Studium & Lehre

Eine der Besten

Nadine Thomas gehört zu den besten Dozentinnen in Rheinland-Pfalz. Foto: Karin Hiller

Nadine Thomas gehört zu den besten Dozentinnen in Rheinland-Pfalz. Foto: Karin Hiller

Die Diplom-Psychologin Dr. Nadine Thomas von der Universität Koblenz-Landau ist für ihre exzellente Lehre mit dem „Lehrpreis Rheinland-Pfalz“ ausgezeichnet worden und gehört damit zu den besten Dozentinnen des Landes. Im Interview berichtet Nadine Thomas, was für sie gute Lehre bedeutet, warum es sinnvoll ist, die Sehnsucht nach den Weiten des Meeres zu schüren und warum sie sich selbst nicht in Lehrveranstaltungen langweilen möchte.

Sie werden in diesem Jahr mit dem Lehrpreis des Landes für Ihre exzellenten Leistungen in der Lehre ausgezeichnet. Was haben Sie gedacht, als Sie die Benachrichtigung erhielten?

Im Fachbereich Psychologie, in dem ich an der Universität Koblenz-Landau arbeite, wird die Qualität der Lehre großgeschrieben, daher werden unsere Lehrveranstaltungen regelmäßig durch unsere Studierenden evaluiert. Als Anreiz werden die besten Veranstaltungen pro Semester mit einem Lehrpreis des Fachbereichs ausgezeichnet, der mit 700 Euro (zur Verwendung für dienstliche Zwecke) dotiert ist. Seit dem Wintersemester 2011/2012 habe ich in jedem Semester für meine Veranstaltungen einen solchen Lehrpreis erhalten, somit war ich schon etwas in Übung, was das Gewinnen von Lehrpreisen angeht. Dass ich aber zu den besten Dozentinnen des Landes Rheinland-Pfalz zähle, damit hatte ich nicht gerechnet. Entsprechend war die Freude riesengroß, als ich das Schreiben aus dem Ministerium in den Händen hielt. Ich musste das Dokument fünf Mal lesen, um zu begreifen, dass ich tatsächlich zu den Gewinnerinnen zähle. Für mich ist diese Auszeichnung eine große Ehre und auch ein Dankeschön für die viele Energie, die ich bisher in die Lehre gesteckt habe.

Wie kann man sich eine Lehrveranstaltung bei Nadine Thomas vorstellen?

Von meinen Studierenden bekomme ich häufig rückgemeldet, dass meine Veranstaltungen sehr spannend und lehrreich sind. Ich persönlich glaube, dass ich es schaffe, die Veranstaltungen abwechslungsreich und anwendungsorientiert zu gestalten, so dass man als Studentin oder Student fürs Berufsleben ordentlich was mitnehmen kann, wenn man aufmerksam ist und mitarbeitet. Die Sitzungen orientieren sich immer an einer klaren Struktur, zudem versuche ich, die Ziele der Veranstaltung deutlich zu machen. Wie im Detail jedoch die einzelnen Stunden aussehen, hängt ganz vom Thema ab, zu dem sie konzipiert ist.

Was ist das Konzept hinter Ihren Lehrmethoden?

Kennen Sie das Zitat von Antoine de Saint-Exupéry? „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ So halte ich es ein bisschen mit meiner Lehre. Mein Anliegen für meine Veranstaltungen ist es, eine gute Lernatmosphäre zu schaffen und vor allem das Interesse bei meinen Studierenden für das jeweilige Thema zu wecken. Dabei ist mir aber auch wichtig, dass sie lernen, die Dinge kritisch zu hinterfragen. Hierzu arbeite ich mit den unterschiedlichsten Methoden. Eine meiner Lieblingsmethoden ist das sogenannte Lehrgespräch. Auch versuche ich, komplexe Themen verständlich zu machen und die Veranstaltung an vielen Stellen gut zu strukturieren. Wichtig ist mir auch, meine Studierenden durch zahlreiche eigene Input-Anteile einzubeziehen und viel Raum für Diskussionen zu lassen – Fragen und Wortmeldungen empfinde ich immer als sehr wertvoll.

Warum ist gute Lehre für Sie wichtig? Mit welchem Gefühl sollen Ihre Studierenden den Seminarraum verlassen?

Für mich ist nichts schrecklicher, als in gelangweilte Gesichter zu blicken, oder dass ich am Ende selbst gelangweilt aus der Veranstaltung rausgehe. Das ist verlorene Lebenszeit und ärgerlich für alle Beteiligten. Als Dozentin ist es mir möglich, dieses Szenario durch gute Lehre zu vermeiden. Dabei habe ich in den Lehrveranstaltungen immer das Ziel der Informationsvermittlung und des Informationsaustauschs vor Augen. Mir ist es wichtig, dass meine Studierenden etwas mitnehmen. Zudem vertrete ich in den Seminaren und Vorlesungen ja auch das Fach Psychologie und bin damit mitverantwortlich für die Qualität der Ausbildung angehender Psychologinnen und Psychologen. In meinen Augen ist das eine große Verantwortung und impliziert eine hohe Wichtigkeit für mich, meine Veranstaltungen gut – und vor allem lehrreich – zu gestalten.

Wie reagieren die Studierenden auf Ihre besonderen Methoden der Wissensvermittlung?

Auch wenn es selbstverständlich Ausnahmen gibt, habe ich in der Regel aufgeschlossene, interessierte und, wenn alles gut läuft, sogar sehr wissbegierige und motivierte Studierende vor mir sitzen.

Was würden Sie Kolleg/-innen mit auf dem Weg geben, die mit der Lehre gerade erst beginnen?

Für mich war das Thema Lehre zu Beginn meiner Laufbahn mit Angst besetzt – es ist mir damals absolut nicht leicht gefallen, ohne didaktische Grundausbildung und Erfahrung vor nahezu Gleichaltrigen zu stehen und zum Teil hochkomplexe Wissensinhalte zu vermitteln. Aber mit den Wiederholungen der Veranstaltungen kam die Erfahrung und die Angst reduzierte sich irgendwann. Für meine eigene Entwicklung waren die Wiederholungen – im Sinne von Übung – wichtig und die damit einhergehende Sicherheit. Dem Lehr-Nachwuchs würde ich raten: experimentieren, ausprobieren, üben. Vorbilder, an denen man sich orientieren kann sowie Mentorinnen und Mentoren, finde ich auch ein sehr hilfreiches Thema für den Anfang.

Ihre Forschung konzentriert sich auf das Thema Ungerechtigkeitssensibilität. Warum ist das Thema so wichtig?

Bei der Ungerechtigkeitssensibilität handelt es sich um eine Eigenschaft, die in ungerechtigkeitsthematischen Kontexten relevant wird: Menschen unterscheiden sich darin, wie leicht sie die Ungerechtigkeit wahrnehmen und wie stark sie darauf reagieren. Uns interessiert dabei insbesondere, wie diese individuellen Unterschiede zustande kommen. In meiner Forschung bin ich der Frage nachgegangen, inwieweit die Ungerechtigkeitssensibilität unsere Informationsverarbeitung, also beispielsweise die Wahrnehmung und die Erinnerung ungerechtigkeitsthematischer Informationen, beeinflusst. Interessanterweise habe ich bei dem Thema Informationsverarbeitung auch ganz viel gelernt, was ich im Lehr-Kontext, wenn es um die Fragen der Wissensvermittlung und des Wissenserwerb geht, sinnvoll einbringen kann.

Giovanna Marasco-Albry

Mehr Informationen zum Preis lesen Sie in der Pressemeldung der Universität Koblenz-Landau