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Dekan und Chemiedozent mit Leidenschaft

Mit den Studierenden auf Augenhöhe kommunizieren: Seine Verantwortung für eine gute Lehre ist Dr. Wolfgang Imhof, Professor für organische Chemie am Campus Koblenz, besonders wichtig. Foto: Sarah-Maria Scheid

Mit den Studierenden auf Augenhöhe kommunizieren: Seine Verantwortung für eine gute Lehre ist Dr. Wolfgang Imhof, Professor für organische Chemie am Campus Koblenz, besonders wichtig. Foto: Sarah-Maria Scheid

Organisationstalent, ambitionierter Wissenschaftler und Lehrer: Diese Eigenschaften vereint Dr. Wolfgang Imhof. Er arbeitet seit fast zehn Jahren am Campus Koblenz, ist Dekan des Fachbereichs 3 und lehrt als  Professor für organische Chemie an der Universität Koblenz-Landau.

Dr. Wolfgang Imhof ist Professor am Institut für Naturwissenschaften am Campus Koblenz und leitet dort die Arbeitsgruppe Organische Chemie. Als Dekan des Fachbereichs 3: Mathematik / Naturwissenschaften ist er auch an der Organisation der Lehre und Forschung und dem Aufbau der neuen Universität Koblenz beteiligt.

Der Professorenberuf ist mit einigen Klischees behaftet: Lange über Büchern brüten, Zerstreutheit, Einsiedlertum, chaotische Tafelbilder … Was trifft davon auf Sie zu?

Gerade in den experimentellen Naturwissenschaften arbeitet man viel im Labor. Ein Bücherwurm ist ein Naturwissenschaftler oder eine Naturwissenschaftlerin nicht. Im besten Fall habe ich eine gute Mischung aus praktischer und theoretischer Arbeit. Ich sage immer so schön: „Die Chemie ist ein Handwerk.“

 Foto: ColourboxIn unserer Serie Uni-Menschen stellen wir euch interessante Persönlichkeiten vor, die an der Universität Koblenz-Landau studieren und arbeiten.

Wann haben Sie gemerkt, dass der Weg in die Wissenschaften das Richtige für Sie ist?

Nach meiner Promotion an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg bin ich für ein Jahr mit einem Stipendium von der Max-Planck-Gesellschaft an die Friedrich-Schiller-Universität in Jena gegangen und mein dortiger Chef hat mir sehr viel wissenschaftliche Freiheit gelassen. Ich habe gemerkt, dass es mir Freude macht, eigene Projekte zu entwickeln und durchzuführen. Das war der Moment, der mir vor Augen geführt hat, dass ich in der Forschung bleiben möchte.

Gab es Alternativen zur Professorenlaufbahn für Sie?

Ursprünglich wollte ich in die chemische Industrie. In den Jahren bevor ich mit dem Chemiestudium fertig wurde, hat die BASF üblicherweise 50 % eines Jahrgangs in Heidelberg aufgenommen. Der Rest ist zu anderen Unternehmen gegangen. Das war der vorgezeichnete Weg. Im Endeffekt bin ich froh, dass ich einen anderen eingeschlagen habe.

Was begeistert Sie an Ihrem Fachgebiet?

Mich begeistert einiges. In den Jahren meiner Promotion und zu Beginn meiner Habilitation lag mein Fokus auf der präparativen Chemie. Hier geht es um die Herstellung von Produkten. Ich finde es sehr spannend, dass man Dinge herstellen kann, die es vorher noch nie auf der Welt gegeben hat. Inzwischen fasziniert mich die analytische Chemie. Mich interessiert, wie man unglaublich geringe Mengen an Stoffen nachweisen kann. Je nach Stoff ist das teilweise ein sehr großer Aufwand. Wie genau die messbaren Mengen und Ergebnisse sind, ist beeindruckend.

An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?

