Kolumne

Ein Freund, ein guter Freund

René Lang wagte sich ins Fitnessstudio. Kein Genuss für unseren Autor. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

René Lang wagte sich ins Fitnessstudio. Kein Genuss für unseren Autor. Illustration: Designstudio Mathilda Mutant

In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag. Heute singt René Lang ein Loblied auf eine ganz besondere Freundschaft.

Wo wären wir ohne unsere engsten Freunde? Was würden wir ohne diejenigen tun, die uns den Rücken freihalten, selbst wenn wir mal im Unrecht sind? Mit wem würden wir unsere Geheimnisse teilen, wer nimmt uns in den Arm, wenn nicht sie? Die Comedian Harmonists singen: Ein Freund bleibt immer Freund und wenn die ganze Welt zusammenfällt. Ich glaube, es ist an der Zeit, sich bei einem meiner ältesten Freunde zu entschuldigen.

Erst Disney, dann Rost

In der Kolumne schreiben unsere Campus-Reporter, allesamt Studierende in Koblenz und Landau, unplugged aus ihrem Alltag.

Unsere Freundschaft hat über die vergangenen Jahre zwar etwas Rost angesetzt, dennoch möchte ich sie nicht missen. Wir kennen uns schon seit 20 Jahren. Auch wenn es weit zurückliegt, erinnere ich mich noch genau an unsere erste Begegnung: Du standest plötzlich in deinem hellblauen Disney-Outfit vor mir und wolltest, dass ich mit dir spiele. Meine Eltern konnten uns kaum voneinander trennen. Von diesem Tag an waren wir beste Freunde. Ein Dream-Team wie Timon und Pumbaa, Batman und Robin oder Dick und Doof. Wir haben uns fast täglich gesehen, weil du direkt unter mir eingezogen bist. Unser großes Hobby war die Musik. Wir haben uns verabredet, um auf der alten Anlage meines Vaters CDs zu hören und um gemeinsam zu musizieren. Oft vergingen die Stunden wie Minuten, bevor wir uns wieder voneinander trennen mussten. Diese Tage erscheinen mir eine Ewigkeit entfernt.

Du hast dich, wie auch ich, im Laufe der Zeit verändert. Wir wurden älter und größer, bis uns plötzlich die Pubertät traf. Es war eine schwierige Phase, in der wir viel zusammen erlebt haben. Wir haben uns gegenseitig herausgefordert, unsere Wut aneinander ausgelassen und uns danach wiedergefunden. Wir waren laut, wenn wir leise sein, und zu hektisch, wenn es langsam gehen sollte. Wenn ich kurz davor war, auf dich einzuprügeln, schloss ich meine Augen und zählte laut bis vier. Zugegeben, du musstest zahllose Schläge einstecken, hast mir aber nie etwas nachgetragen. Wir haben überall von uns hören lassen. Auf Partys, Geburtstagen und Festivals, in der Fußgängerzone und am Bahnhof – sogar an Fastnacht. Meistens waren wir nicht allein, sondern in einer Gruppe unterwegs. Fast alle diese Freunde kamen und gingen, aber du bist immer bei mir geblieben. Bis vor wenigen Jahren.

Zeit für ein Comeback

Ich würde behaupten, dass ich jede Kleinigkeit an dir kenne. Manchmal hast du eine Schraube locker, aber wer hat das nicht? Du hast zum Beispiel diese verrückte Eigenart, dich in Felle zu kleiden. Ein Leichtgewicht bist du ebenso wenig, das hat mich aber nie gestört. Ich bin so stolz auf unsere Freundschaft, dass ich sie sogar in meinem Lebenslauf vermerkt habe. Du hast mich lachen, kämpfen, wüten und weinen gesehen. Und trotzdem haben wir uns vor einiger Zeit aus den Augen verloren.

Letztendlich wird es wohl daran gelegen haben, dass sich meine Prioritäten verschoben haben. Unsere große Leidenschaft – die Musik – wurde durch mein Studium und meine Arbeit, neue Freunde, viele Reisen und andere Angelegenheiten ersetzt. Ich habe dich in den Keller verbannt, dich verstauben lassen und vergessen. Dafür möchte ich mich aufrichtig bei dir entschuldigen. Es tut mir leid, dich verstoßen zu haben. Außerdem hoffe ich, dass wir jetzt, da ich dich wieder aufgebaut habe, erneut miteinander spielen können. Es ist Zeit für eine Rückkehr zu den alten Tagen. Lass uns wieder Unruhe ins Haus bringen und richtig abrocken. Es ist gut, wieder hinter dir zu sitzen – mein liebes Schlagzeug.