitig fühlte ich mich in meiner damaligen Situation in der persönlichen Betreuung mit Margarita Engelhardt wirklich gut aufgehoben. Das war wie ein geschützter Raum. Margarita ist mit ihrem Herzen dabei und wenn man im gemeinsamen Skype-Call sitzt, dann fühlt man sich am richtigen Platz. Sie räumt sich ausreichend Zeit ein und nimmt die Studierenden voll und ganz ernst. Ich schätze es auch im eigenen Arbeiten sehr, wenn Berater:innen nahbar sind. Dadurch ist nochmal ein ganz anderer Zugang möglich, der wesentlich authentischer ist.
Wie viel Eigenengagement braucht der Workshop?
Beim Workshop geht es um Selbsterkundung. Für einen erfolgreichen Workshop sollte man Zeit und Arbeit investieren. Das äußert sich im besten Fall im Ausfüllen der zahlreichen Arbeitsblätter, die nicht nur eine Basis bilden, sondern die gesamte Entwicklung während des Workshops begleiten. In Bezug auf die verschiedenen Aufgaben gibt es jedoch auch Wahlmöglichkeiten, die Freiraum für den eigenen Fokus oder eigene aktuelle Präferenzen lassen. Der Workshop lebt von aktiver Mitarbeit. Darum geht es schließlich: einen aktiven Part zu spielen im Prozess der persönlichen beruflichen Um- oder Neuorientierung.
An wen richtet sich der Workshop und an wen nicht?
Größtenteils geht es um die persönliche Motivation und darum, ob und wie sehr man sich dem Weg öffnen kann und möchte, den man hier zusammen mit der Betreuerin Margarita einschlägt. Ich kann mir vorstellen, dass Menschen, die sich lediglich mit Informationen berieseln lassen möchten, hier nicht auf ihre Kosten kommen, weil dafür zu viel Aktivität vorausgesetzt wird.
Wem empfiehlst du ihn?
Ich kann den Workshop in jedem Fall jedem Menschen weiterempfehlen, der Interesse daran hat, sich selbst ein wenig mehr kennen und sogar lieben zu lernen. Denn der Blick geht hauptsächlich nach innen. So sollen nicht nur die ganz persönlichen, einzigartigen Kompetenzen und Werte, sondern vor allem auch Träume und Ziele zum Vorschein gebracht werden. Wer sich dafür öffnen kann und möchte, macht mit diesem Workshop einen ersten Schritt in Richtung Selbstwahrnehmung und -wertschätzung, der sich lohnen kann.
Hat dir der Workshop bezüglich deiner beruflichen Zukunft weitergeholfen? Was sind deine Erkenntnisse?
Ich darf und soll authentisch sein. Die Überzeugung, sich stets im besten Licht darstellen zu wollen, darf ruhig aus den Köpfen der Menschen weichen. Die bestmögliche Version von einem selbst sollte viel stärker an die individuelle Authentizität geknüpft sein. Ich habe das Gefühl, dass meine Einzigartigkeit eine Bereicherung sein kann, die vor allem auch im Arbeitskontext gerne gesehen ist. In Bezug auf meine berufliche Zukunft empfinde ich mehr Vertrauen. Ich habe den Mut, ich sein zu dürfen und damit gezielt zu werben. Vor allem aber auch, gezielt nach Arbeitsbedingungen und Arbeitsumfeldern suchen zu dürfen, Ansprüche haben zu dürfen. Denn das Verhältnis zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden sollte vor allem bezüglich der Wertvorstellungen auf Gegenseitigkeit beruhen – und nicht darauf, dass sich Arbeitnehmende bedingungslos verschenken.
Interview: Elena Panzeter