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Jetzt bin ich mein eigener Chef: Das Gründungsbüro im Interview

Kornelia van der Beek hat schon viele Unternehmensgünder begleitet.

Kornelia van der Beek hat schon viele Unternehmensgünder begleitet.

Wer wünscht sich nicht, sein eigener Chef zu sein?  Dr. Kornelia van der Beek, Geschäftsführerin des Gründungsbüro Koblenz, spricht im Interview mit UniBlog über Gründerpersönlichkeiten und Ideen, die man loslassen muss.

Sie beraten Studenten und wissenschaftliche Mitarbeiter bei der Unternehmensgründung. Welche persönlichen Eigenschaften sollte ich denn mitbringen, wenn ich ein Unternehmen gründen möchte?

Dr. Kornelia van der Beek: Wichtig ist, dass man den Willen hat, eine Idee umzusetzen. Die Gründer sollten einen Blick dafür entwickeln, im Team zu arbeiten. Und sie sollten lernen, ihre eigenen Ideen loszulassen und mit anderen zu teilen. Es ist immer einfacher, im Team ein Unternehmen zu gründen. Hilfreich hierbei ist der Test „Bin ich eine Gründerpersönlichkeit? “. Ein Psychologe am Campus Landau, Prof. Dr. Fred Müller,  hat ihn entwickelt. Mit diesem Test kann man seine Stärken und Schwächen realistisch einschätzen und auf dessen Basis sein Team zusammenstellen. Zum Gründungsbüro Koblenz kommen Leute, die Ideen haben, aber auch Leute, die keine Idee haben und trotzdem ein Unternehmen gründen möchten.

Gibt es einen bestimmten Fachbereich, aus dem besonders viele Gründer kommen?

Das ist sehr unterschiedlich. Die meisten Gründer kommen aus einem der zentralen technologieintensiven Fachbereiche unserer Universität, d.h. aus dem FB 4 – Informatik, aber es gibt auch immer wieder Gründer aus anderen Fachbereichen, wie insbesondere den Umweltwissenschaften oder dem kulturwissenschaftlichen Bereich.

Die Anzahl der Unternehmensgründungen ändert sich mit der Änderung der wirtschaftlichen Lage. Macht sich das auch im Gründungsbüro bemerkbar?

Es gibt grundsätzlich weniger Unternehmensgründer, solange wir eine wirtschaftlich gute und stabile Lage haben, da man schnell und einfach ein Angestelltenverhältnis eingehen kann. Aber dennoch werden die Gründer an der Universität und an der Hochschule Koblenz, für die wir ebenfalls zuständig sind, immer mehr. Das liegt wohl auch daran, dass wir unser Angebot stetig ausbauen und das Gründungsbüro unter Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern immer bekannter wird. Insgesamt hat das Gründungsbüro Koblenz schon sechs EXIST-Gründerstipendien und ein EXIST-Forschungstransfer vergeben. EXIST ist ein bundesweites Förderprogramm, das speziell für Gründungen aus dem Hochschulbereich gedacht ist und jungen Gründern beim Start ihres Unternehmens finanzielle Sicherheit bietet.

Was macht eine gute Gründeridee aus?

Das kann man so pauschal nicht beantworten. Eine Idee ist natürlich immer dann gut, wenn sie einen Markt findet. Oft geht es auch weniger um die Idee an sich, sondern um die Person oder das Team, das die Idee mitbringt. Es geht auch nicht darum, ob es eine völlig neue oder besonders kreative Idee ist, von der man noch nie gehört hat. Es dreht sich darum, dass die Gründer den Willen und ein Konzept haben, um ihre Idee umzusetzen. Wichtig ist, dass man – mit oder ohne Idee- frühzeitig ansetzt, sich informiert, die Idee weiterentwickelt und prüft, ob sie marktfähig ist.

Was war die erfolgreichste und die am wenigsten erfolgreichste Gründung, die Sie bisher begleitet haben?

(lacht) Das ist schwer zu sagen. Ein sehr erfolgreiches Gründungsprojekt ist beispielsweise „Socialfunders“. Das junge Team sammelt über eine Internetplattform Spenden für soziale Projekte und möchte Spendenprozesse transparenter gestalten. Andere Ideen laufen weniger gut an, aber aus Erfahrung kann ich sagen, dass sich Gründer, die mit ihrer ersten Idee nicht erfolgreich waren,  davon nicht abschrecken lassen sollten. Sie denken um und haben dann plötzlich eine neue Idee. Es gibt noch einige vielversprechende Ideen, die sich noch in der Planung befinden, aber die darf ich leider noch nicht verraten.

 Lisa Dillenberger

Dr. Kornelia van der Beek wurde 1965 in Düsseldorf geboren. Sie studierte Ökonomie an der Gerhard Mercator Universität Duisburg und promovierte 1999 in Volkswirtschaftslehre. Neben Gesundheitsökonomie gehören Existenzgründungen und E-Business zu ihren Arbeitsschwerpunkten. Seit 2008 ist sie am Institut für Management der Universität  im Bereich Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Existenzgründungen, tätig.