Studis & ihre Nebenjobs

Als Integrationshelfer im Klassenzimmer

Philipp Biewer arbeitet neben dem Studium an einem integrativen Gymnasium und unterstützt Schüler mit ADHS im Unterricht. Foto: Marius Adam

Philipp Biewer arbeitet neben dem Studium an einem integrativen Gymnasium und unterstützt Schüler mit ADHS im Unterricht. Foto: Marius Adam

Über Integration und Inklusion im Schulunterricht und ein faires Bildungssystem wird in Deutschland viel diskutiert. Für die praktischen Umsetzung dieser Themen engagiert sich Lehramtsstudent Philipp Biewer: Er arbeitet an einem integrativen Gymnasium als Integrationshelfer für Kinder mit ADHS.

Wer sind Sie?

Ich bin Philipp Biewer, 25 Jahre alt und studiere im neunten Semester Mathematik und Philosophie auf Lehramt für Gymnasium.

Die Serie

Das WG-Zimmer, das eigene Auto, der Kinobesuch mit Freunden: Das alles will bezahlt werden. Viele Studierende verdienen sich neben der Unterstützung der Eltern und Bafög etwas dazu oder finanzieren ihr Studium komplett selbst. Uniblog stellt in einer Serie Studierende und ihre Nebenjobs vor. Von alltäglich bis kurios ist fast alles dabei. Bisher erschienene Artikel finden sie hier.

Was für einen Nebenjob machen Sie?

Ich arbeite für die Johanniter im Bereich der Jugendhilfe als Integrationshelfer. Seit etwa einem Jahr betreue ich zweimal pro Woche einen Schüler, der sich in der Mittelstufe eines integrativen Gymnasiums befindet und unter dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom leidet. Viele meiner Kollegen betreuen aber auch autistische Jugendliche mit Asperger-Syndrom.

Was sind Ihre Aufgaben?

Meine Hauptaufgabe besteht darin, den Schüler im Unterricht zu begleiten und in seiner Sozialkompetenz zu fördern, um die Integration in den Klassenverband zu unterstützen. Häufig fällt dem Kind das Einhalten gewisser Verhaltensregeln schwer. Ich helfe ihm dabei, die entsprechenden Situationen richtig einschätzen zu lernen. Das ist natürlich nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Ziel meiner Arbeit ist, dass sich der zu betreuende Schüler im Schulalltag so verhält, dass die Unterrichtsprozesse geregelt ablaufen können. Zur Unterstützung findet ein regelmäßiger Austausch mit den Angehörigen und weiterem Fachpersonal statt. Elterngespräche und die regelmäßige Teilnahme an Supervisionen, bei denen sich mit einem Supervisor und anderen Integrationshelfern über problematische Situationen ausgetauscht und beraten werden kann, gehören also auch zu meinen Tätigkeiten.

Was bereitet Ihnen am meisten Freude bei dieser Arbeit?

Die direkte Zusammenarbeit mit meinem Schüler. Es ist für die betroffenen Kinder nicht immer einfach, Unterstützung von einer unbekannten Person anzunehmen, die plötzlich für einen zuständig sein soll. Bei uns klappt das jedoch sehr gut, ich werde von ihm als Betreuer akzeptiert und er sieht mich als Ansprechpartner für seine Sorgen und Probleme. Außerdem hat mich der Nebenjob wieder näher an den Lehrerberuf gebracht.

Wie kamen Sie an Ihren Nebenjob?

Als ich letztes Jahr auf der Suche nach einem Nebenjob war, traf ich auf einen Bekannten, der gerade ein Vorstellungsgespräch bei den Johannitern hatte. Das klang für mich interessant und da ich etwas im sozialen Bereich machen wollte, habe ich mich sofort beworben.

Was verdienen Sie bei diesem Nebenjob?

Ich bekomme eine faire Bezahlung nach Tarifvertrag. Das Einstiegsgehalt liegt aktuell bei 9,72€. Hinzu kommt eine Fahrtkostenerstattung in Höhe von 0,30 € je Kilometer.

Kann man diesen Job weiterempfehlen? Braucht man bestimmte Voraussetzungen dafür?

Es herrscht ein sehr angenehmes Arbeitsklima und das Verhältnis zu meinen beiden Chefinnen ist entspannt und unkompliziert, darum kann ich den Job definitiv empfehlen. Gerade für Personen, die später im pädagogischen Bereich arbeiten wollen, ist der Nebenjob sehr gewinnbringend. Wichtig ist, dass man sich seiner Rolle als Betreuer bewusst ist und nicht versucht, lenkend in den Unterricht einzugreifen. Die Johanniter suchen immer wieder Mitarbeiter im Bereich der Integrationshilfe, daher lohnt sich eine Bewerbung auf jeden Fall.

Wie „studienkompatibel“ ist Ihre Arbeit? Bitte vergeben Sie Sterne von 1 bis 5 (5 Sterne = super kompatibel)

Meine Arbeitstage werden zu Beginn des Schuljahres festgelegt. Zwei Vormittage in der Woche kann ich also keine Seminare an der Uni belegen, womit ich aber noch nie Probleme hatte. Außerdem teile ich mir die Betreuungszeit des Schülers mit einer Kollegin, mit der ich gelegentlich auch Schichten tauschen kann. Für mich ist der Job sehr studienkompatibel und vor allem auch studienrelevant, daher gebe ich 4 Sterne!

Interview: Marius Adam