Promovierende im Interview

Kevin Jewell erforscht Spurenstoffe im Abwasser

Chemiker und Doktorand Kevin Jewell vergleicht mittels Massenspektrometrie Proben von Klärschlamm. Foto: Adrian Müller

Chemiker und Doktorand Kevin Jewell vergleicht mittels Massenspektrometrie Proben von Klärschlamm. Foto: Adrian Müller

Kevin Jewell promoviert an der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz* und untersucht in seiner Doktorarbeit das Verhalten von “Spurenstoffen” bei der Abwasserreinigung. Warum die Jobsuche auch als Naturwissenschaftler nicht immer leicht ist und wie er auf seine Doktorandenstelle gestoßen ist, verrät er im Uniblog.

Bitte beschreiben Sie Ihre Forschung in wenigen Sätzen.

Die Serie

Sie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In dieser Serie berichten wir über Promovierende und ihre Forschung an unserer Universität. Und fragen: Was ist ihr Thema? Was sind ihre Leidenschaften? Wieso haben sie sich für eine Promotion entschieden? Wie organisieren sie ihr Arbeitspensum?

In meiner Dissertation befasse ich mich mit sogenannten “Spurenstoffen” im Abwasser, das sind kleinste, gelöste Mikroverunreinigungen wie beispielsweise Arzneimittelrückstände, die bei der Filtration in der Kläranlage oft gar nicht oder nur teilweise entfernt werden. Bis heute weiß man allerdings nicht genau, warum sich diese Stoffe so schlecht filtern lassen. Um diesen Prozess besser zu verstehen, habe ich verschiedene Arzneimittel untersucht, unter anderem Diclofenac, der im Abwasser als Spurenstoff zu finden ist und sich auch toxisch auf die Umwelt auswirken kann. Diclofenac-Rückstände lassen sich im Abwasser zumeist nur bis zu 30 Prozent entfernen, allerdings gibt es eine Kläranalage in der Schweiz, in der bis zu 90 Prozent dieses Spurenstoffes beseitigt werden können. Mittels Massenspektrometrie vergleiche ich Proben von Klärschlamm der Schweizer Anlage mit denen der Koblenzer Kläranlage, um so mehr Erkenntnisse über den Abbauprozess von Diclofenac zu gewinnen.

Was fasziniert Sie an diesem Thema?

Ich bin Chemiker, habe mich während des Studiums aber schon sehr stark für viele Aspekte der Umweltchemie interessiert. Außerdem bin ich ein großer Wassersportfan. Bei meinem Promotionsprojekt lassen sich beide Sachen wunderbar verbinden.

Wieso haben Sie sich für eine Promotion entschieden?

Als ich auf Stellensuche war, habe ich ehrlich gesagt keine interessanten Jobangebote gefunden, mit denen ich mich hätte identifizieren können. Leider gibt es für Chemiker keine so große Stellenvielfalt, da viele Jobs eher im Vertrieb oder im Ingenieur-Technischen Bereich ausgeschrieben werden. Erst über ein Wissenschafts-Podcast bin ich auf das Forschungsprojekt bei der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz (BfG) gestoßen, das genau meinem Interessenprofil entsprach.

Wie wird Ihre Promotion finanziert?

Die Stelle wird im Rahmen eines EU-Projektes durch das European Research Council (ERC) gefördert.

Was sind Ihre beruflichen Pläne für die Zukunft?

Das weiß ich noch nicht so genau, allerdings würde ich künftig gern in der Industrie arbeiten. An einer Universität oder einem Institut zu arbeiten hat viele Vorteile, aber ich möchte nach der Dissertation ein anderes Arbeitsumfeld kennen lernen und andere Erfahrungen machen.

Was sollten Studierende mitbringen, die an eine Promotion denken?

Natürlich sollte man viel Begeisterung und Interesse für das Thema mitbringen. Wichtiger ist allerdings die Bereitschaft, viel Zeit und Schweiß in das eigene Projekt zu investieren.

Welche Aufgaben ergeben sich noch im Zuge Ihrer Promotion?

Ich muss zwar an einem Zwischenbericht des Forschungsprojekts mitschreiben und bei anderen Labor- und Projektgebundenen Arbeiten mithelfen, aber davon abgesehen kann ich mich vollständig der Dissertation widmen.

Was unternehmen Sie, um sich zusätzlich zu qualifizieren?

Da meine Muttersprache Englisch ist, möchte ich demnächst meine Deutsch-Kenntnisse in einem Kurs auffrischen. Außerdem bringe ich mir selbst gerade das Programmieren bei, da ich die riesigen Datenmengen meiner Laboruntersuchungen gern IT-gestützt und automatisiert auswerten möchte.

Wie organisieren Sie Ihren Arbeitsablauf?

Meistens versuche ich, am Morgen zwei Stunden an der Dissertation zu schreiben. Für die Schreibarbeit benötige ich viel Konzentration, die bei mir abends einfach weg ist. Für die Messungen und Auswertungen der Daten benötige ich hingegen oft mehrere Tage hintereinander, da im Labor viel vorbereitet werden muss.

Sandra Erber

* Die Promotion wird in Kooperation mit der Universität und der Bundesanstalt für Gewässerkunde durchgeführt.