Sprachkenntnisse bequem in der Freizeit aufbessern? Was für viele unmöglich klingt, ist im Sprachencafé Alltag. In entspannter Atmosphäre treten Teilnehmer:innen miteinander in Austausch und polieren ganz nebenbei ihre Fremdsprachen-Fähigkeiten auf. Im Sprachencafé steht einem gemütlichen Sprachtraining und neuen Kontakten nichts im Wege. Koordinatorin Carla Christ und die studentische Hilfskraft Hanna Weiß berichten im Interview unter anderem, wie man am besten Hemmschwellen beim Sprachentraining überwinden kann.
Was ist das Sprachencafé?
Carla Christ: Im Sprachencafé treffen sich spracheninteressierte Studierende, die ihre Kenntnisse verbessern wollen. An unterschiedlichen Tischen werden Sprachen wie Englisch, Französisch, Deutsch, Russisch, Arabisch oder Spanisch gesprochen. Wo man sich wie lange niederlässt, entscheidet jede:r Teilnehmer:in selbst. Snacks und Getränke sorgen zusätzlich für eine Café-Atmosphäre. Oft werden die mündlichen Fähigkeiten beim Sprachenerwerb vernachlässigt. Diesem Defizit wollen wir mit dem Sprachencafé entgegenwirken.
Der Campus ist nicht nur zum Studieren da. In Campus Aktiv zeigen wir euch, was ihr hier noch erleben könnt.
Hanna Weiß: Im Studium hält man sich oft im gewohnten Umfeld auf und spricht immer wieder mit bekannten Gesichtern. Im Sprachencafé kann man bequem neue Leute kennenlernen, die die gleiche Fremdsprache lernen und gerne gemeinsam üben wollen. Die Sprachgruppen bestehen dabei nicht ausschließlich aus Studierenden. Bei uns ist jede:r herzlich willkommen – ob uniangehörig oder extern, jung oder alt, Anfänger:in oder fortgeschrittene Sprachlernende …
Für wen ist das Sprachencafé sinnvoll?
Christ: Alle, die sich gerne in ihrer Muttersprache oder in einer Fremdsprache austauschen wollen. Jede:r ist Muttersprachler:in in einer Sprache und so haben wir auch schon die Basis für eine Unterhaltung. Dass das nicht fehlerfrei sein muss, ist klar, man ist ja schließlich zum Lernen gekommen.
Weiß: Wenn man in der Zielsprache einige grundlegende Vokabeln beherrscht, reicht das schon völlig aus. Diese Kenntnis grundlegender, alltagssprachlicher Vokabeln wird vorausgesetzt, sonst vergeht einem schnell die Lust am Lernen. Man kann auch von anderen Teilnehmer:innen in einer völlig fremden Sprache einige Phrasen lernen, somit gewinnt man wieder Freude am Lernen durch den Austausch mit anderen. Das bietet ein gutes sprachliches Grundgerüst, auf dem man optimal aufbauen kann.
Was ist Ihre Aufgabe beim Sprachencafé?
Weiß: Wir Mitarbeitenden und Hilfskräfte des Universitären Sprachenzentrums bereiten die Treffen im Sprachencafé vor, organisieren das Equipment und die Verpflegung. Wir sorgen dafür, dass alles ansprechend aussieht. Sobald alle eingetroffen sind, folgt eine kurze Begrüßung und dann haben die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, sich in kleineren Gesprächsrunden kennenzulernen. Meistes läuft das Gespräch schnell von selbst. Sollte es aber mal haken, unterstützen wir gerne mit kleinen Spielen oder Eisbrecherfragen, um eingeschlafenen Gesprächen Impulse zu geben. Wenn man zum Beispiel gefragt wird, welches Gemüse man gerne sei, sorgt das nicht nur für Gelächter, sondern auch für Gesprächsstoff. (lacht)
Christ: Die Hilfskräfte arbeiten direkt mit den Studierenden zusammen. Koordinator:innen wie ich ziehen eher die Strippen im Hintergrund und spannen den organisatorischen Rahmen für die Events.
Wie kamen Sie zu Ihrer Tätigkeit?
Weiß: Ich habe mich schon immer gerne mit Sprachen beschäftigt. Als das Universitäre Sprachenzentrum nach Hilfskräften gesucht hat, habe ich die Chance ergriffen und mich beworben. Und das mit Erfolg. (lacht) Seit 2018 bin ich Teil des Teams.
