Promovierende im Interview

Tina Walber erforscht menschliche Augenbewegungen mit Eyetracking

Tina Walber forscht am Koblenzer Institute for Web Science and Technologies (WeST) zum Thema Eyetracking. Foto: Adrian Müller

Tina Walber forscht am Koblenzer Institute for Web Science and Technologies (WeST) zum Thema Eyetracking. Foto: Adrian Müller

Sie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In unserer neuen Serie “Promovierende im Interview” berichten wir über Promovierende und ihre Forschung an unserer Universität. Und fragen: Was ist ihr Thema? Was sind ihre Leidenschaften? Wieso haben sie sich für eine Promotion entschieden? Wie organisieren sie ihr Arbeitspensum? Tina Walber, Doktorandin am Koblenzer Institute for Web Science and Technologies (WeST), forscht zum Thema Eyetracking.

Bitte beschreiben Sie Ihre Forschung in drei Sätzen.

Die Serie

Sie forschen, organisieren Tagungen oder schreiben Fachartikel: In dieser Serie berichten wir über Promovierende und ihre Forschung an unserer Universität. Und fragen: Was ist ihr Thema? Was sind ihre Leidenschaften? Wieso haben sie sich für eine Promotion entschieden? Wie organisieren sie ihr Arbeitspensum?

Ich habe die Augenbewegungen von Versuchspersonen mit einem Eyetracker aufgezeichnet und analysiert, um Informationen über Bilder zu generieren. Wenn jemand beispielsweise ein Foto auf einem Computerbildschirm auschaut, dann misst das Gerät, welche Stellen im Bild von den Augen besonders fixiert werden. – So können beispielsweise aus einem Set von digitalen Fotos die für jeden Betrachter individuell interessantesten Bilder ermittelt werden. Weiterhin ist es anhand dieser Daten auch möglich, bestimmte Objekte auf Bildern zu identifizieren. Wenn man dann beispielsweise in einer Bildersuche das Schlagwort “Hund” eingibt,  kann das gesuchte Objekt auf jedem Bild der Suchergebnisliste lokalisiert werden.

Was fasziniert Sie an diesem Thema?

Eyetracking kann Daten generieren, die sonst nur schwer zu erfassen sind. Meistens ist den Versuchspersonen gar nicht bewusst, worauf Sie sich genau konzentrieren und wohin sich ihre Augen bewegen. Außerdem ist es toll, dass die Informationen quasi von selbst und ohne Mehraufwand entstehen. Ein Anwendungsbereich meiner Forschung könnte ja beispielsweise darin bestehen, aus einem bunten Potpourri an Urlaubsfotos ein Album mit den besten Bildern zusammenzustellen. Wenn man die Fotos dann am Bildschirm betrachtet und der Eyetracker die Aufmerksamkeitsspanne bei jedem Bild ermittelt, entsteht das Lieblingsalbum quasi von selbst. Mit dem Eyetracking spart man sich sozusagen die mühevolle Auswahl der Bilder.

Wieso haben Sie sich für eine Promotion entschieden?

Schon während der Diplomarbeit hier an der Uni hat mir das wissenschaftliche Arbeiten große Freude bereitet. Nach Abschluss des Studiums habe ich zunächst einige Jahre in einem Startup-Unternehmen gearbeitet, hatte aber immer noch das Interesse an der Wissenschaft und wollte unbedingt promovieren.

Welche zusätzlichen wissenschaftlichen Aktivitäten planen oder machen Sie bereits zusätzlich zu Ihrer Promotion?

In den letzten Jahren bin ich viel in der Welt herumgekommen und habe unter anderem Konferenzen in Japan, China und Schweden zum Thema Mensch-Maschine-Kommunikation und Eyetracking besuchen – und dort meine eigenen Forschungsergebnisse präsentieren können. Zu den Highlights meiner Promotionszeit zählt auch ein viermonatiger Forschungsaufenthalt an der “UC Irvine” in Californien, wo ich Experimente durchgeführt habe und von der Expertise der dortigen Forschungsgruppe profitiert habe.

Was sind ihre beruflichen Pläne für die Zukunft?

Nach Abschluss meiner Promotion möchte ich gern im Bereich Mensch-Maschine-Interaktion bleiben, ob ich weiterhin in der Forschung aktiv sein werde oder eine anderen Weg einschlage, wird sich zeigen.

Was sollten Studierender mitbringen, die an eine Promotion denken?

An der Uni wird eigenverantwortliches Arbeiten groß geschrieben, es gibt selten Vorgaben, wann welche Ergebnisse in der Promotionsphase feststehen sollen. Für jemanden, der eine Doktorarbeit anstrebt, sind daher aus meiner Sicht Selbstorganisation und Motivation das A und O. Außerdem ist eine gewisse Frustrationstoleranz erforderlich. Nicht alle Ideen und Hypothesen erweisen sich als sinnvoll und oft ergeben sich beispielsweise aus Experimenten nicht sofort die gewünschten Erkenntnisse.

Welche Aufgaben ergeben sich noch im Zuge Ihrer Promotion?

Neben meiner Promotion bin ich mit meiner vollen Stelle auch in der Lehre aktiv. Ich halte also Seminare und mache Übungen mit den Studierenden. Außerdem habe ich mehrere Projektpraktika betreut, bei denen Studenten selbständig in Gruppen Eyetrackingspiele entwickelt haben. Ein Spiel wird beispielsweise kommendes Jahr auf der Landesgartenschau in Landau als Exponat ausgestellt.

Was unternehmen Sie, um sich zusätzlich zu qualifizieren?

Eine große Unterstützung waren für mich die Angebote für Doktoranden des Interdisziplinären Promotionszentrums (IPZ). Hier habe ich beispielsweise an einem Workshop zum Thema Zeitmanagement teilgenommen. Auch der Austausch mit meiner Mentorin vom Mena-Programm,  ein Mentoringprogramm für Nachwuchswissenschaftlerinnen an der Uni Koblenz, war sehr nützlich für mich.

Wie organisieren Sie Ihr Arbeitspensum?

Es ist definitiv eine große Herausforderung, die eigene Promotion und die Arbeit an der Uni sowie forschungsbedingtes Reisen zeitlich unter einen Hut zu bekommen. Wichtig ist und war für mich in der ganzen Zeit immer, meine Forschungsziele im Fokus zu behalten. Wer wie ich an der Uni auch in der Lehre aktiv ist, muss sich die Zeit für die eigene Forschung ganz gezielt nehmen und einplanen.

Interview: Sandra Erber