Raus in die Welt

Erasmus: Wie organisiere ich mein Auslandssemester?

Die Welt kennenlernen - mit Erasmus + ist das für Studis, Doktoranden und Mitarbeitende der Uni möglich. Foto: Slava Bowman / Unsplash

Die Welt kennenlernen - mit Erasmus + ist das für Studis, Doktoranden und Mitarbeitende der Uni möglich. Foto: Slava Bowman / Unsplash

Neue Wege gehen, die Welt entdecken und Vielfalt erleben: Mit einem Auslandsaufenthalt können Studierende nicht nur ihre Fremdsprachenkenntnisse ausbauen, sondern auch andere Kulturen kennenlernen. Seit mehr als 30 Jahren bieten Universitäten über das Erasmus- Programm den Austausch zwischen Partneruniversitäten in Europa. Welche Möglichkeiten es an der Uni Koblenz-Landau für einen Auslandsaufenthalt gibt und wie man sich bewirbt, verrät Dr. Iryna Shalaginova, Leiterin des Referats für internationale Zusammenarbeit, im Interview.

Was ist Erasmus und wer kann davon profitieren?

Erasmus ist ein Programm der Europäischen Union zur Förderung von fachlichen, sprachlichen und kulturellen Kompetenzen, das für Studierende aber auch für Mitarbeiter der Universität, Dozenten und Professoren zu Lehr- oder Weiterbildungszwecken attraktive Auslandserfahrungen ermöglicht. Seit 2014 werden die EU-Bildungsprogramme und die Programme für Lebenslanges Lernen unter dem Oberbegriff Erasmus+ (Erasmus Plus) gebündelt. Hierzu gehören auch Programme der schulischen und beruflichen Bildung.

Welche Möglichkeiten bietet Erasmus für Studierende?

Mit dem Erasmus-Programm können Studierende sowohl an einer Partneruniversität im Ausland studieren als auch bei einem Auslandspraktikum wertvolle Einblicke ins Berufsleben sammeln. Pro Studienzyklus (Bachelor, Master, Doktor) ist eine Förderung von bis zu zwölf Monaten möglich. Der Mindestaufenthalt des Auslandsstudiums beträgt drei Monate. Beim Auslandspraktikum sind es mindestens zwei Monate. Während des Auslandaufenthaltes können Studierende eine monatliche Förderung von bis zu 420 Euro erhalten, mit der beispielsweise die Kosten für die Unterkunft im Zielland bezahlt werden können. Je nach Lebenshaltungskosten werden die jeweiligen Zielländer in drei verschiedene Gruppen eingeteilt. Zudem erhalten Studierende im Rahmen von Erasmus Unterstützung bei der Suche einer geeigneten Unterkunft sowie bei der Einschreibung an der Partnerhochschule des Ziellandes.

So viel finanzielle Unterstützung gibt es

Zur Gruppe 1 zählen Dänemark, Finnland, Irland, Island, Liechtenstein, Luxemburg, Norwegen, Schweden sowie das Vereinigte Königreich. Hier erhält man 420 Euro monatliche Förderung.

Gruppe 2 mit 360 Euro monatliche besteht aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Malta, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien und Zypern.

Zu Gruppe 3 zählen Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, EJR, Mazedonien, Tschechische Republik, Türkei und Ungarn. Hier gibt es 300 Euro monatliche Förderung.

Wann sollte ich einen Auslandsaufenthalt in mein Studium einplanen?

Gewöhnlich ist ein Auslandsaufenthalt mit Erasmus + nach dem ersten Studienjahr, also ab dem dritten Semester möglich. Wichtig ist hierbei, dass Studierende die jeweiligen Bewerbungsfristen berücksichtigen.

Wann sollte ich mit der Organisation eines Auslandsaufenthaltes mit Erasmus + beginnen?

Mit der Organisation sollte mindestens ein Jahr im Voraus begonnen werden. Die Vorbereitung richtet sich nach dem akademischen Jahr: Die Bewerbungsfrist für das kommende Wintersemester ist immer der 31. Januar und für das darauffolgende Sommersemester der 30. Juni. Studierende sollten sich hierbei auch über die Semesterzeiten im Ausland informieren. Je nach Zielland kann es zu Überschneidungen mit den Prüfungszeiträumen in Deutschland kommen. Hier ist eine sorgfältige Planung von Vorteil, da bestimmte Prüfungsleistungen des vorangehenden Semesters sonst nicht erbracht werden können.

Wie läuft die Organisation des Auslandsaufenthaltes ab?

Zunächst sollten die Studierende das Gespräch mit dem Erasmus-Fachkoordinator der jeweiligen Partnerschaft suchen. Der Fachkoordinator kann zu der möglichen Kurswahl im Ausland ausführlich beraten. Ich empfehle den Studierenden, sich vorab das Studienangebot der Partnerhochschule im Ausland genau anzusehen. Denn es ist wichtig, dass die Partnerhochschule Kurse anbieten kann, die von der Prüfungskommission anerkannt werden können. Anschließend können die Studierenden eine Beratung zu organisatorischen Fragen des Aufenthalts im Akademischen Auslandsamt am Campus erhalten. Erst danach kann eine Bewerbung für das Erasmus-Programm online eingereicht werden. Nach der Bewerbung und Auswahl wird das sogenannte Learning Agreement erstellt, eine Lernvereinbarung über die im Ausland zu erbringenden Leistungen, das auch Grundlage für die Förderung des Aufenthaltes ist. Nachdem dieses Learning Agreement vom Studierenden, dem Fachkoordinator der Universität Koblenz-Landau und dem Fachkoordinator der Partneruniversität unterschrieben wurde, kann die Förderung ausgezahlt werden.