Christ: Ich habe Englisch und Biologie auf Lehramt studiert. In einem englischen Schreibkurs wurde ich von der Dozentin dazu ermutigt, ein Aufbaututorium zu leiten. Ich habe schon immer gerne Englisch gesprochen und gelehrt. Als Hilfskraft habe ich beim Sprachenzentrum begonnen. Als ich mein Studium abgeschlossen hatte, durfte ich die Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Koordination übernehmen. Ich freue mich, dass ich selbst über die gesamte Zeit meiner Anstellung nie den Spaß an meiner Arbeit verloren habe.
Spaß im Job ist immer wichtig. Was begeistert Sie denn genau an Ihrer Tätigkeit?
Weiß: Für mich ist es auf jeden Fall die Abwechslung. Beim Sprachencafé weiß man nie, was einen erwartet und auf welche Persönlichkeiten man trifft. Wir arbeiten beim Sprachenzentrum ständig an neuen Projekten, um das Angebot so vielfältig wie möglich zu gestalten. Ich habe zum Beispiel kürzlich eine Stadtführung organisiert, die in wechselnder Kulisse Raum zum Austausch geboten hat. In einer anderen Gruppe konnte man Rezepte auf einer Fremdsprache austauschen und nachkochen oder sich über bestimmte Bücher unterhalten. Bei neuen Projekten werden wir als Hilfskräfte auch immer von Beginn an in die Planung und Konzeption einbezogen – das bietet viel Variation.
Christ: Das sehe ich genauso. Als Hilfskraft war ich maßgeblich an der Entwicklung des Selbstlernbereiches beteiligt. Damit hatte ich mich zuvor noch nie beschäftigt. Daher musste ich mir die notwendigen Kompetenzen erst einmal aneignen. So habe ich zum Beispiel Lernvideos erstellt, obwohl ich zu dem Zeitpunkt wirklich kein Profi darin war. Das ist oft ein Sprung ins kalte Wasser, aber man entwickelt sich durch solche Herausforderungen selbst weiter und wächst über sich hinaus.
Was ist Ihrer Meinung nach besser: Möglichst viele Sprachen ein bisschen zu beherrschen oder wenige sehr gut?
Christ: Es ist immer einfacher, vorhandene Sprachkenntnisse zu vertiefen, als sich neue anzueignen. Der Sprung von einem A1- auf ein A2-Niveau fällt viel leichter, als sich überhaupt ein A1-Niveau anzueignen. Von Null zu starten ist schwer. Deshalb würde ich dazu raten, einige Sprachen zu erlernen, sich auszuprobieren und bei Bedarf auszubauen. Perfekt muss niemand sein.
Weiß: Das stimmt. Ich finde aber, dass es vor allem für das Selbstbewusstsein förderlich ist, wenn man mindestens eine Fremdsprache sehr gut beherrscht. So lassen sich leicht Verbindungen zu anderen Sprachen herstellen, sei es in der Grammatik oder im Vokabular. Ich würde damit anfangen, mich mit vielen Sprachen oberflächlich zu beschäftigen, aber meine Sprachkompetenz vor allem in einer auszubauen. Wenn man eine gut beherrscht, stellt sich die Motivation ein, in anderen Sprachen das gleiche Level zu erreichen.
Sehen Sie Verbesserungen in der Sprachkompetenz der Teilnehmer:innen?
Weiß: Die Teilnehmer:innen besuchen neben dem Sprachencafé oft Sprachkurse des Universitären Sprachenzentrums. Ich selbst bin Tutorin in einem der Deutschkurse und stelle natürlich Verbesserungen der Lernenden fest. Die Teilnehmer:innen haben alle ein Ziel vor Augen, wollen zum Beispiel ins Ausland oder einfach eine Sprache, die sie in der Schule gelernt haben, nicht einrosten lassen. So klettern sie fleißig die Niveaustufen hoch. (lacht)
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Christ: Ich wünsche mir eine größere Sprachenvielfalt im Sprachencafé. Es treffen sich viele, um Englisch zu üben, aber nur wenige, um zum Beispiel Chinesisch zu sprechen. Wir freuen uns über viele Teilnehmer:innen und viele Sprachen. So kann sich auch das Universitäre Sprachenzentrum ein größeres Repertoire an Angeboten aufbauen, wenn genügend Sprecher:innen Interesse zeigen.
Weiß: Die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden und den Hilfskräften des Universitären Sprachenzentrums ist etwas, das mir schon immer sehr gefallen hat. Als Hilfskraft habe ich diesbezüglich gar keine unerfüllten Wünsche. Das Arbeitsklima ist sehr angenehm, das kann in Zukunft gerne so bleiben.
Elena Panzeter