Studis & ihre Nebenjobs
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Hinter dem Wochenmarktstand

Alina Phillipsen muss samstags oft früh raus. Die Psychologiestudentin arbeitet auf dem Landauer Wochenmarkt. Hier verkauft sie Obst von einem Hof aus der Region. Fotos: Lena Frohn

Alina Phillipsen muss samstags oft früh raus. Die Psychologiestudentin arbeitet auf dem Landauer Wochenmarkt. Hier verkauft sie Obst von einem Hof aus der Region. Fotos: Lena Frohn

Alle zwei Wochen verkauft Alina Phillipsen auf dem Landauer Wochenmarkt regionales Obst. Die 20-jährige Psychologiestudentin lernt dabei viel über Ökologie und Landwirtschaft. Dem Uniblog hat sie verraten, warum Obst vom Markt nicht zwangsläufig teurer ist als im Supermarkt.

Seit wann arbeitest du auf dem Landauer Wochenmarkt und was machst du genau?

Ich verkaufe seit Herbst 2020 Obst eines regionalen Hofes. Aktuell mache ich das jeden zweiten Samstag. Außerdem berate ich auch, wenn sich jemand nicht sicher ist, was am besten zu seinem Rezept oder Geschmack passt.

Mehr Beispiele zum Geldverdienen neben dem Studium gibt’s in unserer Serie Studis und ihre Nebenjobs.

Ist es dir wichtig, bei einem Hof zu verkaufen, der auf Regionalität setzt?

Ja, sehr. Viele Menschen denken, alle auf dem Markt angebotenen Produkte kämen direkt von den Höfen, unter deren Namen sie dort verkauft werden. Aber meiner Erfahrung nach ist das die Ausnahme. Hier kann ich zum Glück dahinter stehen. Kurz nach Beginn meiner Arbeit wurden mir die Felder und die Anbaumethoden gezeigt. Außerdem werden auf dem Hof viele Obstsorten biologisch angebaut. Vor meinem Psychologiestudium habe ich zwei Semester Mensch-und-Umwelt studiert und achte seitdem besonders auf diesen Aspekt.

Geerntet wird nicht das ganze Jahr über. Wie wirkt sich das auf deine Einsatzzeiten aus?

Aktuell geht die Apfelsaison zu Ende. Im Winter gibt es kein Obst. Deswegen haben wir immer eine Frühjahrspause, nach der es dann mit den Kirschen wieder losgeht. Dadurch, dass der Hof sich nach den echten ökologischen Bedingungen ausrichtet, entsteht dementsprechend eine Zeit, in der ich nicht arbeiten kann.

Apfelvielfalt: Wenn Kund:innen nicht wissen, welches die richtige Sorte für sie ist, kann Alina Phillipsen weiterhelfen.

Apfelvielfalt: Wenn Kund:innen nicht wissen, welches die richtige Sorte für sie ist, kann Alina Phillipsen weiterhelfen.

Wie sieht ein typischer Tagesablauf aus?

Mein Wecker klingelt um 5:55 Uhr. Meistens frühstücke ich nicht, sondern radel direkt los. Auf dem Weg kann ich den Sonnenaufgang bewundern. Am Alten Messplatz angekommen, bauen wir gemeinsam den Stand auf und legen das Obst und andere Produkte des Hofes aus. Dazu gehören auch Marmeladen und Säfte. Die ersten Leute  kommen bereits sehr früh, weshalb ich bis zum Abbau um 13:00 Uhr durchgehend zu tun habe. Das Auf- und Abbauen geht aber schnell.

Was macht dir am meisten Spaß?

Ich liebe es, draußen an der frischen Luft zu arbeiten und mich bewegen zu können! Bei der Jobsuche war es mir wichtig, etwas zu machen, bei dem ich von dem Alltag im Corona-Semester wegkomme. Gerade zu Anfang saß ich oft den ganzen Tag vor dem Laptop. Dazu kommt, dass die Atmosphäre auf dem Markt angenehm ist. Dort ist es viel persönlicher als im Supermarkt. Bei uns gibt es einige Stammkund:innen. Die Menschen, die dort einkaufen, versuchen sich bewusst zu ernähren. Das merkt man im Umgang.

