Ein Semester in Birmingham, ein Forschungsaufenthalt in Barcelona oder ein Praktikum in Guatemala-Stadt – wer ins Ausland möchte, hat an der Universität in Koblenz viele Möglichkeiten. Die nötigen Austauschprogramme werden vom International Relations Office arrangiert. Dr. Felicitas Kexel und ihr Team betreuen Studierende und Mitarbeitende der Universität bei der Organisation und Durchführung von Auslandsaufenthalten auf der ganzen Welt.
Sie haben selbst am Campus Koblenz studiert. Was hat Sie bewegt, ihre berufliche Karriere hier fortzuführen?
Ich habe am Campus Mathematik und Englisch auf Lehramt studiert, dann im MoSAiK-Projekt, ein Programm der Qualitätsoffensive Lehrerbildung, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, gearbeitet. Hier habe war ich im Institut für Anglistik und Amerikanistik sowie dem Zentrum für Lehrerbildung gearbeitet und zum Thema Lehrkräftebildung für den bilingualen Unterricht/CLIL promoviert. Seit dem 1. Juni 2022 leite ich nun das International Relations Office. Schon als Studentin habe ich die kurzen Wege auf dem Campus immer sehr genossen. Man lernt Mitarbeiter:innen aus verschiedenen Fachbereichen kennen und kann sich austauschen. Außerdem komme ich aus dem Westerwald und bin ein heimatverbundener Mensch.
In Raus in die Welt sammeln wir Erfahrungsberichte zu Auslandsaufenthalten. Selbst Lust auf ein Erasmus-Semester bekommen? Hier gibt’s die wichtigsten Infos.
Früher gab es das Referat für Internationale Zusammenarbeit. Warum jetzt der neue Name?
Das Referat für Internationale Zusammenarbeit war für die Universität Koblenz-Landau zuständig. Im Zuge der Neustrukturierung wurde daraus in Koblenz das International Relations Office. Ich denke, dass der kleine Neustart in Koblenz die Internationalisierung auch noch einmal in Schwung bringen kann. Vielen Studierenden ist, glaube ich, nicht bewusst, welche Fördermöglichkeiten es für Auslandsaufenthalte gibt. Viele kennen zwar ERASMUS+, wissen aber häufig nichts von anderen Optionen wie PROMOS. Jetzt wo das komplette Büro am Campus ist, wird es einfacher, die Studierenden abzuholen.
Welche Austauschprogramme bieten Sie für Studierende an?
Ein wichtiger Baustein ist ERASMUS+, ein Förderungsnetzwerk, über das europäische und inzwischen auch außereuropäische Mobilitäten gefördert werden können. Ein anderes großes Förderungsprogramm ist PROMOS, ein Projekt des DAAD. Auch hierüber kann die Universität jedes Jahr ein bestimmtes Kontigent an Stipendien zur Verfügung stellen. Darüber hinaus gibt es Sonderstipendienprogramme, zum Beispiel das Programm Lehramt.International vom DAAD.
Wie hoch ist der Anteil an Austauschstudierenden an der Universität?
Wir haben in Koblenz etwas mehr als 800 sogenannte Bildungsausländer:innen, also Studierende, die mit einer ausländischen Hochschulzugangsberechtigung bei uns studieren. Das sind dann in erster Linie internationale Studierende, die in den englischsprachigen (Master-)Studiengängen eingeschrieben sind. Dazu zählen aber auch etwa 20 Austauschstudierende, die jedes Jahr über ERASMUS+ von einer Partneruniversität zu uns kommen. Außerdem gehen jedes Jahr circa 40 bis 50 Koblenzer Studierende über ERASMUS+ an eine Partneruniversität.
Ist es leicht ein Stipendium über ein Förderprogramm zu erhalten? Gibt es weitere Drittmittelprogramme?
