In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute verteidigt Maria Preuß das Zugfahren, das viel zu oft kritisiert wird. Wo sonst treffen die verschiedensten Charaktere aufeinander?
Es wird sich ja immer viel beschwert über das Zugfahren und vor allem die Deutsche Bahn. Immer sind die Züge zu spät und es werden Anschlüsse verpasst und das bei den Preisen und überfüllt ist es auch noch. Und ja, das ärgert mich. Wenn dann noch die Wagenreihung ganz anders als geplant ist und ganze Völkerwanderungen durch die Gänge drängeln, wird auch mein Geduldsfaden immer dünner. Nichtsdestotrotz möchte ich eine Lanze brechen für das Zugfahren. Abgesehen davon, dass man nicht umweltschonender reisen kann, bekommt man einen viel besseren Bezug zur Welt. Entfernungen sind nicht nur Kilometerangaben, sondern spürbar. Auch lässt sich erleben, wie aus dem norddeutschen Flachland nach und nach die hügelige Pfalz wird.
Abgesehen davon erlebe ich beim Bahnfahren etwas, dass man vielleicht nicht vermuten würde: Menschlichkeit. Gerade in den überfüllten, verspäteten Zügen mit der geänderten Wagenreihung sind die Mitreisenden unglaublich hilfsbereit und rücksichtsvoll. Vermutlich ist es dieser “Wenn wir hier schon gemeinsam in der Patsche sitzen, dann können wir wenigstens zusammen halten”–Gedanke. Sobald ein besonders großer Koffer auf die Ablage gehieft werden muss, ist ein starker Arm zur Stelle. Wenn jemand Kekse dabei hat, werden sie der Sitznachbarin angeboten. Und wer sich zum Klo durchdrängeln muss, lächelt dankbar für jeden Milimeter, der zur Seite gerückt wird.
Oft könnten die Begegnungen in Abteilen als Drehbuchvorlage für ein unterhaltsames Theaterstück herhalten. So wie neulich mit der Frau, die mich fragt, wie sie mit ihrem Smartphone ins Zug-WLAN kommt, dem alleinerziehenden Papa, dem schreienden Kleinkind und der gutmütigen Oma. Während der Vater das Kind kaum beruhigen konnte, erfreute sich die ältere Dame daran, dem Kind Grimassen zu ziehen. Woraufhin sich ein Gespräch zwischen dem Vater und der Dame ergab und sie ihre Familiegeschichte erzählte. Als irgendwo im Abteil ein Wecker klingelte, scherzte die Frau ohne WLAN: “Die Eier sind fertig”. So hat jede Zugfahrt das Potenzial, zur Anekdote zu werden.
Maria Preuß
Liebe Maria,
das kann ich nur bestätigen, da ich auch sehr oft und auch längere Strecken mit der Bahn zurück lege. Es passiert mir auch immer wieder, mein Koffer wird mir hoch gehoben, ich teile meine Gummibärchen mit meinen Sitznachbarn und die Bahnmitarbeiter sind immer freundlich, egal wie viel Stress sie gerade haben. Ich ziehe es auf jeden Fall vor in einem mehr oder weniger gemütlichen Zug zu sitzen als mit dem Auto im Stau zu stehen. Ich appelliere an alle gestressten Bahnfahrer. Seid nett zueinander und versucht es positiv zu sehen, wenn der Zug sich verspätet, kann man das Kapitel in seinem Buch noch zu Ende lesen oder sich mit dem Sitznachbarn austauschen. Und lächelt! Der Schaffner oder die Schaffnerin können meistens nichts dafür!