Kann es auch mal richtig anstrengend werden?

Auf Dauer ist es das auf jeden Fall. Sechs Stunden lang lächeln, kopfrechnen und bedienen kann einen ganz schön fertigmachen! Es sind auch nicht alle Begegnungen positiv. Ab und zu werde ich angemeckert, weil jemand nicht mit dem Obst zufrieden ist.

Was nimmst du persönlich aus dem Job mit?

Was ich vorher nicht wusste: Manche der Produkte auf dem Markt sind billiger als die im Supermarkt! Das hätte ich nicht gedacht. Ein Kilo Äpfel kostet bei uns zum Beispiel 2,50 Euro. Im Supermarkt bezahlt man fast 3,00 Euro dafür. Dazu kommt, dass es auf dem Markt oft Mengenrabatt gibt.

Was war eines deiner schönsten Erlebnisse?

Der Ausflug zum Hof gehörte für mich zu meiner Zeit auf der Arbeit dazu, obwohl ich kein Geld dafür bekam. Wir Verkaufenden konnten sehen, welche Geschichte hinter dem Hof steckt und wieso er auf ökologische Maßnahmen setzt. Ich habe dadurch verstanden, woher unsere Lebensmittel wirklich kommen und wie wichtig diese Arbeit ist. Der letzte Winter war  für viele landwirtschaftliche Betriebe sehr hart. Ohne diesen Job hätte ich das gar nicht mitbekommen. Das finde ich sehr schade.

Warum gerade dieser Job? Wie kamst du daran?

Im Mai 2020 brauchte ich eine Übergangsarbeit zum Studium und habe deswegen in meiner Heimatstadt auf dem Markt gearbeitet. Ich hatte also Vorerfahrung und wusste, dass man dort nette Menschen kennenlernen kann. Nach meinem Umzug war die Job-Situation schwierig und mein Alltag sehr vom Homeoffice geprägt. Deswegen habe ich nachgefragt, ob sie hier noch Leute suchen.

Auf welchem Markt hat dir die Arbeit besser gefallen?

Definitiv hier. Das hat mehrere Gründe. Da Landau wesentlich kleiner ist als meine Heimatstadt, ist das Miteinander auf dem Markt herzlicher und persönlicher. Außerdem habe ich hier viel über Saisonalität gelernt. Der Markt in meiner Heimatstadt war leider nicht regional, sondern hat den Großteil aus dem Ausland zugekauft. Durch den Job in Landau habe ich ein besseres Gefühl dafür entwickelt, zu welcher Jahreszeit man welche Lebensmittel kaufen sollte. So bin ich beim Kochen kreativer geworden, weil ich auf einmal Gemüse kombinieren musste, mit dem ich zunächst nichts anfangen konnte.

Würdest du anderen Studierenden die Arbeit weiterempfehlen?

Man muss stressresistent sein. In meinem Fall handelt es sich um einen kleinen Familienbetrieb – die können in der Regel nicht mit Geld um sich werfen. Eine hohe Affinität für ökologische Themen sollte vorhanden sein und auch die Bereitschaft, dazuzulernen. Wenn man sich für Ökologie und regionales Essen interessiert, ist der Job super!

Wie studienkompatibel ist der Job?

Mit dem Studium an sich ist er gut zu vereinen, weil er am Wochenende stattfindet. Da mache ich ohnehin ungern etwas für die Uni. Unter der Woche ist der Markt kleiner, weswegen ich nicht gebraucht werde. Ich stand bereits ein paar Mal vor der Herausforderung, dass ich freitags länger weg war und dann am Samstag früh aufstehen musste. Mit diesem Problem bin ich allerdings sicher nicht alleine. (lacht)

Interview: Lena Frohn

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