Das ist unterschiedlich. Es hängt unter anderem davon ab, wie sehr man auf ein bestimmtes Zielland festgelegt ist. Bei einem Studienaufenthalt über ERASMUS+ muss die Wahl auf eine Partneruniversität fallen. Natürlich gibt es Konkurrenz und nicht alle Bewerbungen können berücksichtig werden. Je nach Zielland kann die Nachfrage aber auch größer als die angebotenen Plätze sein. Ich würde daher empfehlen, sich vorher mit dem oder der Fachkolleg:in zu besprechen oder bei uns im Büro nachzufragen. Wir versuchen, so viele Studierende wie möglich zu fördern.
Welche Aufgaben fallen bei der Unterstützung der Studierenden und Wissenschaftler:innen an?
Wir haben zwei Schwerpunkte. Der eine ist die Outgoing-Mobilität. Das betrifft zunächst die Studierendenebene – also die Studierenden von unserer Universität, die ins Ausland gehen möchten. Wir betreuen Förderprojekte wie ERASMUS+ oder vom DAAD, vermitteln Studierende an Partneruniversitäten und stehen mit den Fachkoordinator:innen am Campus und vor Ort an den Partneruniversitäten in Kontakt. Außerdem beraten wir die Studierenden organisatorisch und finanziell, unterstützen bei Bewerbungsverfahren und bei der Abwicklung der Förderung. Neben Studierenden betreuen wir auch Mitarbeiter:innen bei ihren Auslandsaufenthalten. Wer zum Beispiel einen Sprachkurs im Ausland besuchen möchte oder für eine Forschungsreise an eine Partneruniversität gehen möchte, kann sich mit uns in Verbindung setzen.
Der andere Schwerpunkt ist vermutlich die Incoming-Mobilität?
Genau. Dabei geht es um Studierende aus dem Ausland, die sich bei uns bewerben. Auch hier gibt es zwei Gruppen. Dazu gehören zum einen die Austauschstudierenden, die von Partneruniversitäten für ein Semester oder Jahr zu uns kommen und beispielsweise über ERASMUS+ gefördert werden. Zum anderen begrüßen wir jedes Semester neue Vollzeitstudierende, die aus der ganzen Welt zu uns kommen. Diese Studierenden sind vor allem in den englischsprachigen Masterstudiengängen eingeschrieben und absolvieren das komplette Studium bei uns. Da die internationalen Masterstudierenden aus anderen Kulturen kommen und in der Regel kein Deutsch sprechen, benötigen sie in vielerlei Hinsicht Unterstützung. Federführend ist dafür das Welcome Center als Teil des International Relations Office verantwortlich. Dabei werden die Studierenden von Ines Tobis in den verschiedenen Phasen des Studiums unterstützt. Außerdem unterstützen wir auch Gastwissenschaftler:innen, die für einen Forschungsaufenthalt nach Koblenz kommen möchten, bei Fragen zum Aufenthalt und zur Finanzierung.
Angenommen ich möchte ins Ausland. Wie gehe ich vor?
Für ein Studium sollten Sie sich zunächst informieren, welche Partneruniversitäten wir haben, die mit ihrem Fachbereich zusammenarbeiten. Dann würde ich mich bei uns über Fördermöglichkeiten und Bewerbungsverfahren informieren und mit dem oder der jeweiligen Fachkoordinator:in sprechen, die dann auch den Kontakt zur Partneruniversität herstellen können. Wenn Sie ein Praktikum im Ausland machen möchten, können Sie ebenfalls zu uns in die Beratung kommen. Dann gilt es, sich zu informieren, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind und die Bewerbung fertigzustellen. Bei einem geplanten Auslandssemester sollte man klären, welche Prüfungsleistungen man an der ausländischen Universität ablegen möchte und welche hier zu Hause angerechnet werden können. Wir haben auf unserer Homepage viele Informationen und Hinweise zu einem Auslandsaufenthalt zusammengestellt. Ein Auslandsaufenthalt, ganz gleich ob Studium oder Praktikum, ist immer eine enorme Bereicherung. Die meisten Studierenden, die zurückkommen, würden am liebsten sofort den nächsten Aufenthalt planen, weil sie so viele gute Erfahrungen gesammelt haben.
Interview: Sarah-Maria Scheid