Aus dem Labor

Chemie im Zirkuswagen: Mit dem Freilandmobil Natur erkunden

Der Zirkuswagen hat sein Ziel erreicht: Den Landauer Campus. Fotos: Karin Hiller

Der Zirkuswagen hat sein Ziel erreicht: Den Landauer Campus. Fotos: Karin Hiller

Artisten an der Uni? Seit Dezember campiert vor Gebäude G auf dem Campus Landau ein restaurierter Zirkuswagen. Anstatt „Manege frei“ heißt es ab jetzt aber „Forschen frei“ – auch wenn von außen dem hölzernen Gefährt nicht anzusehen ist, dass sich im Innern die Ausstattung für ein kleines Chemielabor befindet. Björn Risch, Professor für Chemiedidaktik am Campus Landau, verliebte sich in Leipzig in das alte Fahrzeug und holte es nach Landau, um daraus ein Schülerlabor für Umweltthemen zu machen.

Vier Tage vor Heiligabend wurde der barrierefreie Zirkuswagen in die Pfalz geliefert und mit Material befüllt. Ausgestattet mit einer kleinen Küche, Herdplatte, Kühlschrank und angeschlossenem Büro, können ab Januar Schülergruppen und Studierende in dem Freilandmobil Forschen und Lehren. Chemiedidaktiker Björn Risch träumt schon lange davon, mit Naturmaterialien in der Natur umweltbezogene Phänomene nach dem Motto ‘Die Natur ist mein Labor’ zu erklären: „Ich habe mich gefragt, warum Chemieunterricht immer in Chemieräumen stattfindet. Als Schüler bin ich mit dem Bio-Leistungskurs immer rausgegangen, das fand ich toll. Dabei sagt man ja,  alles bestünde aus Chemie.“

Prof. Risch begutachtet das Innere des Wagens.

Prof. Risch begutachtet das Innere des Wagens.

Der künftige Standort des mobilen Freilandlabors steht noch zur Diskussion. Die Umgebung einer Wiesenfläche mit Bachlauf wäre optimal, damit Teilnehmer Naturphänomene rund ums Thema Wasser und Boden erforschen können. Risch findet: „Es klingt natürlich etwas steinzeitmäßig, die Dinge so zu nutzen, wie sie draußen herumspringen, quasi ‘Chemie pur’. Der Wagen liefert zukünftig die Möglichkeit, Proben vor Ort zu analysieren und sich bei Regenwetter unterzustellen.“ Mit Bechergläsern, Lupen, Keschern, Spaten, Bohrstöcken und Wasseranalysegeräten können Teilnehmer Phänomene  zu verschiedenen Umweltprozessen erarbeiten.

Das neue Freilandmobil kommt fast ohne Chemikalien aus, nur ein Grundstock an ungefährlichen Nachweisreagenzien und Indikatoren werden für die Untersuchungen benötigt. Vorstellbar sind für Risch naturnahe Experimente: Man könnte aus Sauerampfer Oxalsäure gewinnen, einen Kräutergarten anlegen oder Blausäure aus Apfelkernen extrahieren. „Wir tasten uns selbst heran und eröffnen ein neues Forschungsgebiet, dass es in Deutschland noch nicht oft gibt“, erzählt Risch. Sein Doktorand Alexander Engl wird die Projekte rund um den Zirkuswagen erarbeiten, begleiten und wissenschaftlich evaluieren. Risch lädt auch andere interessierte Arbeitsgruppen ein, am Zirkuswagen zu partizipieren. Kauf, Umbau und Transport des Zirkuswagens kosteten insgesamt 56 000 Euro.

Professor Björn Risch möchte den Zirkuswagen künftig mit seinem Fachbereich für Naturexperimente nutzen. Foto: Greb

Professor Björn Risch möchte den Zirkuswagen künftig für Naturexperimente nutzen. Foto: Greb

Naturerfahrung mit Social Media

Die Serie

Was gibt es Neues in der Wissenschaft? Wir stellen Personen und Projekte vor, die im Dienst der Universität Koblenz-Landau die Forschung voranbringen.

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Der Fachbereich Natur- und Umweltwissenschaften möchte zwischen Fachwissen und Praxisbezug vermitteln, um bei Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für Natur und Nachhaltigkeit zu schaffen. Damit das gelingt, soll auch der Einsatz von Social Media und Smartphones als Informationsmedium in das Schülerlabor integriert werden. Risch sieht die Vernetzung im Internet als Chance: „Ich glaube, die Rückführung in die Natur kann nur gelingen, wenn wir junge Leute in der virtuellen Welt abholen, um sie in die echte Welt zu bringen.“

Über ablesbare QR-Codes können Schüler Internetseiten abrufen, die genauer über einen Standort informieren, eine detaillierte Erklärung für ein Umweltphänomen liefern oder ein Arbeitsblatt bereitstellen. Die GPS-Funktionen der Handys können zur räumlichen Orientierung in der Natur oder einer interaktiven Geocashing-Rallye genutzt werden. Ab April 2015 soll das Mobil Anlaufstelle für universitäre Projekte und Kursangebote auf der Landesgartenschau sein.

Katharina Greb

2 Kommentare

  1. Toller Artikel, vielen Dank für die Mühe und die schönen Fotos!

    Ich habe eine kleine fachliche Anmerkungen zum Text:
    “Man könnte aus Sauerampfer Oxalsäure gewinnen, einen Kräutergarten anlegen oder Blausäure aus Apfelsäure extrahieren.”
    Es müsste heißen …oder Blausäure aus Apfelkernen extrahieren.

    Herzliche Grüße und erholsame Feiertage
    Alexander Engl

    • Giovanna Marasco sagt

      Lieber Herr Engl,

      danke für Ihren Hinweis! Wir haben den Fehler korrigiert.

      Schöne Grüße vom
      UniBlog-Team |gio|

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