Start-up: Gründungsgeschichten
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DoBeeDo: Die Helfer-App

Abed Naseri und sein Team haben eine App entwickelt, die Studierenden aus Koblenz im Alltag helfen soll. Foto: Teresa Schardt

Abed Naseri und sein Team haben eine App entwickelt, die Studierenden aus Koblenz im Alltag helfen soll. Foto: Teresa Schardt

Beim zweistündigen Besuch im Möbelhaus entstand die zündende Idee zum Start-Up von Abed Naseri: Der 26-jährige Web Science-Student war so genervt von der Dauer des Einkaufs, dass er die App DoBeeDo entwickelt hat. Die Idee: Hilfe geben und nehmen. 

Was ist DoBeeDo? 

DoBeeDo ist eine lokal basierte App, die Studierenden aus Koblenz das Leben erleichtern soll, indem sie schnell und effektiv kleine Probleme löst. Jeder User kann über das Forum der App um einen Gefallen bitten oder selbst einen Gefallen anbieten. Vergisst jemand beispielsweise die Tomaten beim Einkauf, postet er eine Nachricht in das Forum. Wenn ein Nutzer zufällig gerade im Supermarkt ist und den Aufruf liest, kann er ihm die Tomaten mitbringen. Zur Belohnung erhält der Helfer Punkte, die er wieder gegen Gefallen einlösen kann. Nach erster Registrierung der App verfügt jeder Nutzer über 50 Punkte, sozusagen ein Startguthaben.

Wie kamen Sie auf die Idee der App?

Start-Up. Foto: Diego PH/Unsplash
In unseren Gründungsgeschichten stellen wir Menschen vor, die im oder nach dem Studium den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.

Eines Tages benötigte ich zwei Gläser für einen Abend mit Freunden. Mein Ausflug zum Einrichtungshaus dauerte zwei Stunden – für einen kleinen Einkauf. Ich konnte es nicht fassen und überlegte, wie sich solche simplen Aktivitäten beschleunigen lassen. Irgendwann hatte ich eine Eingebung: Es wäre doch einfacher, wenn mir einer meiner Nachbarn, der ohnehin in das Einrichtungshaus fährt, die Gläser mitbringt. So war die App geboren. Ich stellte das Konzept meinen Freunden und Bekannten vor und erhielt viel positives Feedback. Vergangenes Jahr startete ich dann mit der Programmierung.

Was sind Ihre Aufgaben als Gründer von DoBeeDo?

Meine Hauptaufgabe ist und bleibt das Programmieren. Über die Entwicklung hinaus leite ich das Team an. Wir äußern Kritik, Ideen und beratschlagen uns gegenseitig, doch letztendlich treffe ich die Entscheidungen. Dazu gehört es, Prioritäten zu setzten und unter den einzelnen Teammitgliedern zu vermitteln. Eine der wichtigsten Aufgaben ist, für die richtige Motivation zu sorgen. Noch sind wir ein kleines Start-up und machen keinen Umsatz. Mein Team und ich arbeiten in unserer Freizeit. Erst wenn die App gut angelaufen ist, kann man über Konditionen sprechen. Es macht Spaß, mit seinen Freunden zusammenzuarbeiten. Dennoch ist uns die Gründung wichtig und wir arbeiten zeitintensiv daran.

Und was machen die anderen genau? 

Meine Freundin Alisa kümmert sich so ziemlich um alles. Wir studieren beide im Master Web Science und haben uns an der Universität kennengelernt. Sie ist an der Konzeptentwicklung beteiligt, designt die Oberfläche der App, hilft mir bei der deutschen Sprache oder überlegt, welche Schritte der App-User bei der Registrierung gehen soll. Muji kannte ich aus meinem Studiengang. Ich habe über Social Media nach Jemandem, der mit mir ein Start-up hochziehen möchte. Überraschenderweise meldete er sich. Muji verantwortet die Entwicklung und die Aufrechterhaltung des Systems und des Servers. Mein neuestes Teammitglied ist Janick. Er studiert an der WHU und ist für die Geschäftsentwicklung verantwortlich. Er hat viele Kontakte, kennt die Rechtslage und kann gut kalkulieren. Er vermarktet unsere Idee.

Wo arbeiten Sie und wie viel Zeit investieren Sie in das Unternehmen?

Ich selber programmiere jeden Tag. Meist sitze ich in der Bibliothek, habe aber auch zu Hause einen Arbeitsplatz. Unser Team sieht sich zwei Mal in der Woche, um die App weiterzuentwickeln. Zusätzlich treffe ich mich mit Janick, um das Geschäftliche zu besprechen. Bis letztes Semester  hatten wir einen eigenen Raum im Technologiezentrum. Leider kann die Universität nur drei Monate einen Arbeitsplatz spenden, danach muss Miete gezahlt werden.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Gründung eines Start-Ups?

Der Umgang mit dem permanenten Stress. Ständig müssen Mails verfasst und nach außen kommuniziert werden. Wir bekommen Einladungen zu Gründungskongressen oder anderen Veranstaltungen. Weiterhin stellen wir uns oft schwierigen fachlichen Aufgaben. Es war beispielsweise nicht leicht, unsere App für Android und IOS kompatibel zu machen. Darüber hinaus kann ich kein klassischer Chef sein. Schließlich bezahle ich keinen aus dem Team. Dennoch müssen wir produktiv sein, um erfolgreich zu werden. Ich bin sehr stolz auf mein Team, das so gut mitarbeitet. Die Belastung ist hoch, manchmal arbeitete ich 15 Stunden am Stück. Um mehr Zeit zu haben, kündigte ich meinen Nebenjob. Mein neues Problem: Bald geht mir das Geld aus. Nichtsdestotrotz bin ich zuversichtlich, etwas Neues zu finden.

Was ist Ihr großes Ziel?

Wir wollen DoBeeDo europaweit bekannt machen. Zunächst einmal hier in Koblenz und anschließend in anderen Städten. Bisher konnten wir die meisten Menschen über den AStA-Newsletter erreichen. Das ist weitaus mehr als über Social Media oder Flyer. Um erfolgreich zu werden, sind wir auf Investorensuche und hoffen auf Stipendien. Wir haben vielleicht auch schon etwas in Aussicht.

Woher haben Sie all ihr Wissen?

Im Iran, meinem Herkunftsland, studierte ich im Bachelor IT-Engineering, spezialisiert auf Webseiten. Nach meinem Abschluss schrieb ich mich hier für den Masterstudiengang in Web Science ein. Über sieben Monate hinweg bastelte ich täglich zwei Stunden an der App.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Programmierer und Firmengründer am besten?

Ich lerne gern Neues. Mit der Entwicklung von Apps habe ich ein komplexes Tätigkeitsfeld gefunden, das immer neue spannende Möglichkeiten bietet. Besonders schön ist es, seine Ideen konkret umsetzen zu können und etwas Eigenes aufzubauen.

Welche Tipps haben Sie für andere Gründer?

Es ist wichtig, seine Idee nicht geheim zu halten. Kommuniziert so viel es geht mit anderen Gründern und lasst euch Feedback geben. Vor der Entwicklung von DoBeeDo habe ich am Campus eine Umfrage gestartet und 212 Rückmeldungen bekommen. Darüber hinaus sollte man flexibel sein. Mein geplantes Geschäftsmodell musste oft verändert werden. Das Wichtigste ist jedoch zu wissen, was man will, und hart daran zu arbeiten. Mein Motto: “Start small, work hard and test it with other people.”

Das Interview führte Emily Nolden

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