Studis & ihre Nebenjobs
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Einchecken und losklettern

Neben seinem Studium nimmt Nico Bechler in der Landauer Kletterhalle "Fitzrocks" Gäste in Empfang. Fotos: Thomas Marwitz

Neben seinem Studium nimmt Nico Bechler in der Landauer Kletterhalle "Fitzrocks" Gäste in Empfang. Fotos: Thomas Marwitz

“Die persönliche Atmosphäre ist toll”, sagt Nico Bechler über seine Arbeit im Fitzrocks, der Kletterhalle in Landau. Der 23-jährige Psychologiestudent steht dort am Empfang, berät die ankommenden Kunden und versorgt die Kletterer nach Wunsch mit frischem Kaffee. Er ist selbst viel in der Natur geklettert und fühlt sich im neuen Nebenjob pudelwohl.

Was für einen Nebenjob machen Sie?

Mehr Beispiele zum Geldverdienen neben dem Studium gibt’s in unserer Serie Studis und ihre Nebenjobs.

Ich bin in der Kletterhalle Fitzrocks in Landau angestellt. Das ist eine Kletter- und Boulderhalle. Dort stehe ich am Empfang, begrüße die Leute, gebe ihnen ihr Ticket und checke sie ins System ein. Falls jemand Ausrüstung ausleihen will, berate ich gern und auch sonst stehe ich bei Fragen zur Verfügung.

Wie läuft Ihre Arbeit beim Empfang ab?

Meistens begrüße ich die Kunden mit einem lockeren “Servus”. Manche Kunden, die einen Abovertrag haben, sind ziemlich oft da und ich erkenne sie inzwischen wieder. Ich muss sie nur noch ins System einchecken, das ist aus versicherungstechnischen Gründen Pflicht für alle. Bei unerfahrenen oder neuen Kunden läuft das etwas anders ab. Viele Leute kennen den Unterschied zwischen Klettern und Bouldern nicht. Es geht dabei vor allem um die Höhe und die Sicherung. Für Anfänger eignet sich Bouldern gut, da man maximal drei bis vier Meter hoch klettert und dicke Matten auf dem Boden liegen. Direkt drauf los klettern – mit Sicherung und Gurt – lasse ich die Anfänger nicht, das ist zu gefährlich. Ich empfehle Ihnen dann Kurse, die unsere Kletterhalle anbietet und bei denen man lernen kann, wie man richtig sichert.

Hier sitzt Nico Bechler die meiste Zeit - stets bereit die neuen Kunden in das System einzuchecken.

Hier sitzt Nico Bechler die meiste Zeit – stets bereit die neuen Kunden in das System einzuchecken.

Auch als Anfänger lässt es sich direkt drauf losklettern. Aber erst mal nur im Boulderbereich.

Auch als Anfänger lässt es sich direkt drauf losklettern. Aber erst mal nur im Boulderbereich.

Wie hoch ist der Andrang am Empfang?

Manchmal kommen regelrechte Wellen. Dann hat man das Gefühl, dass sich die Kunden abgesprochen hätten: Zuerst draußen versammeln und dann alle auf einmal am Empfang anstellen. Dann habe ich alle Hände voll zu tun. An Dienstagen gibt es Rabatt für Studierende und auch bei schlechtem Wetter ist der Andrang generell höher. An extremen Tagen sind unsere 100 Spindschlüssel alle verliehen. Insgesamt ist es aber ausgeglichen. Langweilig wird mir nie, auch wenn weniger los ist. Dann gehe ich im Bistro die Tische abwischen, räume das Sortiment auf oder hole mir selbst einen Kaffee.

Haben Sie Aufgaben in der Kletterhalle? Müssen Sie zum Beispiel andere Leute sichern?

Meine Hauptpriorität besteht darin, die Leute ein- und auszuchecken, die gerade kommen und gehen. Ansonsten mache in hin und wieder Rundgänge in der Halle. Ich kontrolliere, ob alle richtig gesichert sind, achte auf die Sauberkeit und darauf, ob vielleicht jemand einen Kaffee möchte. Mir geht es darum, dass es den Leuten gut geht und sie ihren Spaß beim Klettern haben können.

Auf welchem Wege kommt man sicher nach oben? Zum Bouldern gehört auch Kopfarbeit.

Auf welchem Wege kommt man sicher nach oben? Zum Bouldern gehört auch Kopfarbeit.