Im Moment bin ich „nebenher“ noch Dekan vom Fachbereich. Dementsprechend ist meine Lehrzeit etwas reduziert. Wir haben wenige Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter:innen. Diese übernehmen im Normalfall die Laborarbeit oder auch Teile der Lehre. Insofern bin ich noch sehr direkt an Forschung und Lehre beteiligt. Jede Doktorand:in hat ein anderes Projekt.  Zum Beispiel hat eine Doktorandin ein neues Verfahren entwickelt, wie man Mikroplastik quantifizieren kann. Eine andere arbeitet zusammen mit Forschern aus der Physik am Campus Koblenz an einem Thema, wie man Oberflächen so anpassen kann, dass als Ziel eine neue Art von Fotosolarzellen hergestellt werden kann. Ich selbst stehe leider selten im Labor.

Was sind Ihre Aufgaben als Dekan?

Im Moment befasse ich mich parallel mit zwei Aufgaben: Erstens mache ich viel Organisatorisches in Bezug auf Corona. Das hat den ganzen Unibetrieb komplett umgeworfen. Gerade in praktisch angelegten Fächern wie Chemie oder Sport war die Organisation aufwendig. Der zweite Punkt ist die Verselbstständigung der Universität in Koblenz.

Sie sind schon viel rumgekommen, zum Beispiel als Gastprofessor. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Während meiner Gastprofessur in den USA an der Ohio State University fand ich es interessant, dass die Professor:innen dort sehr viel weniger Deputat haben als hier. Professor:innen, die dort weniger Forschung machen wollen, können dafür mehr lehren. Es gibt in den USA ein flexibleres System. Dort waren die Studierenden in den Vorlesungen viel aktiver als in Deutschland. Sie haben sich mehr eingebracht und öfter Fragen gestellt. Ich finde es großartig, wenn mich jemand in einer Vorlesung etwas fragt und versuche, die Studierenden in meiner Vorlesung einzubinden. Aber oft erhalte ich auf meine Fragen oder Aufgaben, die ich den Studierenden stelle, kaum Reaktionen. Das finde ich schade.

Was macht in ihren Augen einen guten Professor aus?

Ich glaube, der wichtigere Punkt eines Professors ist die Lehre. Wir sind dafür da, dass die Studierenden eine gute Ausbildung bekommen und die Inhalte langfristig verstehen. Forschung macht mir und vielen Kollegen viel Spaß, aber ich würde es von der Bedeutung her etwas nachrangig ansehen. In unserer Funktion sehe ich die Lehre als wichtiger an. Ich möchte mit den Studierenden auf Augenhöhe kommunizieren.

Was meinen Sie: Hat sich das heutige Leben von Studierenden im Vergleich zu Ihrer Studienzeit verändert?

Heutzutage gibt es viel mehr Unterstützungsangebote für Studierende. Wir haben zu meiner Zeit einen Ablaufplan in die Hand gedrückt bekommen und es hieß: „Macht mal!“ Mehr Informationen haben wir nicht erhalten. Mehr Beratungsangebote wären damals sicherlich hilfreich gewesen. Außerdem habe ich weit vor Einführung des Bachelor- und Mastersystems angefangen zu studieren. Es war sicher angenehmer, dass nicht immer alle Klausuren und Noten in die Bewertung des Gesamtergebnisses mit eingeflossen sind. Der Druck war nicht so hoch.

Gab es ein Ereignis oder eine Person, das oder die Ihren akademischen Werdegang geprägt hat?

Die erste wichtige Person war mein erster Chemielehrer an der Schule. Er hat mich für die Chemie begeistern können. Im akademischen Werdegang waren es mein Doktorvater, der leider kürzlich verstorben ist, und mein Habilitationsvater. Sie haben mir beide in meiner Forschung und Entwicklung sehr viele Freiheiten gelassen. Mir wurde immer zugetraut, eigene Projekte selbstständig durchzuführen. So wurde ich selbstbewusster und selbstständiger.

Was unternehmen Sie abseits des wissenschaftlichen Alltags?

Ich lese sehr gerne, komme als Dekan aber kaum dazu, mich mit Büchern auseinanderzusetzen. Meine aktuelle Lektüre ist eine Masterarbeit. Außerdem fahre ich Motorrad. Aber die Universität spielt auch in meiner Freizeit eine Rolle. Meine Frau ist Biochemikerin und arbeitet in Bonn als Universitätsprofessorin der Pharmazie. Wir beschäftigen uns auch privat viel mit universitären Themen.

Sarah-Maria Scheid

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