Kann ich mir die Partnerhochschule selbst aussuchen?

Der Studierende hat die Möglichkeit, in seiner Bewerbung bis zu drei Partnerhochschulen mit unterschiedlichen Prioritäten anzugeben. Ob es dann mit dem Favoriten klappt, hängt vom Kontingent und der Bewerberzahl für die jeweilige Universität ab.

Kann eine Erasmusförderung auch an einer Hochschule des Ziellandes erfolgen, die nicht Partnerhochschule der Universität ist?

Die Voraussetzung für die Förderung mit Erasmus + ist, dass die Partnerhochschule mit der Universität einen Vertrag abgeschlossen hat. Nur dadurch können Studierende ohne Studiengebühren im Ausland studieren. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass Studierende den Kontakt zu einer Universität, die noch keine Partnerhochschule der Universität Koblenz-Landau ist, selbst initiieren. Wenn es ihnen gelingt, einen Dozent der Fachschaft von der Zusammenarbeit mit der Hochschule zu überzeugen, kann das neue Türen öffnen.

Ist die Förderung an bestimmte Voraussetzungen geknüpft?

Damit ein Auslandsaufenthalt mit Erasmus + gefördert werden kann, sollte das Learning Agreement unbedingt eingehalten werden. Kurzfristige Änderungen bedürfen der Absprache mit den jeweiligen Fachkoordinatoren. Laut den Empfehlungen der EU-Kommission sollten Studierende 30 ECTS-Punkte im Ausland erbringen, die Universität Koblenz-Landau empfiehlt mindestens 15 ECTS-Punkte. Erbringt der Studierende im Ausland weniger als 10 ECTS-Punkte, muss die Förderung unter Umständen zurückbezahlt werden. Konkret erhält der Studierende vorab 70 Prozent der Förderungssumme, bevor er seinen Auslandsaufenthalt antritt. Die restlichen 30 Prozent werden dem Studierenden ausgezahlt, sobald er die Bescheinigung über die Aufenthaltsdauer und die im Ausland erbrachten Leistungen, das Transcript of Records, von der Partneruniversität sowie die Anerkennungsbestätigung vorlegen kann.

Können auch Kurse anderer Studienfächer im Ausland belegt werden?

Da das Learning Agreement fachbereichsbezogen unterschrieben wird, ist es zunächst wichtig, dass diese Leistungen erbracht werden. Hat der Studierende darüber hinaus noch Freiräume, können in Absprache mit der Zieluniversität weitere Kurse des universitären Angebots genutzt werden. Das ist jedoch von Hochschule zu Hochschule sehr verschieden.

Muss ich während meines Auslandsaufenthaltes ein Urlaubssemester beantragen?

Ein Urlaubssemester kann beantragt werden, muss aber nicht. Mittlerweile werden Auslandserfahrungen bei Unternehmen sehr geschätzt, wodurch längere Studienzeiten von den meisten Arbeitgebern nicht als negativ bewertet werden. Wichtig hierbei ist auch zu berücksichtigen, dass im Rahmen eines Urlaubssemesters auch keine Prüfungsleistungen in Deutschland erbracht werden dürfen.

An wen kann ich mich zur Organisation des Erasmus geförderten Auslandsaufenthaltes konkret wenden?

Für alle fachlichen Fragen stehen die jeweiligen Fachkoordinatoren für die Studierenden als erste Anlaufstelle zur Verfügung. Diese sind auf der Homepage zu finden. Für alle organisatorischen Fragen steht den Studierenden am Campus Landau  Jutta Bohn zur Verfügung. Am Campus Koblenz können sich Studierende an Bettina Hohlstein-Alter wenden.

Haben Sie einen Tipp für die Wahl des Ziellandes bzw. der Partnerhochschule?

Ich empfehle den Studierenden bei der Wahl nicht so voreingenommen zu sein, sondern mit Mut und Neugierde auch unbekannteren Ländern eine Chance zu geben. Oftmals sind es vor allem kleinere Universitäten in Ländern wie Ungarn, Tschechien oder Rumänien, die sich sehr viel Mühe bei der Betreuung der Studierenden geben. Neben günstigen Lebenshaltungskosten können diese Länder vor allem mit einem größeren Leistungsangebot und einem besseren Service punkten. Populäre Länder wie England, Frankreich oder Spanien können auch im Urlaub besucht werden. Beim Auslandsaufenthalt geht es jedoch vor allem um das Sammeln von wertvollen Erfahrungen, die im späteren Leben nicht mehr so einfach möglich sind.

Interview: Annika Posselt