Wer richtig gesichert ist, darf sich in schwindelerregende Höhen begeben und sich am Überhang austoben.

Wer richtig gesichert ist, darf sich in schwindelerregende Höhen begeben und sich am Überhang austoben.

Braucht man bestimmte Voraussetzungen dafür?

Man sollte schon Kopfrechnen können, denn man muss im Kopf das Wechselgeld ausrechnen (lacht). Das macht das Tablet nicht für mich.

Muss man denn selbst klettern können?

Man muss kein Profi sein. Es ist hilfreich, wenn man sich ein bisschen mit den Basics auskennt. Zum Beispiel weiß ich, dass Kletterschuhe häufig kleiner ausfallen und rate Kunden deshalb, die Schuhe in einer größeren Größe zu probieren. Ansonsten braucht es vor allem etwas Zeit, um sich im Sortiment zurecht zu finden. Wie in jedem Job stellt sich die Routine aber ein.

Was bereitet Ihnen am meisten Freude bei dieser Arbeit?

Da ich selbst früher viel in der Natur geklettert bin, fühle ich mich mit vielen Kunden direkt verbunden. Die Menschen sind superfreundlich und aufgeschlossen, deshalb hat sich schon das ein oder andere interessante Gespräch in der Sitzecke des Bistros entwickelt. Die meisten anderen Angestellten sind sehr jung, sie haben sich bei mir gleich mit Vornamen vorgestellt. Das alles trägt zu einem wahnsinnig angenehmen Arbeitsklima bei.

Im Bistro ergibt sich so manches nettes Gespräch. Und natürlich kann man hier eine Limonade zu Erfrischung bestellen.

Im Bistro ergibt sich so manches nettes Gespräch. Und natürlich kann man hier eine Limonade zu Erfrischung bestellen.

Wie kamen Sie an Ihren Nebenjob?

Eine Freundin, die selbst in der Halle klettert, wusste um meine Suche nach einem Nebenjob und hat mir die Kontaktdaten gegeben. Dann folgte meine formelle Bewerbung mit einem Brief, dann ein Telefonat und schließlich die persönliche Vorstellung. Nach dem Probearbeiten habe ich mich bei den üblichen Aufgaben sicher gefühlt, danach bin ich schnell in einen routinierten Ablauf gekommen.

Wie sind die Rahmenbedingungen?

Ich arbeite dort auf 450-Euro-Basis. Solange diese Obergrenze nicht überschritten wird, kann ich mein Arbeitspensum pro Woche frei variieren. Zum Beispiel trete ich während der Prüfungsphase häufig kürzer und arbeite davor und danach etwas mehr. Die Schichteinteilung erfolgt nach Absprache: Circa zwei Monate im Voraus trägt man seine Arbeitszeiten ein. Natürlich kann es vorkommen, dass der Wunschtermin schon belegt ist. Dafür gibt es eine WhatsApp-Gruppe der Mitarbeiter, in der man quasi immer jemanden zum Tauschen findet. Bei meinen vorherigen Jobs war das bei Weitem nicht so einfach.

Kann man diesen Job weiterempfehlen?

Wenn man soziale Interaktion mag und kein Problem hat, mit Leuten zu arbeiten: Ja, auf jeden Fall. Für Menschen, die lieber für sich sind, ist er nicht geeignet.

Bringt Ihnen der Job etwas für Ihr Studium?

Die Interaktion mit den Menschen kann durchaus hilfreich sein. Zudem gibt es viele verschiedene Inputs. Ich bin mit vielen per Du und habe in so mancher Kaffeepause schon interessante neue Ansicht gewonnen.

Gibt es etwas Negatives an dem Job?

Wenn viele Kunden auf einen Schlag kommen, wickle ich alles sehr zügig ab, damit die Leute nicht ewig in der Schlange warten müssen. Dann fehlt mir die Gelegenheit, mich mal zehn bis 20 Minuten intensiv mit einem einzelnen Kunden zu beschäftigen und ihn zu beraten. Das finde ich dann schade. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, der Nebenjob ist wirklich entspannt und gefällt mir gut.

Wie “studienkompatibel” ist Ihre Arbeit?

Ich vergebe eine 5 von 5: Man kann sich seine Arbeitszeiten so legen, dass sie sich gar nicht mit den Pflichtveranstaltungen im Studium überschneiden. Auch wenn man mal keine Zeit hat, gibt es quasi immer jemanden, der bereit ist, die Schicht zu tauschen.

Interview: Thomas Marwitz

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